Life

Start der "Cheops"-Mission verschoben

Heute Redaktion
Teilen

Der Start der ESA-Mission Cheops ist vor dem Start automatisch gestoppt worden. Am Mittwoch soll es einen neuen Versuch geben. Mit an Bord auch reichlich Innovation aus Österreich.

Vor einer Woche durften die Schweizer Planetenjäger Michel Mayor und Didier Queloz den Nobelpreis für Physik 2019 für die Entdeckung des ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entgegennehmen. Am Dienstag sollte bereits der nächste Höhepunkt der europäischen Weltallforschung am Programm stehen.

Um 9.54 Uhr MEZ sollte von Kourou in Französisch-Guyana aus eine Sojus-Rakete das Cheops-Weltraumteleskop in eine Höhe von 700 Kilometer über der Erde bringen. Doch rund eine Stunde und zehn Minuten vor dem Start wurde der Countdown automatisch gestoppt. Die Gründe sind noch nicht bekannt und werden zur Zeit untersucht. An Mittwoch soll ein neuer Versuch unternommen werden.

Bestimmung der genauen Größe

Ist Cheops erst einmal an seinem Einsatzort, wird es künftig hunderte Sterne beobachten, von denen bekannt ist, dass sie von Planeten umkreist werden. Die Mission zielt auf Sterne ab, um die Planeten im Größenbereich von Erde bis Neptun kreisen.

Das Teleskop misst winzige Helligkeitsänderungen, die entstehen, wenn ein Planet vor seinem Zentralgestirn vorbeizieht. Aufgrund dieser Daten können die Wissenschaftler präzise die Größe des Planeten bestimmen. Denn diese Helligkeitsänderungen sind proportional zur Oberfläche des Transitplaneten. Ist zudem die Masse des Planeten bekannt, ermöglicht das Rückschlüsse über dessen Zusammensetzung und Struktur und letztendlich auch über die Wahrscheinlichkeit der Bewohnbarkeit.

Visualisierung des Weltraumteleskops bei der Erforschung von Exoplaneten (Quelle: ESA/ATG medialab)

Es werden also keine neuen Exoplaneten gesucht, sondern bereits bekannte genauer untersucht. Das ist neu. Obwohl inzwischen über 4.400 Exoplaneten bekannt sind, ist unser Wissen über sie noch sehr bescheiden. Das soll Cheops ändern und die Frage klären, ob der Aufbau unseres Sonnensystems die Norm oder ein Einzelfall ist.

Mit Hilfe der Erkenntnisse von Cheops sollen jene Planeten ausgewählt werden, bei denen sich eine genauere Untersuchung lohnt. Also auf welche Planeten künftig das James-Webb-Weltraumteleskop (frühestens ab 2021) oder das Extremely Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile (frühestens 2025) ausgerichtet werden sollen.

Ein großer Moment für Österreich

Cheops wurde in sieben Jahren unter der Leitung der Universität Bern entwickelt, doch auch Österreich mischte beträchtlich mit. Einer der beiden Bordrechner – über ihn läuft der gesamte Datenverkehr und die thermische Kontrolle – wurde am Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften in Graz entworfen. Auch die Steuersoftware für die hochgenaue Kamera trägt die rot-weiß-rote Handschrift des Instituts für Astrophysik in Wien. Die Stromversorgung ist eine Kooperationsarbeit aus Technologiekonzern RUAG und Weltrauminstitut.

Neben Cheops wird noch eine weitere spannende Neuentwicklung in die Umlaufbahn geschossen: Der Mini-Satellit OPS-Sat soll Experimente mit Kontrollsystemen und Software im Orbit ermöglichen, ohne dass man darauf auf konventionelle, wesentlich teurere Satelliten zurückgreifen muss. Es gibt bereits reges Interesse an der Entwicklung der Technischen Universität Graz. Über 17 Staaten und 100 Unternehmen haben sich bereits zu Flugversuchen mit OPS-Sat angemeldet.

Start live miterleben

Der Start des Weltraumteleskops sollte am 17. Dezember 2019 ab 9.30 Uhr MEZ im Livestream des ESA Web TV live übertragen werden. Auch die TU Graz wollte einen Stream liefern. Ärgerlich ist die Verzögerung auch für die zahlreichen Interessierten, die sich für die Launch-Events in Wien und Graz angemeldet hatten.

;