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Essstörungen nehmen durch Coronakrise zu

Heute Redaktion
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Die Coronakrise begünstigt das Auftreten von Essstörungen. Was macht die Pandemie mit Menschen, die dazu tendieren und wie können sie damit umgehen?

Bei den psychischen Erkrankungen zeigt sich durch die Coronakrise bereits jetzt eine steigende Tendenz. Auch Essstörungen treten derzeit häufiger auf, weiß Christy Harrison, Ernährungsberaterin und Autorin von Anti-Diet.

"Bei Menschen, die bereits eine Vorgeschichte mit gestörtem Essverhalten haben – das sind in den USA rund 75 Prozent aller Frauen – kann Social Distancing in Bezug auf das Essverhalten sehr triggernd wirken", erzählt sie gegenüber Bustle. Die neue Wahrnehmung könne "vermehrt zu gestörten Verhaltensweisen wie restriktivem Essen, Binge-Eating oder Bulimie" führen.

BEAT, eine amerikanische Organisation, die Menschen mit Essstörungen betreut, verzeichnet seit der Pandemie um 30 Prozent mehr Anrufe in ihrer Helpline. "Selbst Menschen, die zuvor ein gesundes Verhältnis zu Essen hatten, können getriggert werden, wenn der Zugang zu Lebensmitteln plötzlich nicht mehr so sicher erscheint", so die Expertin.

Die neue Unsicherheit durch die Krisensituation beeinflusst das Essverhalten. Dass Menschen, die sich unsicher fühlen, vermehrt zu Binge-Eating oder restriktiven Essgewohnheiten, beweist bereits eine Studie aus dem Jahr 2017 mit 500 Probanden. "Einsamkeit, Langeweile, Angst, Besorgnis, Traurigkeit oder das Gefühl, nicht produktiv und nützlich genug zu sein, begünstigen ein gestörtes Essverhalten", ist auch Ernährungsberaterin Jacqueline Stone im Gespräch mit Bustle überzeugt.

Verstärkter Kontrollverlust durch Krisensituation



Essen aus Langeweile, ein gestiegener Alkoholkonsum, ein schlechtes Gewissen durch ein erhöhtes Ausmaß an Speisen mit Kohlenhydraten (Nudeln, Pizza, Reis, Süßes) bei weniger Bewegung schleichen sich ein und können auch ein vorher gesundes Verhältnis zur Nahrung zerstören. Auch ein großer Vorrat an Lebensmitteln kann sich negativ auf die Rituale der Nahrungsaufnahme auswirken.

Menschen, die bereits einmal unter einer Essstörung gelitten haben oder eine ungesunde Beziehung zum Essen hatten, sind nun besonders gefährdet, rückfällig zu werden.

Vorsicht bei alten Mustern

Deswegen gilt, besonders sich selbst zu beobachten und darauf zu achten, ob man an sich bedenkliche Symptome bemerkt. Man sollte einerseits in dieser Ausnahmesituation nicht zu streng mit sich sein, andererseits alte Muster erkennen. Das betrifft nicht nur Erwachsene.

Kinder und Jugendliche ebenfalls gefährdet

Die Voraussetzungen wurden vor der Pandemie geschaffen. Mittlerweile sind einzelne Symptome von Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung schon normal geworden. 30 bis 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren zeigen bereits Anzeichen einer Essstörung. Dabei bildet die Ausgangslage häufig eine zu intensive und krampfhafte Beschäftigung mit gesundem Essen (Orthorexie) und der Angst sich mit Nahrung zu schaden, auf der anderen Seiten ein klassisches negatives, durch soziale Medien noch verschlechtertes Körperbild.

Hier findet man in Österreich Hilfe:

Hotline für Essstörungen – kostenlos, anonym und bundesweit

Tel.: 0800 20 11 20

Montag bis Donnerstag, 12 bis 17 Uhr (ausschließlich werktags)

E-Mail: [email protected]

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