Welt

EU boykottiert ab Montag den Großteil von russischem Öl

Die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten, Australien und die EU haben sich auf eine Preisobergrenze für russische Ölexporte geeinigt.

Um die russischen Einnahmen aus dem Öl-Export zu minimieren und gleichzeitig für eine Entspannung an den Energiemärkten zu sorgen, haben sich die EU-Staaten nach langem Ringen auf einen Preisdeckel für russisches Erdöl geeinigt
Um die russischen Einnahmen aus dem Öl-Export zu minimieren und gleichzeitig für eine Entspannung an den Energiemärkten zu sorgen, haben sich die EU-Staaten nach langem Ringen auf einen Preisdeckel für russisches Erdöl geeinigt
Yuri Smityuk / Tass / picturedesk.com

Der ab Montag geltende Preis von umgerechnet rund 57 Euro pro 159 Liter würde um bis zu neun Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl der Sorte Urals liegen. Um die Preisobergrenze durchzusetzen, soll geregelt werden, dass für russische Ölexporte wichtige Dienstleistungen künftig nur noch dann ungestraft geleistet werden dürfen, wenn der Preis des exportierten Öls die Preisobergrenze nicht überschreitet.

Fossiler Brennstoff

Mit der Preisobergrenze für russisches Öl soll etwas dagegen unternommen werden, dass Russland mit Gewinnen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe seinen Krieg in der Ukraine finanzieren kann. 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte am Abend, die mit der Gruppe der führenden westlichen Industrienationen (G-7) und anderen koordinierte Preisobergrenze werde Russlands Einnahmen "signifikant reduzieren“. Zudem werde sie helfen, die globalen Energiepreise zu stabilisieren, was den Schwellenländern weltweit zugutekommen werde.

Ukraine protestiert

Für die Ukraine ist der vereinbarte Preisdeckel nicht niedrig genug. Er sollte auf 30 Dollar pro Barrel halbiert werden, sagte der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak: „Damit kann die Wirtschaft des Feindes schneller zerstört werden.“

EU-Boykott am Montag

Ziel ist es, den russischen Finanzen zu schaden, gleichzeitig einen starken Ölpreisanstieg zu verhindern, der eintreten könnte, wenn russisches Öl plötzlich vom globalen Markt verschwindet. Die EU boykottiert ab Montag den Großteil des russischen Öls.

Dabei geht es um Rohöl, das auf dem Schiffsweg transportiert wird. Versicherungsunternehmen und andere Firmen, die beim Export von Öl zum Zug kommen, dürfen sich nur um russisches Rohöl kümmern, wenn dieses nicht mehr als die Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel kostet.

Wie würde Öl weiterhin in die globale Wirtschaft gelangen?

Indem die Vorgabe für die Versicherungsunternehmen durchgesetzt würde, könnte die Menge russischen Rohöls auf dem globalen Markt so stark reduziert werden, dass die Ölpreise zunehmen. Das könnte westlichen Wirtschaften zu schaffen machen.

Russland könnte trotz des Embargos höhere Einnahmen mit dem Export von Öl erzielen. Russland ist der zweitgrösste Ölproduzent der Welt. Es hat bereits einen Grossteil seiner Öllieferungen zu einem reduzierten Preis nach Indien, China und andere Länder in Asien umgeleitet, nachdem sich westliche Verbraucher von russischem Öl abwandten.

Welche Auswirkungen würden verschiedene Preisobergrenzen haben?

Eine Preisobergrenze von 60 Dollar werde kaum Auswirkungen auf die russischen Finanzen haben, sagt der Energiepolitik-Experte Simone Tagliapietra von der Denkfabrik Bruegel in Brüssel. Sie werde "fast unbemerkt bleiben", weil das annähernd der Wert sei, zu dem russisches Öl bereits verkauft werde.

"Die Obergrenze könnte mit der Zeit gesenkt werden, wenn wir den Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin erhöhen wollen", so Tagliapietra. "Das Problem ist: Wir haben bereits viele Monate damit verbracht, auf eine Maßnahme zu warten, mit der die Ölprofite Putins eingeschränkt würden."

Ein Chefökonom am Institute of International Finance in Washington, Robin Brooks, hatte vergangene Woche bei Twitter argumentiert, eine Preisobergrenze von 30 Dollar würde "Putin die Finanzkrise bescheren, die er verdient".

Russisches Regime will sich nicht an Obergrenze halten

Russland hat angekündigt, sich nicht an eine Preisobergrenze zu halten. Länder, die anhand der Preisobergrenze agierten, bekämen kein Öl mehr geliefert, gab die Regierung an. Käufer von Öl in China und Indien werden die Preisobergrenze womöglich auch nicht einhalten. China oder Russland könnten zudem eigene Versicherungsanbieter einsetzen, um die Unternehmen zu ersetzen, die vom internationalen Embargo betroffen sind.

Russland könnte auch versuchen, Ölverkäufe zu verschleiern, indem es nicht klar zuzuordnende Tankschiffe nutzt oder Öl von einem Schiff auf ein anderes verlegen und mit anderem Öl mischen lässt, um den Ursprung des Öls geheim zu halten.

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