Jetzt wird’s ernst für Schnäppchenjäger! Die EU-Kommission will eine neue Zusatzgebühr in Höhe von 2 Euro auf Päckchen aus Drittstaaten einführen – etwa auf Bestellungen bei beliebten Plattformen wie Shein oder Temu. Laut EU-Handelskommissar Maros Sefcovic soll die Abgabe helfen, steigende Kosten beim Zoll zu decken. Denn immer mehr Pakete überschwemmen Europas Grenzen – und das hat seinen Preis.
"Wir sprechen über 2 Euro pro Paket", sagte Sefcovic am Dienstag im Binnenmarktausschuss des Europaparlaments. Die Abgabe soll für Sendungen an Privatpersonen gelten. Für Lieferungen an Warenlager ist eine reduzierte Gebühr von 50 Cent geplant.
Hintergrund ist der Boom bei asiatischen Onlinehändlern: Im Vorjahr wurden laut Kommission 4,6 Milliarden Pakete aus Drittländern in die EU importiert – Tendenz steigend. Der Verwaltungsaufwand beim Zoll wächst, ebenso wie die Bedenken hinsichtlich Produktsicherheit. Laut Tests von Konsumentenschützern sind über 90 Prozent der Billigprodukte aus China nicht EU-konform – oft stecken sogar giftige Chemikalien drin.
Die EU will deshalb nicht nur schärfer kontrollieren, sondern auch die Plattformen selbst stärker in die Pflicht nehmen. Laut Sefcovic soll die neue Gebühr von der jeweiligen Verkaufsplattform bezahlt werden – diese könnte sie jedoch an die Kunden weitergeben, etwa durch höhere Preise.
Für viele Konsumenten heißt das: Billig ist künftig nicht mehr ganz so billig. Der Vorschlag soll in den nächsten Wochen offiziell präsentiert werden – eine Zustimmung der Mitgliedsstaaten steht noch aus.
Der Handelsverband begrüßt die gestrige Ankündigung von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic im Binnenmarktausschuss des Europaparlaments, eine Paketgebühr von 2 Euro auf Direktimporte aus Drittstaaten wie China einzuführen. Damit wird eine wichtige Forderung aus dem PLAN H des Handelsverbands sowie aus dem Ende April präsentierten Aktionsplan von HV und Greenpeace aufgegriffen, um die strukturelle Benachteiligung europäischer Händler gegenüber Fernost-Plattformen wie Temu und Shein zu reduzieren.
"Die Einführung einer Gebühr auf Drittstaaten-Pakete zählt zu den zentralen Forderungen des Handelsverbands. Es freut uns sehr, dass diese Empfehlung nun auch von der EU-Kommission aufgegriffen wurde. Die Botschaft ist auf oberster Ebene angekommen, das ist positiv", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.
"Entsprechende Pläne kennen wir aus Brüssel bereits seit Februar, tatsächlich in Kraft getreten ist aber bis heute nichts. Jetzt braucht es einen konkreten Umsetzungszeitpunkt, nachdem allein in 2024 rund 4,6 Milliarden Pakete mit Waren unter 150 Euro aus Fernost nach Europa geliefert wurden. Es ist höchste Zeit, hier die Stopptaste zu drücken", so Will.
Die geplante Paketgebühr soll dazu beitragen, die Zollbehörden bei der Kontrolle der enormen Menge an Billigimporten aus Fernost zu entlasten und sicherstellen, dass importierte Produkte den EU-Sicherheitsstandards entsprechen.
Im internationalen Vergleich ist die von der Kommission vorgeschlagene Gebühr von 2 Euro pro Paket übrigens sehr niedrig. In den USA werden unter der Trump-Administration beispielsweise 100 US-Dollar pro Paket bzw. alternativ ein Zoll in Höhe von 54 Prozent auf alle B2C-Pakete aus China unter einem Warenwert von 800 Dollar erhoben.
Madeleine Drescher, Expertin für Handelspolitik, sagt: "Die geplante EU-Paketabgabe von zwei Euro pro Sendung ist ein erster Schritt, aber noch lange nicht genug. Damit werden weder Klimaschäden durch die Luftfracht gedeckt, noch die zusätzliche Umweltverschmutzung durch die vielen Wegwerfprodukte, übermäßigen Verpackungen und giftigen Chemikalien abgebildet. Die EU muss das Problem endlich an der Wurzel packen und dieses katastrophale Geschäftsmodell beenden."