Politik

Ex-Minister Kickl ärgert sich über Nachfolger Ratz

Der entlassene Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) lässt in einem Interview kein gutes Haar an Sebastian Kurz. Die ÖVP spiele ein falsches Spiel.

Heute Redaktion
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In einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" erhebt der ehemalige Innenminister und designierte FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl schwere Vorwürfe gegen Altkanzler Sebastian Kurz. Dieser habe sich nicht an Abmachungen gehalten.

Kickl nennt ein internes Gespräch, das nach Auftauchen der Ibiza-Videos stattgefunden habe. Im Zuge dieser Beredung, an der neben Kurz und Kickl auch Heinz Christian Strache und ein Vertrauter des Kanzlers teilnahm, sei vereinbart worden, dass die Koalition fortgeführt werden könne, wenn Strache und Johann Gudenus ihre Rücktritte erklärten.

Dass eine Fortführung der Zusammenarbeit an einen Rückzug Kickls aus dem Innenministerium geknüpft gewesen sei, war laut Kickl in diesem Gespräch kein Thema. Kickl glaubt, dass hinter dieser Forderung mächtige Landesvertreter der ÖVP stehen.

Wehmut und Kritik

Die Entlassung als Innenminister tue ihm "leid". Er habe die Aufgabe mit "viel Patriotismus" erfüllt, so Kickl, der auch nicht mit Kritik an seinem Nachfolger sparte. Kurzzeit-Innenminister Eckart Ratz hatte etwa als eine der ersten Amtshandlungen die umstrittene 1,50-Euro-Verordnung rückgängig gemacht.

Viele der Entscheidungen, die Ratz nun rückgängig gemacht hat, seien von der Mehrheit der Österreicher begrüßt worden. "Eckart Ratz agiert wie ein Innenminister im Auftrag der NGOs", wettert Kickl gegen seinen Nachfolger.

Ibiza-Video: Kickl sieht "Spuren zur ÖVP"

Aufhorchen lässt Kickl auch mit einer Aussage bezüglich "Ibiza-Video": "Sowohl was Herstellung als auch Verbreitung des Videos betrifft, könnten Spuren zur ÖVP führen". Das sei auch der Grund seiner Entlassung gewesen: "Ein blauer Innenminister, der auch in diese Richtung nachdenkt, musste deshalb verhindert werden", sagte Kickl zur "TT".

Er jedenfalls habe das "größte Interesse" an der Aufklärung der Hintergründe. Kickl kritisiert die Justiz, die von Anfang an "auf der Bremse" gestanden sei. Die ausbleibenden Ermittlungen von Ober- und Korruptionsstaatsanwaltschaft diskreditiert Kickl als "Wochenendeifer".

Keine SP/FP-Koalition in Sicht

Einer rot-blauen Zusammenarbeit erteilte Kickl in dem Interview eine Absage. Von der Sozialdemokratie "trennen mich ideologische Lichtjahre", sagte Kickl, der in der Unterstützung des Misstrauensantrags der SPÖ eine "reine Notwehrgemeinschaft" sieht.

Seinem ehemaligen Regierungskollegen Heinz-Christian Strache rät Kickl, sein EU-Mandat nicht anzunehmen. Zwar könne er der Entscheidung Straches nicht vorgreifen, eine Inanspruchnahme des Mandats würde aber den "Gegnern eine Flanke" bieten.

(mr)