Wirtschaft

Ex-OMV-Boss sagt Gas-Hammer in nur 18 Monaten an

Ende 2024 ist Schluss mit russischem Gas in Österreich, sagt Ex-OMV-Vorstand Gerhard Roiss. Würde nicht schnell gehandelt, werde die Lage dramatisch.

Rene Findenig
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der OMV, Gerhard Roiss, am Mittwoch in der ORF-"ZIB2".
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der OMV, Gerhard Roiss, am Mittwoch in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

In der OMV rumort es. Unter Buh- und "Raus"-Rufen anderer Aktionäre haben Klimaaktivisten am Mittwoch den Beginn der OMV-Hauptversammlung gestört. Die Aktivisten kritisierten, dass die OMV im Vorjahr 5,2 Milliarden Euro Gewinn erzielte, während sich zur gleichen Zeit viele Menschen das Heizen nicht mehr leisten konnten. Sie forderten den Ausstieg aus Öl und Gas. Bei der zweiten Störung wurden die Aktivisten aus dem Saal geschmissen.

Aber auch der Ex-Vorstandschef Rainer Seele bereitete Sorgen. Die Stimmen der beiden Kernaktionäre Staatsholding ÖBAG und staatlicher Ölkonzern von Abu Dhabi ADNOC reichen schließlich dafür aus, Seele zu entlasten. Aber: Bis auf die beiden Hauptaktionäre taten dies kaum andere Aktionäre. Nach einer Sonderprüfung, die kein "einklagbares Fehlverhalten" ergab, empfahl der Aufsichtsrat jedoch die Entlastung – und wohl auch Millionen-Boni zum Abgang.

Seele wurde unter anderem vorgeworfen, mehrfach gegen die Compliance-Regeln des Konzerns verstoßen zu haben sowie die OMV zu sehr an Russland gebunden zu haben. Und: In der OMV tobt ein Ausrichtungsstreit, wegen Klimasorgen, aber auch Tendenzen verstärkt Richtung Chemie. Einer, der die OMV kennt wie kaum ein anderer, nahm am Mittwochabend in der ORF-"ZIB2" Stellung: der ehemalige Vorstandsvorsitzende der OMV, Gerhard Roiss, war zu Gast bei Moderator Martin Thür.

"Möchte ich gar nicht kommentieren"

"Die Entlastung von Rainer Seele ist Sache des Aufsichtsrats, das möchte ich auch gar nicht weiter kommentieren", so Roiss, einer der heftigsten Kritiker von Seele in der Vergangenheit. Seine Zielsetzung 2014 sei gewesen: Ein Drittel Gas aus Russland, ein Drittel aus Norwegen und ein Drittel aus Rumänien. Man habe aber dagegen entschieden und alle Karten auf Russland gesetzt, habe sich abhängig gemacht, und das in aller Öffentlichkeit. "Bis heute unerklärlich", so Roiss. 

Sei man im Nachhinein immer klüger, wenn Russlands Gas damals das günstigste war? Das russische Gas sei nicht immer das billigste gewesen, so Roiss, es sei damals auch das Projekt Southstream verhandelt worden. Das mit Gaslieferungen aus dem Süden auch 50 Prozent den europäischen Unternehmen garantiert werden hätte sollen, sei interessant gewesen, so Roiss. Und dann der Knaller: Österreich, das zu 78 Prozent von russischem Gas abhängig sei, werde Ende 2024 gar kein russisches Gas mehr nach Österreich bringen können, "weil es keine Pipeline dafür mehr gibt".

"Das Prinzip Hoffnung verlassen"

Die Verträge würden auslaufen und nicht erneuert, so Roiss, es gebe keine Alternative. Es gebe aber jetzt einen eineinhalb Jahre langen Zeitraum, in dem es konkrete Schritte brauche, so der ehemalige OMV-Vorstand. Man müsse endlich das "Prinzip Hoffnung verlassen und in konkretes Krisenmanagement einsteigen, das fehlt in Österreich". Man habe aktuell ein "Zwischenhoch" erlebt, wo genug Gas in Europa vorrätig und halbwegs günstig war, "nur das wird nicht anhalten".

Der tiefe Gaspreis komme daher, dass man momentan 80 Prozent russisches Gas in Österreich habe, damit werde es aber vorbei sein, wenn Ende 2024 das russische Gas weg sei. "Da haben wir in Europa ein Marktversagen", so Roiss. Um vom russichen Gas unabhängig zu werden, bedürfe es deshalb staatlicher Maßnahmen. Was Roiss aber auch sagte: Man könne in den verbleibenden eineinhalb Jahren diese Probleme lösen – wenn man nur schnell ins Handeln komme.

    Die Aktivisten kritisierten, dass die OMV im Vorjahr 5,2 Milliarden Euro Gewinn schrieb, während sich viele Menschen das Heizen nicht mehr leisten konnten.
    Die Aktivisten kritisierten, dass die OMV im Vorjahr 5,2 Milliarden Euro Gewinn schrieb, während sich viele Menschen das Heizen nicht mehr leisten konnten.
    ROMAN PAYER / APA / picturedesk.com
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