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Experte: Dominik N. braucht Sicherheit und Schutz
Nach 139 Tagen war das Martyrium von Jemen-Geisel Dominik N. am Mittwoch zu Ende, seit Donnerstag befindet er sich wieder in Österreich. Laut Kriseninterventionsexperte Claudius Stein benötigt der 26-Jährige nun Sicherheit und Schutz. Nach nach einem solchen traumatischen Erlebnis müssen allerdings nicht unbedingt Folgeschäden auftreten.
Nach 139 Tagen war das , seit Donnerstag befindet er sich wieder in Österreich. Laut Kriseninterventionsexperte Claudius Stein benötigt der 26-Jährige nun Sicherheit und Schutz. Nach nach einem solchen traumatischen Erlebnis müssen allerdings nicht unbedingt Folgeschäden auftreten.
"Sicherheit und Schutz für die Opfer sind das oberste Gebot", sagte der Leiter des Kriseninterventionszentrums Wien, Claudius Stein. Der 26-Jährige brauche jetzt Unterstützung und Hilfe durch seine Mitmenschen, insbesondere jener, die ihm am nächsten stehen, erklärte der Psychotherapeut. Wichtig sei eine Umgebung, in der sich der Betroffene geschützt und geborgen fühlen kann. Die Psyche müsse sich erst umstellen, dass die Gefahr vorbei ist, das brauche Zeit.
Es benötige "Menschen, die Anteil nehmen und Verständnis zeigen, dass jemand in der Situation vielleicht belastet ist". Betroffene müssen die Möglichkeit haben, in dem Ausmaß wie sie es wollen, mit jemanden über das Erlebte reden zu können. Dafür benötige es auch jemanden, der das ertragen kann. Bei sehr gravierenden Ereignissen wie tödlichen Bedrohungen könne auch professionelle Hilfe angebracht sein, sagte Stein.
Allerdings dürfe man die "Selbstheilungskräfte nicht unterschätzen". Eine Entführung oder Geiselnahme kann für Opfer Folgeschäden haben, muss es aber nicht. "Posttraumatische Reaktionen müssen sich nicht notwendigerweise entwickeln", sagte Stein. Derartige Ausprägungen seien individuell sehr unterschiedlich. Posttraumatische Reaktionen ziehen sich im Normalfall über sechs Wochen bis zwei Monate nach dem Vorfall. Hält die Symptomatik an, handelt es sich um eine posttraumatische Störung, nach sechs Monaten um eine chronische Störung, sagte der Psychotherapeut.
Opfer müssen Geschehen erst verarbeiten
Ein derartiger Vorfall überfordert die Verarbeitungsmöglichkeit von Menschen, vor allem wenn man mit dem Tod bedroht wird. Das war bei Dominik N. der Fall, Ende Februar war ein Video aufgetaucht, in dem der Österreicher unter vorgehaltener Waffe an die Republik und andere Staaten gerichtete Geldforderungen vorbrachte. Hierbei spricht man von "akuter Traumatisierung", erklärte der Therapeut. Betroffene hätten das Gefühl, "vollkommener Ohnmacht, ausgeliefert zu sein".
Insgesamt unterscheidet der Experte drei Symptomgruppen: Zum einen befinden sich Betroffene auch nach dem Vorfall noch in einem "Zustand fortgesetzter Alarmiertheit". "Hier ist das stressverarbeitende System überarbeitet, es gelingt nicht, von jetzt auf sofort den Modus der Bedrohtheit umzustellen". Betroffene "bleiben alarmiert, können nicht schlafen, schrecken hoch". Eine zweite Möglichkeit sei, dass das Gehirn versucht, die Situation zu verarbeiten, indem es das Erlebnis immer wieder abspielt. Dazu zählen "Albträume und Flashbacks unter Tags", sagte Stein. "Das ist wie ein zerbrochener Spiegel, im Gehirn bleiben Erinnerungsfetzen hängen."
Auch für Angehörige belastend
Als Reaktion auf die anhaltende Alarmiertheit und Flashbacks ist es möglich, dass Betroffene der Situation auszuweichen versuchen. "Sie ziehen sich zurück und versuchen alles zu vermeiden, was sie daran erinnern kann", sagte Stein. Doch auch für Angehörige kann eine Geiselnahme "massiv belastend" sein. Auch hier gebe es "unterschiedliche Reaktionen", eine professionelle Unterstützung ist laut dem Experten sinnvoll.