Coronavirus

Experte erklärt, warum Corona außer Kontrolle gerät

Nach Wochen des Durchatmens explodieren in einigen Ländern die Infektionszahlen wieder. Kein Land ist vor solch einem Anstieg gefeit.

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Die Corona-Zahlen steigen.
Die Corona-Zahlen steigen.
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Fast 10’000 Corona-Neuinfektionen in Frankreich, rasant ansteigende Fallzahlen in Spanien, und auch in Tschechien spitzt sich die Lage zu. Szenarien, die laut Experten durchaus auch auf andere Länder zutreffen können. Auch Österreich verzeichnet steigende Fallzahlen. Denn die Geschehnisse könnten mit einem Phänomen zu tun haben, das aus der Physik stammt: der Perkolation (von lat. "percolare" – "durchsickern").

Auch Epidemiologen nutzen dieses Modell. Die sogenannte Perkolationstheorie geht davon aus, dass der Moment, ab dem ein Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten kann, vom Überschreiten eines bestimmten Schwellenwerts abhängt.

Am Beispiel von Kaffee erklärt

Was das genau meint, erklärte Christian Drosten, Virologe an der Charité Berlin, in seinem Podcast am Beispiel einer klassischen Filterkaffeemaschine: Wenn das heiße Wasser auf das im Filter befindliche Kaffeepulver tropft, versickert es, ohne dass unten Kaffee raustropft. Zunächst quillt das Pulver nur auf. Von trinkbarem Kaffee ist nichts zu sehen. Aber "plötzlich kommt für jeden Tropfen, den ich oben reintue, ein Tropfen unten raus".

Der Grund: Mit der Zeit bahnen sich die Wassertropfen einen Weg durch die Hohlräume im Pulver – bis schließlich eine durchgehende Verbindung von oben nach unten entsteht und das Wasser problemlos passieren kann. Kurz: Die Schwelle wurde überschritten, und es gibt kein Halten mehr.

Schleichender Kontrollverlust

Übertragen auf die Ausbreitung von Sars-CoV-2 bedeutet das: Erst breitet sich das Virus in Clustern aus, und die Anzahl der Infektionen steigt nur langsam. Solange man diese Gruppen mittels Contact-Tracing nachvollziehen und isolieren kann, lässt sich die Ausbreitung des Virus weitgehend verhindern.

Mischen sich die Betroffenen aber unters Volk – etwa bei Großveranstaltungen oder auf Reisen –, verbinden sich einzelne Gruppen vorübergehend zu größeren Clustern, wodurch das Virus leichter weiterwandern kann – und zwar ohne dass das zunächst auffällt. Doch sobald eine gewisse Schwelle überschritten ist und zu viele unentdeckte Cluster vernetzt sind, taucht Sars-CoV-2 schlagartig an vielen Orten zugleich auf. Im schlimmsten Fall lassen sich die Infektionsketten dann nicht mehr kontrollieren, so Drosten. "Ich habe das Gefühl, das ist, was wir gerade in Frankreich sehen."

Warum ausgerechnet Frankreich derzeit so einen steilen Anstieg verzeichnet, ist unklar. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand dort etwas falsch gemacht hat", so Drosten. Es könnte daran liegen, dass der französische Lockdown im Frühling aggressiver war als beispielsweise derjenige in Deutschland. Dadurch könnte "mehr Infektionsmasse im Hintergrund" sein. "Es wäre eine Erklärung für das, was wir jetzt haben."

"Möglichkeit, dass wir uns etwas vormachen"

Wo der Schwellenwert in einem Land liegt, lässt sich laut dem Virologen nicht pauschal sagen. "Die Mobilität in der Bevölkerung, die durchschnittliche Reiseweite, die Größe der Haushalte, die Größe der Sozialsituationen." All das spiele da mit rein, sagt Drosten.

Er warnt davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. "Es gibt die Möglichkeit, dass wir uns da auch etwas vormachen, wenn wir uns sagen: Das läuft ja im Moment ganz gut, dann machen wir mal so weiter wie bisher." Schließlich könne es in jedem Land zum Perkolationseffekt kommen – und die Lage plötzlich außer Kontrolle geraten.

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