Noch am Wochenende intensivierte die russische Armee die Angriffe auf die Ukraine. Laut ukrainischen Beobachtern wurden in der Nacht auf Montag mehr als 100 russische Drohnen registriert – viele davon vom Typ Shahed. Besonders betroffen war diesmal der Süden: Die Hafenstadt Odessa wurde vom Schwarzen Meer aus attackiert. Auch im Osten und Norden des Landes heulten die Alarme. Die ukrainische Luftwaffe bestätigte massive Angriffe, sprach von einem koordinierten Drohnenschwarm.
Auch die Hauptstadt Kiew geriet zuletzt wieder verstärkt ins Visier von Putins Truppen. An mehreren Frontabschnitten im Osten der Ukraine rücken die Russen kontinuierlich vor. Wie lange kann diese dem Druck noch standhalten? Dazu war Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt am Dienstag live zu Gast im "ZIB2"-Studio.
Aktuell befinde man sich in einem Abnützungskrieg, so der Experte. Ein solcher werde nicht durch Geländegewinne entschieden, sondern durch den Ressourcenverbrauch. Russland habe bereits vergangenen Sommer das Momentum gewinnen können. Beobachter würden erkennen, dass die Russen langsam vormarschieren würden – "aber sie marschieren vor", so die Knallhart-Analyse von Reisner.
Die Ukraine habe indes mit einer Knappheit an verfügbaren Soldaten zu kämpfen. Und auch was die Unterstützung Dritter betrifft, habe Moskau die besseren Karten. "Russland hat auch die besseren Verbündeten, das muss man klar sagen", spricht der Bundesheer-Oberst nicht zuletzt China an.
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat zuletzt wiederholt betont, dass es keine Reichweitenbegrenzung mehr für Waffen, die an die Ukraine geliefert werden, geben soll. Für Reisner ist das unausweichlich. Denn um Russland militärisch besiegen zu können, brauche es wiederholte Angriffe auf Militäreinrichtungen. Diese würden aber viel zu selten erfolgen, um einen entscheidenden Effekt auf das Kampfgeschehen nehmen zu können.
Reisner erklärte das am Beispiel der Taurus-Marschflugkörper. Diese müssten über 14 Tage, drei Wochen hinweg täglich dutzendfach eingesetzt werden, was aber nicht geschehe. Zwar komme es alle paar Wochen zu "spektakulären Einsätzen". Diese hätten aber keinen nachhaltigen Effekt.
Schließlich wurde Reisner noch zu Donald Trump befragt. Diesen sieht er als "Königsmacher". Die USA würden eine entscheidende Rolle spielen, hier gebe es ein stetiges "Hin und Her". Das Problem: Kiew könne sich nicht auf die USA als ihren wichtigsten Verbündeten verlassen. Man sehe zudem in jüngsten Äußerungen von Donald Trump in Richtung Wladimir Putin, dass sich die Situation hochschaukle. Hier sei die "gute Nachricht", dass es im Hintergrund Geheimdiplomatie gebe, bei der versucht werde, auszuschließen, dass es zur Eskalation kommt.