X-Aus in Europa?

Experte verrät, was Elon Musk "zutiefst verabscheut"

Der Tech-Milliardär Elon Musk soll darüber nachgedacht haben, die Online-Plattform X in der EU zu sperren. Ein Digitalexperte ordnet ein.

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Experte verrät, was Elon Musk "zutiefst verabscheut"
Die neuen Gesetze, mit denen die EU gegen Hassreden im Internet vorgeht, passen Elon Musk nicht.
REUTERS

Das neue Digital-Gesetz der Europäischen Union verpflichtet Online-Plattformen, illegale Inhalte wie Hassreden zu löschen. Tech-Milliardär Elon Musk ist nun angeblich zu einem radikalen Schritt bereit und erwägt laut "Business Insider", seine Online-Plattform X (ehemals Twitter) in der Europäischen Union zu sperren. Musk selbst dementiert, über einen Rückzug nachgedacht zu haben, und nennt den Bericht "völlig falsch". Wieso es dennoch denkbar ist, dass X bei uns bald der Vergangenheit angehört, erklärt der Digitalexperte von Comparis, Jean-Claude Frick.

Wie realistisch ist es, dass Elon Musk die Online-Plattform X in Europa sperrt?

Aus der Sicht von Musk sind die Gesetze, mit denen die EU gegen Fake News und Hassreden im Internet vorgeht, mit Zensur gleichzusetzen. Das passt nicht zu seiner Vorstellung von "Free Speech". Es ist darum durchaus realistisch, dass Musk die Online-Plattform X aus Europa zurückzieht. Um verbotene Inhalte auf der Plattform zu verhindern, bräuchte es eine aufwändige Moderation der Inhalte. Und Musk hat definitiv keine Lust, für etwas, was er zutiefst verabscheut, Geld auszugeben.

Was ist von dieser Drohung zu halten?

Das gehört zu Musks Spiel. Mit der Drohung will er Gegendruck aufbauen. Allerdings wird sich die EU davon nicht beeindrucken lassen. Auch Musk wird wissen, dass die EU nicht einknicken wird, aber er schaut einfach mal, was er damit erreicht. Hauptsächlich ist die Drohung einfach Eigen-PR. Bei seinem eigenen Publikum kann er sich als Opfer darstellen und die Erzählung von der "bösen" EU, die ihm vorschreiben wolle, wie er zu geschäften habe, weiterverbreiten. Auch wenn Musk die Drohung nicht öffentlich bestätigt, machen sich er und die Führungscrew von X sicherlich Gedanken über einen möglichen Rückzug aus Europa. Genau wie beim Kauf von X dementierte er anfängliche Berichte auch.

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    Facebook, Instagram, YouTube und selbst Elon Musks hauseigener X-Dienst werden momentan von...
    Facebook, Instagram, YouTube und selbst Elon Musks hauseigener X-Dienst werden momentan von...
    Screenshot YouTube

    Was passiert, sollte sich Musk über die EU-Gesetze hinwegsetzen?

    Die EU könnte sehr hohe Bußen aussprechen – bis zu zehn Prozent des Umsatzes. Das wäre für Musk ein großes Problem.

    Würde ein Rückzug aus Europa der Online-Plattform X nicht schaden?

    Wenn das, was in Europa passiert, auf X nicht mehr stattfände, verliert die Plattform weltweit an Relevanz. Gleichzeitig würde die Konkurrenz von X (zum Beispiel Mastodon oder Bluesky) gestärkt, weil die europäischen Nutzerinnen und Nutzer auf andere Kurznachrichtendienste umsteigen würden. Dennoch: Rein finanziell würde der Verlust des europäischen Geschäfts für die Plattform kaum einen Unterschied machen, da X in Europa nur wenig Einnahmen generiert. Wegen des toxischen Umfelds verzichten schon heute viele große Firmen auf Werbung auf X.

    Wäre auch die Schweiz von einer Sperrung von X betroffen?

    Ja, amerikanische Firmen unterscheiden in der Regel nicht zwischen der EU und Europa. Sollte Musk X in der EU sperren, dann sicher auch in der Schweiz. Das sieht man beispielsweise auch beim Kurznachrichtendienst Threads. Meta schränkt die Applikation unter Verweis auf die Digital-Gesetze in der EU und in der Schweiz stark ein. Das, obwohl die App keine Schweizer Datenschutzbestimmungen verletzt.

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