Wirtschaft

Experten fordern Geld-Bonus für Gas-sparende Haushalte

WIFO-Chef Felbermayr erklärt, wem bei einem Gas-Stopp als erstes der Hahn zugedreht wird und wie es mit der Inflation weitergeht.

Leo Stempfl
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Die Gasspeicher sind derzeit nur zu etwas über 20 Prozent gefüllt.
Die Gasspeicher sind derzeit nur zu etwas über 20 Prozent gefüllt.
NIBOR / Action Press / picturedesk.com

Österreich hat sich in den vergangenen Jahren in die missliche Lage manövriert, beinahe vollständig von russischem Erdgas abhängig zu sein. Gleichzeitig wohnen hier (insbesondere in Wien) überdurchschnittlich viele Menschen zur Miete, in Altbauten und müssen mit Gas heizen.

Um die Abhängigkeit von eben jenem Gas aus Russland endgültig zu beenden, hat die Bundesregierung am Mittwoch ein erstes Maßnahmenpaket vorgestellt. Nun gilt es, so schnell wie möglich Puffer aufzubauen, sollte Putin des Gashahn zudrehen. Aber auch so will man möglichst komplett weg von russischem Gas.

Regierung will Putin-Gashahn jetzt schnell zudrehen >>

Anreize gefordert

Im "Ö1-Morgenjournal" fordert der erfahrene WIFO-Ökonom Jürgen Janger, schon jetzt Anreize zur Sparsamkeit zu setzen. "Jedes bisschen Gas, das wir jetzt einsparen, haben wir im Herbst dann mehr zur Verfügung." Möglich seien hier etwa weitere Rabatte, wenn man seinen Gasverbrauch im Vergleich zu einem Durchschnitt der letzten Jahre gesenkt hat.

So oder so müsse man schon jetzt mit den Planungen anfangen, denn bis neue Mechanismen stehe, steht auch die Heizsaison wieder vor der Tür. Diese müssten im Herbst 2022 auch wirklich helfen, "sollte es zu einer Gas-Knappheitssituation kommen".

Ohne Gas wird's finster

Im "Morgenjournal" führte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr anschließend aus, welche Industrien bevorzugt behandelt werden müssten, wenn es zu einem Lieferstopp kommt. Natürlich würde jede Branche sich selbst als systemkritisch sehen, doch ganz oben würde die Stromerzeugung priorisiert werden. "Ohne Gas kann die Stabilität der Netze nicht gewährleistet werden."

Danach würden die Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen kommen. "Aber dann wird's schon schwierig." Ganz unten würden jedenfalls etwa Schwimmbäder stehen. Ohne beheizte Becken könnte man immerhin auch ganz gut durch den Winter kommen.

"Dann wird es schwer"

Erklärtes Ziel der Regierung ist, bis Herbst die Speicher zu 80 Prozent aufzufüllen, um sich selbst versorgen zu können. Auch das ist aber von Russland abhängig. Wird eine Leitung zerstört oder stoppt Putin tatsächlich von heute auf morgen die Lieferung, "dann wird es schwer".

Weil aber nicht nur Österreich verzweifelt auf der Suche nach Alternativen ist, macht das die Beschaffung schwierig. "Das wird also ganz sicher sehr teuer." Felbermayr ist skeptisch, ob es überhaupt möglich ist, die Menge komplett zu ersetzen. 

Besonders die Bevölkerung vor Herausforderungen stellt die Rekord-Inflation von aktuell 7,2 Prozent. "Wir hoffen, dass es in der zweiten Jahreshälfte eine leichte Entspannung gibt." Dann seien die größten Preissprünge beim Erdöl durch. Entwarnung könne man aber nicht geben, denn "überall, wo Energie notwendig ist, steigen die Preise".

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    Angelika A. hat Probleme mit Stromanbieter.
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