Coronavirus

Experten packen aus: Nur so geht es ohne Impfpflicht

Für mehr Impfungen im Pflichtschulalter plädierten Mediziner am Dienstag. Ohne sie würden schwere Kinderkrankheiten nach Österreich zurückkehren.

Rene Findenig
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Ein Schüler wird gegen Corona geimpft. Die Mediziner hoffen auf eine baldige Kinder-Impfung.
Ein Schüler wird gegen Corona geimpft. Die Mediziner hoffen auf eine baldige Kinder-Impfung.
ALEX HALADA / AFP / picturedesk.com

Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Ggesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, Thomas Skezeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und Karl Zwiauer, Facharzt für Kinder und Jugendheilkunde sowie Mitglied des Nationalen Impfgremiums, plädierten am Dienstag in einer Pressekonferenz für mehr Bewusstsein bei Kinder- und Schulimpfungen. Es gebe dabei ein regelrechtes "Impfdilemma", man wolle verhindern, dass das Vertrauen verloren gehe.

Zahlreiche Impfungen etwa gegen FSME oder Pneumokokken seien im Vorjahr rückläufig gewesen, die Erkrankungen angestiegen, so das Experten-Trio. Die Situation bei ansteckenden Krankheiten werden sich zudem höchstwahrscheinlich im Winter 2021 verschärfen, sollte das Maskentragen zurückgefahren werden, so Zwiauer. Es sei "eine Problematik, die hoffentlich nicht zum Tragen kommt, wenn wir Impfschutz nachholen. "Nur dann wird es uns gelingen, das vermehrte Auftreten von Infektionen zu verhindern".

"Impfungen nachholen"

Neben Corona gebe es auch andere und schwere Erkrankungen, "wo wir durch Impfungen bereits im Kindesalter die Verbreitung verhindern konnten", so Szekeres. Doch die Impfzahlen der Schutzimpfungen sei insgesamt, "diese Impfungen sind unbedingt nachzuholen", so Szekeres: "Den Erfolg, das zurückgedrängt zu haben, wollen wir nicht verspielen", so der Experte in Hinsicht auf Krankheiten wie die Meningokokken. Impflücken gebe es auch bei Mumps, Masern und Röteln.

"Dieses grausliche Viech"

Alle Experten verwiesen darauf, das man in den nächsten Wochen bei der Corona-Impfung auch die Zulassung für kleinere Kinder erwarte, breitflächig geimpft werden könne wahrscheinlich noch heuer. Was wichtig sei: Man müsse das Bewusstsein haben, dass Krankheiten etwas Gefährliches seien und man sich davor schützen müsse, so Kerbl. Bei der Zeckenimpfung sei es so, dass man "dieses grausliche Viech" vor sich sehe und sich vor der Erkrankung schützen wolle.

Auch die Folgen anderer Erkrankungen müssten in den Köpfen sichtbarer gemacht werden, so der Experte. Unisono erklärte das Experten-Trio zudem, dass man nicht unbedingt Fan einer Impfpflicht in Bezug auf das Coronavirus sei, aber: "Ich hoffe nach wie vor, dass wir ohne Impfpflicht auskommen. Das wird aber nur gelingen, wenn wir die freiwillige Impfbereitschaft wieder auf ein höheres Niveau bekommen", so Kerbl.

"In den Monaten Februar bis November 2020 wurden nur 70 Prozent der Impfstoffe für die Vierfachimpfung (Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Polio), 39 Prozent der Meningokokken-ACWY-Impfstoffe, 45 Prozent der HPV-Impfstoffe und 40 Prozent der Hepatitis-Impfstoffe aus dem Gratis-Kinderimpfkonzept abgerufen", nannte Zwiauer Zahlen. "Nach allem was wir wissen, scheint es bisher auch nicht so zu sein, dass die versäumten Impfungen bei niedergelassenen Ärzt*innen nachgeholt worden wären."

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    "Seit Schul- und Herbstbeginn ist eine weitere Verschärfung der Corona-Situation eingetreten. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es noch keine zugelassene Schutzimpfung. Um Mehrfacherkrankungen der Kinder im Schulpflichtalter zu verhindern, muss alles darangesetzt werden, die im österreichischen Impfplan vorgegebenen Schutzimpfungen so rasch wie möglich nachzuholen beziehungsweise die laufenden Jahrgänge wie vorgesehen konsequent zu impfen", so Szekeres.

    Nach dem Aufholen der versäumten Impfungen brauche es aber auch eine Strategie für die Zukunft, so Kerbl, der sich dafür eine Vereinheitlichung des Impfwesens wünscht. "Dazu braucht es eine zentrale Steuerung über den e-Impfpass inklusive Anbindung an ELGA", so Kerbl. Derzeit seien alle Impfungen – auch für Erwachsene (mit Ausnahme von COVID) – nur in Papierform dokumentiert. Darüber sei keine allgemeine Steuerung möglich. Der nächste Schritt müsse also sein, alle Impfungen zentral elektronisch zu erfassen: "Wichtig ist, dass jedes Kind in Österreich den gleich guten Zugang zu Impfungen auch im Schulalter hat."