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Experten zweifeln an der Wirksamkeit von Tamiflu

Heute Redaktion
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Bild: WIkipedia

Das Medikament Tamiflu des Basler Pharmakonzerns Roche sei laut einer Studie der Cochrane Collaboration, welche im «British Medical Journal» veröffentlicht wurde, wenig wirkungsvoller als ein Placebo. So soll sich die Dauer von Grippesymptomen um nicht mehr als einen halben Tag verhindern.

um nicht mehr als einen halben Tag verhindern.

Eine neue Analyse der Cochrane Collaboration zeigte offenbar, dass "Tamiflu" die Dauer von um etwa einen halben Tag verringern kann. Dafür würden die Patienten aber auch häufiger Übelkeit oder Erbrechen aufweisen. Hinweise darauf, dass das Mittel Komplikationen und Krankenhauseinlieferungen verhindert, fanden die Forscher nicht.

Erst vor einem Monat war eine Studie im angesehenen unabhängigen britischen Fachjournal "The Lancet Respiratory Medicine" zu einem anderen Ergebnis gelangt. Demnach senkten solche Neuraminidasehemmer wie "Tamiflu" bei Patienten, die während der A(H1N1)-Epidemie 2009/2010 in Krankenhäuser kamen, das Sterberisiko um 25 Prozent. Die Gefahr sank insbesondere dann, wenn sie die Medikamente früh einnahmen.

 Roche  schwer unter Beschuss

Bei "Tamiflu"-Erzeuger "Roche" ist man gänzlich anderer Ansicht als die Cochrane-Gruppe: "Roche widerspricht entschieden den Schlussfolgerungen des Berichts der Cochrane-Gruppe für akute Atemwegserkrankungen zu 'Tamiflu'."

Weltweit hätten mehr als hundert Arzneimittelzulassungsbehörden das Medikament als wirksam in der Behandlung und Prävention von Influenza eingestuft und zugelassen. Der neue Cochrane-Bericht berücksichtige nur 20 von 70 vorliegenden Studien. Das führe zu Fehlinterpretationen in Sachen Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments.

In Österreich nur gegen Rezept

In Österreich darf "Tamiflu" nur dann auf Kassenrezept verschrieben werden, wenn die Erkrankungszahlen über einen Schwellenwert von 10.000 Neuerkrankungen an Influenza oder banalen Erkältungen überschreitet. Das wird vom Department für Virologie der MedUni Wien registriert. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass eine Verschreibbarkeit eines Arzneimittels von der Häufigkeit einer Erkrankung abhängig gemacht wird. Während der diesjährigen saisonalen Influenzawelle ohne Überschreitung des Schwellwertes konnte somit kein Versicherter der sozialen Krankenkassen mit dem Medikament auf deren Kosten versorgt werden.