Coronavirus

Expertin packt aus – so schlimm waren die Lockdowns

Die Regierung hat die Corona-Pandemie für beendet erklärt, alle Maßnahmen sollen bald fallen. Eine Expertin sagt, was diese mit uns gemacht haben.

Rene Findenig
Psychiaterin Kathrin Sevecke und der Virologe Andreas Bergthaler in der "ZIB2"
Psychiaterin Kathrin Sevecke und der Virologe Andreas Bergthaler in der "ZIB2"
Screenshot ORF

Aktuell steigen sie wieder dramatisch, die Zahlen der täglichen Corona-Neuinfektionen. Alleine am Donnerstag wurden fast 4.300 neue Corona-Fälle gemeldet – trotz bereits abgeschafftem Test-Regime. Und bald soll Corona gar keine meldepflichtige Krankheit mehr sein. Heißt: Wer sich infiziert, ist "ganz normal" krank und muss keine Regeln mehr beachten. Gleichzeitig soll nach rund drei Jahren Pandemie in Kürze auch der kleine, verbliebene Rest der Corona-Maßnahmen fallen. Darum blickten die Psychiaterin Kathrin Sevecke und der Virologe Andreas Bergthaler in der "ZIB2" auf die Regeln zurück.

Bei ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann am späten Donnerstagabend schilderte die Kinder- und Jugendpsychiaterin eindrucksvoll, wie sich die Corona-Pandemie, aber auch die Maßnahmen wie Lockdowns und Schulschließungen, auf besonders junge Menschen ausgewirkt hätten. Deren psychische Gesundheit habe sich "deutlich verschlechtert", so Sevecke, bis zu 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen seien durch Angst, Depressionen und erlebtes Trauma bis heute belastet. Beobachtbar seien "ein erschreckender Zuwachs an Suizidversuchen" und ein anhaltender Anstieg von Patienten.

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"Daraus sollten wir für die Zukunft lernen"

Und: Sevecke sehe in naher Zukunft keine Besserung, im Gegenteil. Das Virus trete zwar immer weiter in den Hintergrund, würde aber durch neue Krisen wie die Teuerungen und den Krieg abgelöst. Die "Belastung der Gesellschaft" und die "Verunsicherung der Familien" gingen weiter, so die Expertin. Was sie jedoch positiv beurteilte: Es sei "salonfähig" geworden, über psychisches Leiden zu reden. Das sei wichtig und dadurch könne man Prävention betreiben, so die Psychiaterin. Wichtig sei jetzt, ausreichende Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen, um die Situation zu stabilisieren, so Sevecke.

Außerdem sprach sich die Expertin dafür aus, dass Kinder und Jugendliche sowie Psychiater bei möglicherweise künftigen Maßnahmen – nicht nur in Sachen Corona-Pandemie – "Gehör finden" müssten. Zudem äußerte sich der Virologe Andreas Bergthaler zu den Corona-Maßnahmen. Diese seien zwar epidemiologisch begründet getroffen worden, aber man habe sie vielleicht nicht genug gesellschaftlich betrachtet. "Daraus sollten wir für die Zukunft lernen", so der Virologe. Man habe manchmal nicht alle Daten zur Verfügung und es dränge die Zeit, darauf könne man sich besser vorbereiten.

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    "Eine nächste Pandemie könnte schon bald bevorstehen", warnte der Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), Jagan Chapagain, am Montag in Genf.
    "Eine nächste Pandemie könnte schon bald bevorstehen", warnte der Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), Jagan Chapagain, am Montag in Genf.
    IMAGO/TT

    Kritik an der Umsetzung der Impfpflicht

    Das Corona-Testen habe "tatsächlich viel gekostet, die Frage was es gebracht hat, ist schon deutlich schwerer zu beantworten", so Bergthaler. Fest stehe: man müsse alles "kritisch retrospektiv aufarbeiten" und daraus lernen, was auch in der "Gesamtstaatlichen COVID-Krisenkoordination" Gecko geschehen werde, so Bergthaler. Für künftige Pandemie und Krisen gelte: Ein sehr wesentlicher Punkt sei Transparenz und wie man kommuniziere. "Es ist viel schiefgelaufen", gestand der Experte ein, etwa sei die Umsetzung der Impfpflicht "ein herausragendes Beispiel, wie man es nicht machen sollte".

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