Klimaökonomin in "ZIB2"

Expertin rechnet mit dem neuen Klima-Plan der EU ab

Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2040 drastisch sinken – wie realistisch der neue Plan der EU-Kommission ist, schätzte nun eine Expertin ein.
Newsdesk Heute
02.07.2025, 22:23
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Bis 2050 möchte die EU klimaneutral werden, bis 2040 die Treibhausgasemissionen deutlich senken. Das sind die Kernpunkte des Konzepts, das die EU-Kommission am Mittwoch präsentierte. Im Vergleich zum Jahr 1990 sollen die Ausstöße um 90 Prozent gesenkt werden, trotzdem sollen die EU-Mitgliedsstaaten mehr Spielraum bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen haben. Für einen Teil der Emissionen sollen die Staaten auch CO2-Zertifikate aus dem Ausland anrechnen können. Die EU erlaubt außerdem, sogenannte Kohlenstoffsenken anzurechnen.

Das sind Prozesse, bei denen Kohlendioxid aus der Luft wieder eingespeichert wird, auf natürliche Weise in Wäldern und Meeren oder durch Technologien wie CCS (Carbon Capture and Storage). Der Wert für 2040 sei aber nur ein Zwischenziel auf dem Weg zur Klimaneutralität der EU bis 2050. Dann sollen die 27 Länder nur noch so viel ausstoßen, wie die Natur aufnimmt oder mit technischen Methoden gespeichert werden kann. Wie realistisch diese Pläne sind und ob die Ziele überhaupt erreicht werden können, schätzte am Mittwochabend eine Expertin ein.

"Egal, wo die Emissionen reduziert werden"

Klimaökonomin Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien war zu dem Thema Gast in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf – keine "ZIB2"-Unbekannte, warnte sie doch bereits Anfang des Jahres davor, man dürfe sich "nicht in die Tasche lügen", wenn es um realistische Klimaziele gehe. Ebenso offen sprach Stagl den neuen EU-Klimaplan an. Das neue Klimaziel sei "ein wichtiger Schritt", denn bisher habe es nur ein kurz- und langfristiges Ziel gegeben – aber das "leichte Aufweichen" mit dem Zukauf von Zertifikaten finde sie "ein bissi ungeschickt".

Es sei "in der Tat egal, wo die Emissionen reduziert werden", so Stagl, ob in Bangladesch oder in Österreich. Und: Man solle die "Mittel so günstig wie möglich wählen", man müsse aber mitbedenken, dass es eine "politökonomische Komponente" gebe. Heißt: Stelle eine Gruppe von Menschen fest, dass ihr Lebensstil risikoreich sei und sie sich deshalb gesünder ernähren und mehr bewegen würden, dann gebe es manche, denen sei das zu anstrengend, "da frage ich lieber jemand anderen, der soll für mich Runden laufen und ich zahl den dafür".

"Wir werden dafür nicht viel Lob kriegen"

Einerseits zahle man damit für etwas, das vielleicht sowieso passiert wäre, andererseits habe das keine Vorbildfunktion, so Stagl. Die Parallele wäre, Österreich reduziere nicht selbst Emissionen, sondern lasse ein anderes Land Emissionen für Österreich reduzieren, so die Expertin: "Wenn wir Vorbild sein wollen, werden wir dafür nicht viel Lob kriegen und es ist sehr schwierig sicherzustellen, dass die Maßnahmen wirklich zusätzlich sind." Wenn die Zertifikate nur einen kleinen Teil ausmachen würden, es zähle jedes Zehntelgrad und jede Tonne, hieß es.

Sei die Debatte um Details in der EU nicht überflüssig, wenn gleichzeitig US-Präsident Donald Trump die Klimaschutzbemühungen vollständig aufgebe? Man brauche klimapolitisch nun ein neues Zugpferd neben Europa, so Stagl, "es könnte China werden". Und: Trump werde nicht ewig Präsident sein, "hoffentlich kommt danach wieder jemand, ein amerikanischer Präsident, der klimapolitikambitioniert ist". Wie gut sei Österreich unterwegs zur Klimaneutralität bis 2040? "Wir sind schlecht unterwegs", so Stagl, im Vergleich zu 1990 seien die Emissionen nur um 14 Prozent reduziert worden, im EU-Schnitt seien es 37 Prozent.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 02.07.2025, 22:24, 02.07.2025, 22:23
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