Es war eines der schlechtgehütetsten Geheimnisse der Formel 1. Schon wochenlang wurde über die bevorstehende Absetzung von Alpine-Stammfahrer Jack Doohan spekuliert. Nach sechs Rennen war es schließlich soweit. Der Renault-Werksrennstall vollzog am Mittwochvormittag die Fahrer-Rochade. Der Sohn von Motorrad-Ikone Mick Doohan muss gehen, wird schon beim nächsten Grand Prix in Imola vom argentinischen Toptalent Franco Colapinto ersetzt.
Brisant: Bereits vergangene Woche hatte sich ein Vertreter des Colapinto-Sponsors YPF im argentinischen TV verplappert. Als er dachte Kameras und Mikrofon seien abgedreht, nannte er Imola als Zeitpunkt für die Colapinto-Rückkehr in die Formel 1. Alpine hatte den 21-Jährigen erst zu Saisonbeginn von Williams "ausgeborgt", beim britischen Rennstall bestritt der Pilot vergangenes Jahr neun Grand-Prix-Wochenenden als Nachfolger von Logan Sargeant.
Colapinto sorgte 2024 für Aufsehen, fuhr im Williams zweimal in die Punkte, crashte aber auch mehrmals schwer, teure Schäden waren die Folge. Der 21-Jährige hat nun Zeit, sich zu beweisen. Allerdings nur fünf Rennen lang, wie der Alpine-Rennstall erklärte. Colapinto bleiben also die Grands Prix der Emilia Romagna, von Barcelona, Monaco, Kanada und Österreich, um anzuschreiben. Danach – vor dem Klassiker in Silverstone – werde "neu evaluiert", teilte der Rennstall mit. Gut möglich, dass dann bereits der nächste Umbruch folgen könnte.
Vor dem bereits erwarteten Fahrerwechsel nahm aber unerwartet der bisherige Teamchef Oliver Oakes nach nicht einmal einem Jahr im Amt seinen Hut. Kult-Teamchef Flavio Briatore, mittlerweile 75 Jahre alt, übernahm interimistisch die Teamführung. Und vollzog als eine der ersten Amtshandlungen gleich die Fahrer-Rochade. Dass Briatore kein großer Fan von Doohan war, ist hinlänglich bekannt. Der Australier absolvierte schließlich sechs Rennen in der Motorsport-"Königsklasse", in denen er punktelos blieb, zwei 13. Ränge als beste Ergebnisse zu Buche stehen hat.
Künftig wird der Australier als Ersatzfahrer bei Alpine fungieren, eine Rolle, die Doohan bereits zuletzt ausgeübt hatte. "Wir unterstützen Jack im Team weiterhin, er hat sich in der Saison sehr professionell verhalten. Die nächsten fünf Rennen werden uns die Chance geben, etwas anderes auszuprobieren, dann werden wir unsere Optionen bewerten", meinte Briatore.
Doohan selbst war freilich geknickt. Die Degradierung sei "schwer zu akzeptieren", wie der Australier verriet, er sei aber "stolz darauf, meinen Lebenstraum verwirklicht zu haben." Er wolle "als professioneller Fahrer immer Rennen bestreiten", schätze aber "das Vertrauen und Engagement" bei Alpine.