Politik

Fake-Gewinnspiel holt Tiroler ÖVP-Mandatar ein

ÖVP-Abgeordneter Dominik Schrott soll bei einem von ihm veranstalteten Gewinnspiel den Hauptpreis abgeräumt haben.

Heute Redaktion
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Der Tiroler ÖVP-Mandatar Dominik Schrott ist wegen eines Gewinnspiels aus dem Nationalratswahlkampf unter massiven Beschuss geraten. Sein „Fake-Profil" auf Facebook soll den Hauptpreis bei einem Gewinnspiel gewonnen haben, dass Schrott veranstaltet hatte. Das deckte die Tiroler Internetplattform dietiwag.org auf.

Die Tagessieger von Schrotts Gewinnspiel für den Nationalratswahlkampf erhielten laut dietiwag.org-Blogger Markus Wilhelm ein T-Shirt mit verfremdeten Konterfeis von ihm und ÖVP-Bundesparteichef Sebastian Kurz. Als Hauptpreis war eine Snow Card Tirol im Wert von 797 Euro ausgesetzt. Über den Gewinner sollte unter den 23 Tagessiegern scheinbar das Los entscheiden. Im Glückstopf waren nach Angaben von dietiwag.org aber 23 Loszettel, auf denen überall „Karin K." gestanden sei.

Das "Fake-Profil"

"Karin K." stehe allerdings für Karin Kirchmair, Schrotts „Fake-Profil" auf Facebook, behauptet Wilhelm. Als ihr fiktiver Wohnort sei Innsbruck angegeben worden, die Teilnahme am Gewinnspiel aber auf Personen mit Meldeanschrift im Tiroler Oberland, Schrotts Wahlkreis, beschränkt gewesen.

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Schrott führte seinerzeit mehr als 6.200 Personen an, die seine politische Facebook-Seite geliked hätten. 710 oder knapp 11,6 Prozent davon stammten jedoch aus Indonesien und elf aus dem Benin, wie die SPÖ nachwies. Die höhere Anzahl von Fans aus Indonesien erklärte Schrott damit, dass er 2015 den Kulturattaché von Indonesien persönlich kennen gelernt habe. Und natürlich kritisierte er eine Schmutzkübelkampagne seiner politischen Gegner.

Schrott trennte sich am Dienstag von seiner Wahlkampfagentur Smart Ventures, deren Besitzer Thomas Ziegler ein enger Vertrauter des ÖVP-Nationalrats und aktuell auch dessen parlamentarischer Mitarbeiter ist.

Ein Kurz-Vertrauter



Schrott, der als Obmann der Jungen ÖVP in Tirol ein enger Vertrauter von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist, meinte gegenüber der APA, dass in der Agentur offenbar ein Fehler passiert sei. Er habe damit nichts zu tun, da sich die Wahlkampfagentur - und nicht er - federführend um derartige Aktivitäten gekümmert habe. "Ich habe bereits mit dem Geschäftsführer gesprochen. Er will rechtliche Schritte prüfen lassen", sagte der Nationalratsabgeordnete.

Neue Vorwürfe

Der Inhaber von dietiwag.org, Markus Wilhelm, wartete unterdessen mit einem weiteren schweren Vorwurf auf: „Karin Kirchmair" sei später bei einem Gewinnspiel der Zillertaler Trachenwelt aufgetreten und habe dort ein „neues iPhone X" im Wert von knapp 1.000 Euro gewonnen. Dieses habe sie aber nach dem Fototermin gleich wieder abgeben müssen - und dafür einen 50-Euro-Einkaufsgutschein für die Trachtenwelt erhalten.

Der Hintergrund: Die Wahlkampfagentur Smart Ventures, bei der Schrott nach eigenen Angaben bis Ende Oktober 2017 angestellt war, betreut auch die Zillertaler Trachtenwelt.

Auf Distanz

Die Tiroler ÖVP geht langsam auf Distanz zu Schrott. Landesgeschäftsführer Martin Malaun erklärte in einer Aussendung: „Als gewählter Abgeordneter zum Nationalrat ist Dominik Schrott für sein Handeln zuallererst selbst verantwortlich und gefordert – besonders auch gegenüber all jenen, die ihn gewählt haben - alle notwendigen Schritte zu setzen, um für Aufklärung in dieser Angelegenheit zu sorgen."

(red)