Wir alle kennen es – das Lächeln, das nicht bis in die Augen reicht. Von peinlichen Familienfotos bis hin zu angespannten Höflichkeitsfloskeln am Arbeitsplatz – unser Gehirn erkennt oft, dass etwas nicht stimmt, lange bevor es uns bewusst wird. Doch was macht ein Lächeln so aufrichtig – oder so unecht? Die Antwort liegt in einer überraschenden Kombination aus Gesichtsanatomie, Neurologie und emotionaler Authentizität.
Nicht alle Lächeln sind gleich und anatomisch gesehen gibt es mindestens zwei verschiedene Arten: das "Duchenne-Lächeln", das echte Freude ausdrückt, und das "Nicht-Duchenne-Lächeln", das eher sozialer oder strategischer Natur ist.
Das nach dem französischen Neurologen Guillaume Duchenne de Boulogne aus dem 19. Jahrhundert benannte Duchenne-Lächeln aktiviert zwei wichtige Muskelgruppen. Die erste Gruppe steht mit den Mundwinkeln in Verbindung – wo beispielsweise der Musculus risorius (vom lateinischen "lächeln") die Winkel nach außen zieht und der Musculus zygomaticus major sie anhebt. Der zweite und aussagekräftigste Muskel ist der Musculus orbicularis oculi, der die Muskeln um die Augen herum anspannt und so die bekannten "Krähenfüße" und die leichte Verengung der Augen verursacht, die wir mit Wärme und Freude assoziieren.
Bei einem falschen oder höflichen Lächeln hingegen werden meist nur die Mundmuskeln beansprucht. Die Augen bleiben weit geöffnet oder gleichgültig, und das Lächeln wirkt eher mechanisch als bedeutungsvoll – eine Art emotionale Tarnung.
Sowohl echtes als auch falsches Lächeln hängen vom siebten Hirnnerv, auch Gesichtsnerv genannt, ab, der Signale vom Gehirn an die mimischen Muskeln sendet. Es gibt jedoch einen entscheidenden neurologischen Unterschied: Duchenne-Lächeln wird tendenziell vom limbischen System, dem emotionalen Zentrum des Gehirns, erzeugt. Nicht-Duchenne-Lächeln hingegen haben ihren Ursprung im motorischen Kortex hat.
Menschen sind bemerkenswert gut darin, emotionale Authentizität zu erkennen. Studien zeigen, dass sogar Säuglinge im Alter von zehn Monaten zwischen echtem und falschem Lächeln unterscheiden können.
Ein aufgesetztes Lächeln ist nicht unbedingt bösartig. Vielmehr erfüllt es wichtige soziale Funktionen: Es glättet unangenehme Interaktionen, signalisiert Höflichkeit, entschärft Konflikte und zeigt Respekt. Es ist ein wichtiger Teil dessen, was Soziologen "emotionale Arbeit" nennen – die Kontrolle des eigenen Gesichtsausdrucks, um gesellschaftlichen oder beruflichen Erwartungen gerecht zu werden. Doch über längere Zeit anhaltend kann diese Art des Lächelns emotional erschöpfend sein. Studien zur emotionalen Belastung legen nahe, dass das geforderte Lächeln ohne echte Gefühle – insbesondere in Dienstleistungsberufen – mit erhöhtem Stress, Burnout und sogar Herz-Kreislauf-Belastungen verbunden ist.
Wenn du das nächste Mal also den Gesichtsausdruck einer Person entschlüsseln willst, achte nicht nur auf den Mund, sondern auch auf die Augen. Der Musculus orbicularis oculi lügt selten.