Ein starker Sonnensturm wird am Sonntagabend mit höchster Wahrscheinlichkeit direkt auf die Erde treffen. Ausgelöst wurde er durch eine heftige Explosion auf der Sonne, bei der riesige Mengen elektrisch geladener Teilchen ins All geschleudert wurden – genau in Richtung unseres Planeten. Experten rechnen mit dem Eintreffen der Teilchen zwischen 20 und 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Es kann zu Funkstörungen, Stromproblemen und beeindruckenden Polarlichtern kommen – "Heute" berichtete.
"In der Nacht von Sonntag auf Montag wird es wieder spannend, nach längerer Zeit ist wieder ein schwerer Sonnensturm möglich", sagte der österreichische Meteorologe Nikolas Zimmermann von der Unwetterzentrale. Auch der slowenische Geophysiker Jure Atanackov teilte Satellitenbilder des Ausbruchs und schrieb: "BUMM! Das große Ding! So sieht ein eintreffender großer Sonnensturm aus!" Und: "Dieser verfehlt uns nicht."
Ein Computermodell der britischen Universität Reading geht von einer 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass die geladene Teilchenwolke auf die Erde trifft. Der Sonnensturm könnte stark genug sein, um Polarlichter nicht nur in Skandinavien, sondern auch in Mitteleuropa sichtbar zu machen – also auch in Österreich.
Der Sonnensturm hat nach Einschätzung von Fachleuten das Potenzial, den Funkverkehr zu stören und das GPS-Signal zu beeinträchtigen. "Funkamateure, Nutzer von Navigationssystemen wie Landwirte oder Piloten sollten entsprechend planen", sagte Weltraumwetterexpertin Tamitha Skov. In besonders starken Fällen könnten sogar Stromnetze überlastet werden. Das US-Weltraumwetterzentrum warnt: "Möglicherweise weit verbreitete Probleme mit der Stromversorgung."
Der deutsche Astrophysiker Günther Hasinger sagte bereits vor einigen Jahren in einem Interview mit dem "Spiegel": Sollte uns ein extremer Sonnensturm voll treffen, könnte das die technologische Infrastruktur weltweit lahmlegen – "uns in die technologische Steinzeit zurückwerfen", wie er es beschreibt. Stromausfälle, der Zusammenbruch von Kommunikationssystemen und Schäden an Satelliten wären die Folge. Solche Blackouts könnten mehrere Tage oder sogar Wochen andauern.
Besonders kritisch könnte es werden, wenn das Magnetfeld der Sonnenwolke eine bestimmte Ausrichtung hat. Ob das der Fall ist, wissen Fachleute erst kurz vor dem Eintreffen. Eine entscheidende Messung ist erst etwa zwei Stunden vorher möglich. Der spanische Sonnenforscher Valentín Martínez Pillet erklärte gegenüber Space.com: "Wir wissen nicht, wie schlimm es werden wird."
Extreme Sonnenstürme sind zwar selten, kommen aber immer wieder vor. 2012 entging die Erde nur knapp einem besonders heftigen Ereignis. Damals wurde eine der stärksten Teilchenwolken der Messgeschichte registriert. Sie fegte neun Tage nach dem Durchflug der Erde durch dieselbe Umlaufbahn. "Wenn es uns getroffen hätte, würden wir jetzt noch immer die Trümmer aufräumen", sagte der US-Forscher Daniel Baker zwei Jahre später.
Eine Studie schätzte den möglichen Schaden eines solchen Sturms allein für die USA auf bis zu 2,6 Billionen Dollar.