Im Dienste der Wissenschaft

12.500 € für 60 Tage im Bett – würdest Du durchhalten?

12 Teilnehmer, 60 Tage, 12.500 Euro – eine Gruppe von Freiwilligen lässt sich gerade im slowenischen Planica für zwei Monate an ihre Betten fesseln.
Newsdesk Heute
31.05.2025, 18:48
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Sie müssen während der ganzen Zeit immer mit mindestens einer Schulter die Matratze berühren – selbst beim Essen, Duschen und Toilettengang.

Die Probanden befinden sich dabei in einer sauerstoffreduzierten Umgebung. Dazu ist auch ihr Bett um 6 Grad geneigt, ihr Kopf liegt an der tiefsten Stelle. Das alles erdulden sie für ein stattliches Salär, und im Dienste der Wissenschaft.

Die Studie ist Teil eines langlaufenden Projekts der europäischen Weltraumagentur ESA. Die extreme Bettruhe soll Weltraumbedingungen auf der Erde nachstellen, um die Auswirkungen auf den menschlichen Körper messen zu können.

Durchgeschleudert

Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse, die es Astronauten in Zukunft ermöglichen sollen, sogar Jahre im All zu verbringen, ohne Muskelmasse und Knochendichte zu verlieren.

Die Teilnehmer müssen deshalb auch trainieren – ebenfalls im Liegen. Dazu werden sie regelmäßig in eine große Zentrifuge geschnallt und für eine halbe Stunde geschleudert. In dieser simulierten Schwerkraft müssen sie ihre Übungen verrichten.

Die ESA-eigene Kurzarm-Humanzentrifuge wurde 2021 im Olympischen Sportzentrum Planica in der Nähe von Kranjska Gora, Slowenien, modernisiert, installiert und eingeweiht

Einer der Studienleiter, Igor Mekjavic, erklärt gegenüber dem ORF den Sinn dahinter: "Es wird weniger Muskel- und Knochenmasse abgebaut werden und das Herz-Kreislauf-System wird stabiler. Das sind unsere Ziele." Die Zentrifugen-Methode könnte so im All angewandt werden. Ein schöner Nebeneffekt: Auch auf der Erde können die Ergebnisse nützlich sein, beispielsweise im Kampf gegen Osteoporose.

Die Bett-Bedingungen sollen die Schwerelosigkeit im All nachstellen.
ESA (Archivbild 2019)
„Durch diese Studie können wir besser verstehen, wie sich Muskeln, Knochen und Gehirn anpassen und herausfinden, wie wir die negativen Effekte eines Langzeitfluges im All minimieren können – um zum Beispiel irgendwann zum Mars fliegen zu können.“
Angelique Van OmbergenStudienleiterin

Stand Freitag befindet sich die Gruppe bereits 37 Tage lang in ihren Betten. Doch wie lässt sich das aushalten?

Singen, Zocken, Sprachkurs

"Ganz gut, der Rücken tut mir ein bisschen weh, aber mit Physiotherapie geht es mir jetzt besser", sagt der 22-jährige Rok Sepec. Der gelernte Elektriker hat sich inzwischen sogar an die besondere Position mit dem Kopf unten hat er sich gewöhnt: "Hier bei der Brust fühlt es sich etwas wärmer, aber ganz gut an. Nichts Besonderes."

Die Langeweile weiß er zu vertreiben: "Wir singen mit Jaka und zwei anderen, die in ihren Betten zu uns kommen. Einer spielt Gitarre oder wir zocken auf der Playstation."

Der genannte Kollege Jaka Hervol (25) schildert im ORF-Interview Ähnliches: "Ich lerne derweil Japanisch am Computer, wir spielen Videospiele und reden miteinander."

Rok sehnt sich danach, das Bett bald wieder zu verlassen. Sein größter Wunsch: "Gehen, laufen, Sport machen". Drei Wochen muss er noch durchhalten.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 31.05.2025, 20:56, 31.05.2025, 18:48
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