Wien

Falscher Aufsperr-Helfer cashte 3.000 € netto pro Monat

Fünf Minuten Arbeit, hunderte Euro auf der Rechnung: Am Dienstag stand ein deutscher Schlüsseldienst-Gauner (27) in Wien vor Gericht.

Heute Redaktion
Schlüsseldienst-Mitarbeiter wegen Betrug und schwerer Täuschung vor Gericht.
Schlüsseldienst-Mitarbeiter wegen Betrug und schwerer Täuschung vor Gericht.
Denise Auer

Ein "attraktives Job-Angebot", wie er selbst zugeben musste, brachte Mert Y. (27) am Dienstag in Wien auf die Anklagebank: Mit schmutzigen Tricks soll er für seinen Chef verstopfte Rohre und versperrte Türen für Dutzende Kunden zur Kostenfalle gemacht haben. Eine Betroffene: Jennifer aus OÖ. Sie hatte sich ausgerechnet am ersten Tag aus  ihrer neuen Wohnung ausgesperrt.

Aus 200 wurden 850 Euro

Im Internet fand sie den vermeintlichen Retter in der Not, Mert Y. – der die Situation dann schamlos ausgenutzt haben soll: "Mir wurde gesagt, es würde 150 bis 200 Euro kosten. Doch nach dem Einsatz gab es eine böse Überraschung", so Jennifer zu "Heute": "Die Rechnung betrug satte 850 Euro! Ich hab es gezahlt, doch die Kosten taten weh." Schließlich zeigten mehrere Geschädigte, auch Jennifer, den vermeintlichen Wucher an.

Beim Prozess wollte sich Mert Y. vor der Verantwortung drücken: "Mir ist das alles nicht komisch vorgekommen", sagte er.  Auch ein Gehalt von 3.000 Euro bar auf die Hand habe ihn nicht erstaunt. Ebenso wenig, wie die Art seiner Einstellung bei der "Firma": Das Bewerbungsgespräch lief telefonisch, Zeugnisse oder ähnliches wurden nicht verlangt. Nur seinen Pass brauche man für seine Anmeldung als Arbeitnehmer in Österreich. Diese Anmeldung erfolgte jedoch nicht. Auch der Arbeitsvertrag blieb mündlich und wurde nie fixiert.

Zwei Wochen "Ausbildung" in drei Berufen

Eingeschult wurde er von einem Kollegen, das erste Treffen fand auf einer Tankstelle statt. Innerhalb von zwei Wochen bildete ihn dieser als Rohrreiniger und Sanitärarbeiter sowie im Bereich Schlüsseldienst aus. Und auch die Arbeitsbedingungen selbst waren mehr als zweifelhaft: Mert Y. war zwei, drei Wochen pro Monat im Einsatz. Sieben Tage die Woche zu jeder Stunde dienstbereit. Zum Schlafen ging er in ein Hotel, das der Arbeitgeber zahlte. Danach fuhr der Vater eines zweieinhalbjährigen Kindes wieder zurück nach Deutschland zu seiner Familie.

20 Geschädigte, Prozess vertagt

Der Verteidiger meinte, sein Mandant sei auf der untersten Ebene einer kriminellen Vereinigung beschäftigt gewesen. "Er hatte keinen Vorsatz" – der Prozess wurde vertagt, um weitere Zeugen zu hören. Mindestens zwanzig Geschädigte soll es geben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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