Politik

Faymann: "Es gibt welche, die sagen man schafft alles"

Heute Redaktion
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Am Sonntagabend stellte sich Bundeskanzler Werner Faymann im ORF den Fragen von Ingrid Thurnher zur aktuellen Flüchtlingskrise. Dabei verteidigte er die Schließung der Balkanroute. Man brauche "Ordnung", pochte der Kanzler, sonst werden die Zustände "nicht mehr menschlich" sein. Dem Abkommen mit der Türkei misstraute Faymann. Seiner eigenen Partei unterstellte er in der Flüchtlingskrise teilweise Naivität.

Am Sonntagabend stellte sich Bundeskanzler Werner Faymann im ORF den Fragen von Ingrid Thurnher zur . Dabei verteidigte er die Schließung der Balkanroute. Man brauche "Ordnung", pochte der Kanzler, sonst werden die Zustände "nicht mehr menschlich" sein. Dem Abkommen mit der Türkei misstraute Faymann. Seiner eigenen Partei unterstellte er in der Flüchtlingskrise teilweise Naivität.

Ingrid Thurnher begann ihr Interview mit Bundeskanzler Werner Faymann am Sonntagabend mit der aktuell drängendsten Frage: Ist die Schließung der Balkanroute schuld an den unmenschlichen Zuständen im Flüchtlingslager Idomeni in Griechenland. Der Kanzler verneinte: Schuld sei das nicht funktionierende Verteilungssystem der EU.

Die Grenzschließung sei wichtig, denn des brauche Ordnung. "Wer für Ordnung nichts über hat, braucht sich nicht wundern, wenn das dann nicht menschlich ausgeht", so Faymann. Die Verteilung der Flüchtlinge funktioniere nicht, weil einige Länder säumig sind. "Weil einige Länder in der EU glauben: 'Österreich wird's schon nehmen, Deutschland wird's schon nehmen, Schweden wird's schon nehmen'", kritisierte der Kanzler.

"Flüchtlinge glauben, sie können es sich aussuchen"

Aber auch die Flüchtlinge selbst seien mitschuldig, "weil die Flüchtlinge glauben, sie können sich aussuchen und nach Deutschland und nach Österreich kommen und wo anders gar nicht hin wollen", meinte Faymann. Er erklärte allerdings sogleich, das liege daran, dass es keine ausreichenden Verteilerzentren gebe, wo die Asylwerber ausreichend über das europäische System informiert würden.

Kritik an Teilen der SPÖ

Die Einrichtung einer Obergrenze verteidigte Faymann als Notlösung. "Plan B ist immer schlechter als Plan A", führte er aus. Österreich wolle grundsätzlich helfen, aber es könne nicht alles bewältigen. "37.000, 100.000 oder eine Million - die Menschen kennen den Unterschied, ich kenne ihn auch", so der Kanzler. Dabei schoss er auch gegen Teile der SPÖ, denen er Naivität unterstellte: "In meiner Partei gibt es welche, die sagen man schafft alles. 50.000, 100.000, 500.000." Er aber sei Regierungschef und müsse realistisch sein.

Faymann skeptisch bei Türkei-Deal

Die Zusammenarbeit mit der Türkei begrüßte Faymann, äußerte allerdings auch Zweifel. "Ich bin für ein Abkommen mit der Türkei, aber ich will mich nicht darauf verlassen", sagte er. Man könne schon seit längerem beobachten, dass es in der Türkei Probleme mit den Menschenrechten gebe. Daher wolle er nicht "die EU-Sicherheitspolitik völlig in die Hände der Türkei legen."