Ukraine

"Hochkarätige Fehde" – Putin geht gegen Wagnerchef vor

Wladimir Putin ist die Söldner-Gruppe Wagner zu mächtig geworden. Jetzt krempelt er alles um, andere Schergen sollen Prigoschins Männer ersetzen.

Präsident Wladimir Putin während einer Sitzung mit seinem zentralen Beraterstab zum Thema 'Russische Industrie unter den Sanktionen' am 4. April 2023.
Präsident Wladimir Putin während einer Sitzung mit seinem zentralen Beraterstab zum Thema 'Russische Industrie unter den Sanktionen' am 4. April 2023.
Sputnik/Ramil Sitdikov/Pool via REUTERS

Russland plant nach Informationen britischer Geheimdienste den Aufbau weiterer Söldner-Truppen für den Krieg gegen die Ukraine. Ziel sei, die Wagner-Gruppe in ihrer "bedeutenden" Rolle zu ersetzen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Dienstag mit.

Putin setzt weiter auf Söldner

Die militärische Führung Russlands wolle wegen der "hochkarätigen Fehde" zwischen dem Verteidigungsministerium und Wagner eine Privatarmee, die sie besser kontrollieren könne. "Allerdings erreicht derzeit keine andere bekannte russische Privatarmee die Größe oder Kampfkraft von Wagner", hieß es.

Grundsätzlich findet Russland den Einsatz privater Söldner in der Ukraine dem britischen Ministerium zufolge nützlich. Diese würden besser zahlen und seien effizienter als die reguläre Armee. Zudem habe die russische Führung vermutlich den Eindruck, dass Verluste der privaten Truppen von der Gesellschaft eher toleriert würden als tote und verwundete reguläre Soldaten, hieß es in London.

Prigoschin hat Ambitionen

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erst am Montag erklärt, die ostukrainische Stadt Bachmut "im rechtlichen Sinne" erobert zu haben. Ein Video (siehe Foto unten) soll ihn dabei zeigen, wie er eine russische Fahne auf dem Gebäude der Stadtverwaltung hisst:

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    Wagner-Chef <a data-li-document-ref="100255572" href="https://www.heute.at/g/-100255572">Jewgeni Prigoschin</a> in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Concord Press Service/Handout via REUTERS

    Bachmut ist bereits seit dem vergangenen Sommer heftig umkämpft. Es ist einer der wenigen Frontabschnitte überhaupt, an dem russische Truppen langsam aber doch Erfolge einfahren können. Dies aber augenscheinlich federführend durch die Söldner der Gruppe Wagner von Jewgeni Prigoschin.

    Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde der einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. Die vor Beginn des Krieges 70.000 Einwohner zählende Stadt ist weitgehend zerstört und verlassen. Die strategisch nur mäßig bedeutende Gemeinde in der Industrieregion Donbass hat aber angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit großen Verlusten für beide Seiten eine hohe symbolische Bedeutung erlangt.

    Der Anführer der Privatarmee, der bis vor der Ukraine-Invasion jedwede Verbindungen zu den Söldnern abgestritten hatte, ist seither aus dem Schatten getreten und führt – zumindest präsentiert er es so medial – seine Truppen an vorderster Front. Prigoschin, den Putin mit staatlichen Catering-Aufträgen bis zum Milliardär aufgefettet hatte, scheint nun auch politische Ambitionen zu verfolgen.

    "Hochverrat" 

    Allerdings gibt es schon einen "starken Mann" im Staat und der lässt sich nicht gerne dreinreden. Für Putin kommen die Querschüsse zur Unzeit. Sein Militär muss selbst beweisen, dass es Erfolge einfahren kann. Deshalb liegt Prigoschin nun auch schon seit Monaten im Zweifronten-Krieg – einmal in Bachmut und einmal mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu. 

    Die Söldner-Truppe ist nämlich abhängig von den Waffen- und Munitionslieferungen des russischen Verteidigungsministerium. Und genau diese soll Schoigu absichtlich zurückgehalten haben, um Prigoschin eins auszuwischen.

    "Putins Koch", wie der Wagner-Führer früher auch genannt wurde, warf der offiziellen Armeespitze in der Vergangenheit deswegen sogar "Hochverrat" vor. Auch Sager wie "Hütte voller Schei**", ließ der St. Petersburger in Richtung des Kremls bereits los.

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      Andreas Tischler / Vienna Press