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Fehlendes Chlor in Bad – "Wasser war vom Urin gefärbt"

Wegen technischer Störungen litt die Wasserqualität in einem Schweizer Freibad. Die Gäste sind aber offenbar nur ungenügend informiert worden.

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    Das Freibad Talegg in Embrach wird für seine Informationspolitik kritisiert.
    Das Freibad Talegg in Embrach wird für seine Informationspolitik kritisiert.
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    Mitten während der Hitzewelle: "Im Hallen- und Freibad Talegg in Embrach ZH fielen vor einer Woche die Wasserpumpen aus, die Aufbereitung des Wassers mit Chlor funktionierte seit Tagen nicht", sagt eine Besucherin. Trotzdem habe die Badi die ganze Woche weiterhin Gäste ins Bad gelassen, so auch am Samstag. "Mehrere Hundert Personen waren wegen des heißen Wetters im Wasser, so auch meine Familie und ich", sagt die 34-Jährige. "Das Wasser war vom Urin allerdings trüb und gelb-grünlich gefärbt. Vielen – auch uns – fiel das zwar auf, wir dachten uns jedoch nichts dabei."

    Um etwa 16 Uhr hätten die Bademeister schließlich mehrere kleine A4-Zettel aufgehängt. Auf den gedruckten Blättern steht folgendes: "Aufgrund technischer Störungen und Nichteinhalten der kantonalen Richtlinien bleibt das Frei- und Hallenbad bis voraussichtlich Sonntag 13.8. geschlossen." Die Besucherin ist außer sich: "Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht in die Badi und sicher auch nicht mit meinen Kindern im Wasser tauchen gegangen." Das sei nicht nur "schrecklich", sondern auch extrem unhygienisch und – vor allem für Kleinkinder im Kinderbecken – gefährlich.

    Das sagen Betroffene

    Die 34-Jährige ist sich sicher: "Die wollten an den schönen Sommertagen die Badi nicht schließen, um noch möglichst viel Geld einzunehmen." Der von ihr angefragte Bademeister habe ihr nämlich mitgeteilt, dass das Bad bereits seit mehreren Wochen mit defekten Wasserpumpen kämpfe. Sie sei nicht die Einzige gewesen, die sich geärgert habe: "Auch andere Personen reklamierten lautstark und forderten ihr Geld zurück. Die Frau am Schalter rief wegen eines Besuchers sogar die Polizei." Die Kantonspolizei Zürich bestätigt einen entsprechenden Einsatz vor Ort.

    20 Minuten konnte mit dem verärgerten Badi-Besucher sprechen. "Ich bin sehr oft mit meinen Enkelkindern in der Badi aber so etwas 'Schreckliches' habe ich noch nie erlebt", sagt der 51-Jährige. Dass weiterhin Eintritte gewährt worden sind, obschon den Verantwortlichen die Situation seit Tagen bekannt war, sei schlicht verantwortungslos. "Ich war daher ziemlich aufgebracht und forderte an der Kasse mein Geld zurück." Die Frau habe ihm jedoch mitgeteilt, dass er ja gehen könne, wenn es ihm nicht passe. "Als ich dann weitere Badegäste auf das verschmutzte Wasser aufmerksam gemacht habe, hat sie die Polizei gerufen, die mich dann aus dem Bad verwiesen hat."

    Das sagt die Gemeinde

    Die Gemeinde Embrach teilte am Samstag auf ihrer Website mit, dass es aufgrund eines technischen Defektes bei der Aufbereitung des Badewassers zu "gravierenden Schäden" kam. Man sehe sich daher gezwungen, das Hallen- und Freibad für mindestens vier Wochen zu schließen. Laut dem Embracher Gemeindeschreiber Daniel von Büren zeigten sich bereits vor einigen Tagen technische Probleme bei der Umwälzung des Badewassers. Die Reparatur dieser Teile sei umgehend in Auftrag gegeben worden.

    "Leider fiel am Samstag zusätzlich noch eine zentrale Steuereinheit aus, die für die Aufrechterhaltung der Badwasserqualität essenziell ist", so von Büren. Um weitere Schäden an der Anlage zu vermeiden, hätten sich die Verantwortlichen entschieden, die gesamte Anlage am Samstag nach Betriebsschluss stillzulegen. "Bis zu diesem Ausfall bewegte sich die Wasserqualität nicht im optimalen, aber stets im tolerierbaren Bereich."

    Aus heutiger Sicht werde es mehrere Wochen dauern, bis alle Komponenten repariert, alle Ersatzteile geliefert und eingebaut seien. "Genaueres werden wir aber erst anfangs nächster Woche in Erfahrung bringen können, wenn die gesamte Anlage durchgecheckt und das genaue Schadensausmaß bekannt ist", sagt von Büren. "Der genaue Ablauf der Information der Badegäste ist zurzeit noch Gegenstand von Abklärungen, weshalb dazu noch keine Stellung genommen werden kann."

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