Österreich

Die Femen-Nackte: "Darum müssen wir sexy sein"

Heute Redaktion
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Die "Nackte vom Opernball", Alisa Vinogradova, spricht einen Tag nach dem Skandal mit "Heute.at" über die Gründe, frühere Aktionen und sexy Aktivistinnen.

Sie sorgte für den größten Eklat am Opernball 2018: Die Aktivistin Alisa Vinogradova protestierte auf dem Red Carpet gegen den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko – oben ohne! Die 26-Jährige zeigte ihre nackten Brüste, auf denen die Botschaft "Poroschenko, schleich' dich" geschrieben stand. Mit "Heute" sprach sie über die Beweggründe, aus denen sie sich in der Öffentlichkeit für die Frauenrechtsorganisation Femen auszog.

"Eine Stunde auf Poroschenko gewartet"

Die Aktion plante sie kurzfristig: "Vor einer Woche habe ich erfahren, dass Poroschenko zum Wiener Opernball kommt. Davor war er auf den Malediven. Wir haben begonnen, uns auf die Aktion vorzubereiten. Ich bin nach Wien gekommen, um Tickets zu kaufen und zum Opernball zu gehen. Ich habe ungefähr eine Stunde auf dem Red Carpet auf Poroschenko gewartet. Es war sehr kalt." Dann habe sie ihr Cape und das Oberteil ausgezogen. Der Effekt: Alle sahen es, nur Poroschenko nicht. Zu viel Polizei war um den Präsidenten herum. Alisa erzählt, sie sei zuerst aggressiv auf den Boden gedrückt und anschließend auf die Polizeistation gebracht worden. Zurück blieben blaue Flecken auf dem rechten Oberarm.

"Sie haben mich auf die Polizeistation gebracht und mir Geld und Handy abgenommen", erzählt die junge Frau. "Danach haben sie mich wieder freigelassen und zu meinem Hotel gebracht. Zuerst schlugen sie mir vor, ich solle zu Fuß losgehen, doch ich hatte ja kein Geld mehr, weil sie es mir abgenommen hatten." Nun droht ihr eine Anzeige wegen Ordnungsstörung und Anstandsverletzung.

Wachsende Akzeptanz

Die Beweggründe für den aufsehenerregenden Protest? "Poroschenko ist der reichste Präsident des ärmsten Landes Euopas. Er ist ein Milliardär, der sein Geld in Übersee versteckt", so Vinogradova. Vor einigen Jahren sei es noch sehr gefährlich gewesen, zu protestieren: "Als wir starteten, wurden wir verhaftet. Das ist jetzt anders. Es ist akzeptierter."

Dennoch sei die Hauptstadt nach wie vor nicht sicher. "Kiev ist sehr gefährlich bei Nacht. Mein Aktivismus ist gefährlich für mich und meine Freunde, aber es ist unsere Mission."

Klar ist für Vinogradova auch, dass man sexy sein muss, um für Femen nackt zu protestieren: "Ja natürlich, weil das Patriarchat Frauen als Sexobjekte sieht. Nur auf diese Weise können wir kämpfen." Sie ist nicht der Ansicht, dass es nicht normal sei, seine Brüste zu zeigen. "Wenn Männer ihre T-Shirts ausziehen, ist das ganz normal. Es ist ein Zeichen unseres Fortschritts."

Nicht der erste Nackt-Protest

Die "Nackte vom Opernball" ist eine Wiederholungstäterin: Sie stürmt im Dezember halbnackt die große Krippe am Petersplatz und wollte sich die Jesus-Figur schnappen. Polizisten griffen umgehend ein und bekleideten die Frau. Auch für diese Aktion hat sie eine Erklärung: "Gott ist eine Frau."

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Vinogradova hat übrigens auch einen Job, dem sie nachgeht, wenn sie sich nicht gerade auszieht. Sie ist in der PR-Branche als Freelancerin tätig. Die Organisation Femen finanziert sich über Spenden und den Verkauf von "Fanartikeln", etwa T-Shirts. Aus diesen Geldern wurde unter anderem auch das Opernball-Ticket bezahlt.

Vinogradovas persönliche Nachricht an Poroschenko: "Schleich' dich aus der Ukraine."

(isa/mj/lu/vg)