Oberösterreich
Firma zahlte Arbeiter jahrelang keine Überstunden aus
Ein Oberösterreicher hat jahrelang nur den Bruchteil seiner tausenden Überstunden ausbezahlt bekommen. Kein Einzelfall, so die Arbeiterkammer.
Bis zu 130 Überstunden hat ein Arbeiter aus dem Bezirk Braunau (Oberösterreich) jeden Monat geleistet. Den Großteil davon unbezahlt. Als er nach acht Jahren gekündigt wurde, stellte sich heraus: Er bekam jahrelang nur einen Bruchteil seiner Überstunden und keine einzige Nachtschichtzulage ausbezahlt.
Fehlende Zuschläge
Der Mann wandte sich an die Arbeiterkammer, um seine Endabrechnung kontrollieren zu lassen. Dort wurde nicht nur eine enorme Anzahl an nicht bezahlten Überstunden und Nachtschichtzulagen festgestellt, sondern auch massive Arbeitszeitüberschreitungen. Der Lohn blieb über all die Jahre der gleiche, nur die Arbeit wurde mehr.
Die Arbeiterkammer intervenierte mehrmals bei der Firma, vorerst vergebens. Der Arbeitgeber reagierte nicht auf die Schreiben. Erst als die AK mit einer Klage drohte, meldete er sich. Seine Version: Er hätte mit dem Beschäftigten eine All-In-Vereinbarung getroffen. Doch so eine Vereinbarung hat es aber nie gegeben! Der Unternehmer willigte schließlich ein, die noch gültigen Ansprüche nachzuzahlen: 4.000 Euro. Der große Rest ist leider bereits verfallen.
Jede siebte Überstunde unbezahlt
Kein Einzelfall. Falsche Lohnabrechnungen gehören leider zum "Tagesgeschäft" - und meist geht es um unbezahlte Überstunden. "Für manche Arbeitgeber scheint es nach wie vor ein Kavaliersdelikt zu sein, ihren Beschäftigten nicht alle geleisteten Stunden zu bezahlen. Und da geht es nicht um Peanuts, sondern um richtig viel Geld", kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
„"Die Verfallsfristen sind viel zu kurz. Sie gehören endlich abgeschafft!" - AK-Präsident Johann Kalliauer“
Fast 43 Millionen Überstunden haben Oberösterreichs Beschäftigte im Jahr 2019 geleistet. Geschätzt blieb davon in etwa jede siebte unbezahlt! Besonders betroffen sind Frauen. Bei ihnen wird in etwa jede fünfte Überstunde nicht abgegolten. "Unseren Berechnungen zufolge verlieren die Arbeitnehmer in Oberösterreich dadurch circa 170 Millionen Euro pro Jahr", so Kalliauer.
AK fordert Strafen
Unbezahlte Überstunden oder fehlende Zuschläge im Nachhinein zurückzufordern, gestaltet sich schwierig. Kalliauer: "Die Verfallsfristen sind sehr kurz, sie betragen oft nur wenige Monate. Wenn die Arbeitnehmer zu uns kommen, ist es oft schon zu spät und das Geld für die Betroffenen verloren." Die AK fordert daher dringend, kurze Verfallsfristen von unter drei Jahren zu verlängern und darüber hinaus noch einen 100-prozentigen Strafzuschlag für nichtbezahlte Über- und Mehrstunden einzuführen.
Im Vorjahr hat die Arbeiterkammer Oberösterreich fast 118 Millionen Euro für AK-Mitglieder erkämpft. Geld, das den Menschen zugestanden ist, das sie aber erst mit Hilfe der AK bekommen haben.