Österreich

Fisch-Volkszählung an heimischen Seen

Heute Redaktion
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Der Saibling ist, gemeinsam mit der Rainanke, einer der häufigsten Bewohner in unseren Seen. Jetzt werden die Bestände in elf Gewässern ermittelt.
Der Saibling ist, gemeinsam mit der Rainanke, einer der häufigsten Bewohner in unseren Seen. Jetzt werden die Bestände in elf Gewässern ermittelt.
Bild: Bjoertvedt

Die Österreichischen Bundesforste rufen zur Fisch-Volkszählung: Durch nächtliche Spezialmessungen soll die Vitalität unserer Fische überprüft werden.

Derzeit unternehmen die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ungewöhnliche Bootsfahrten zu nächtlicher Stunde. Im Rahmen einer neuen Studie werden die Reinanken und Saiblinge in elf heimischen Seen gezählt. Gemeinsam mit dem Institut für Gewässerökologie und der Fischereiwirtschaft des Bundesamts für Wasserwirtschaft will man die Vitalität der österreichischen Fischpopulation ermitteln.

"Im Sinne einer naturnahen Bewirtschaftung können wir auf Basis der gewonnenen Daten langfristig planen, wie viel Fisch nachhaltig entnommen werden kann oder bei Bedarf notwendige Maßnahmen zur Erhaltung der Arten setzen", erklärt ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager. "Das ist gerade in Zeiten des Klimawandels von besonderer Bedeutung."

Hauptaugenmerk: Reinanke und Saibling

Die beiden Fischarten sind typische Bewohner der tiefen Alpen- und Voralpenseen und sind von großem ökologischen und wirtschaftlichen Wert. Neben Basisdaten wie Länge, Alter und Geschlecht werden über nächtliche Schallreflexionsmessungen die Größe und Verteilung der Fischbestände erfasst.

Das Echolot ist ein in der Schifffahrt verwendetes Gerät zur elektroakustischen Messung von Wassertiefen (Lotung). Gemessen wird die Zeit, die zwischen der Aussendung eines Schallimpulses (Wasserschall) und der Ankunft der vom Gewässerboden reflektierten Schallwellen verstreicht. Luftblasen sind sehr gute akustische Reflektoren. Deswegen liefern Fische gut erkennbare Echos. Die Echos werden praktisch nur von der Schwimmblase und nicht vom ganzen Fisch ausgelöst, dessen Dichte und Kompressibilität der des umgebenden Wassers zu ähnlich ist. Man kann also im Echolot nicht die Form erkennen und selbst mit großer Erfahrung nur sehr begrenzt aus der Stärke des Echos seine Größe abschätzen. Trotzdem liefert das Echolot damit dem Fischer oder Angler wichtige Informationen über die Zahl von Fischen unter dem Boot. Aus diesem Grund werden Echolote gern als Fischfinder benutzt.

So funktioniert die Untersuchung

Ausgerüstet mit modernster Technik befahren die Experten nachts mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h im Zick-Zack-Kurs das Gewässer. Die Messung erfolgt in der Nacht, weil die Fische bei Dunkelheit in höheren Wasserschichten unterwegs sind, um nach Nahrung zu suchen. In den Wintermonaten ist die Wasseroberfläche zudem ruhiger und die Messgenauigkeit erhöht. Das Schallreflexionsmessgerät (Echolot) wird seitlich am Bootsrand befestigt und ragt etwa 20 Zentimeter ins Wasser hinein. Es sendet akustische Signale aus, die von dem Seegrund und den Fischen zurück zum Gerät reflektiert werden. So werden die Daten gewonnen, die die Experten anschließend im Labor auswerten.

Altersanalyse anhand von Fischschuppen und Gehörsteinchen

In den Sommermonaten nützen die Forscher die Zeit für die Erhebung der Basisdaten. Dafür fischen sie eine kleine Stichprobe aus Rainanken und Saiblingen aus jedem See. Die Fische werden anschließend gewogen, gemessen und auf ihre Gesundheit untersucht. Dann wird ihr Alter festgestellt: Ähnlich wie bei Bäumen können Jahresringe auf den Fischschuppen mithilfe eines Mikroskops abgelesen werden. Je breiter die Ringe, desto mehr Nahrung hatten die Fische, während schmale Ringe auf schwere Zeiten hindeuten. Beim Saibling sind die Schuppen zu klein für die Bestimmung des Alters, daher lesen die Experten die Jahresringe an ihren Gehörsteinchen (Otolithen) ab.

Nachhaltige Fischerei als Maßnahme für Artenschutz

Wie an Land sind auch im Wasser die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren. Hitzeperioden und Wetterextreme beeinflussen Wassertemperaturen und somit das Nahrungsangebot im Gewässer. Das wiederum wirkt sich auf die Fischbestände aus. "Wir beobachten die ökologischen Entwicklungen an den uns anvertrauten Gewässern sehr genau. Die aktuellen Untersuchungen tragen maßgeblich dazu bei, diese einzigartigen Ökosysteme und ihre Vielfalt an Pflanzen und Tieren auch für zukünftige Generationen zu erhalten", so Freidhager.

So lange wird die Messung dauern

Die Untersuchungen finden über einen Zeitraum von zwei Jahren an folgenden Seen statt:

- Attersee (OÖ)

- Traunsee (OÖ)

- Hallstätter See (OÖ)

- Mondsee (OÖ)

- Wolfgangsee (OÖ/Sbg.)

- Obertrumer See (Sbg.)

- Wörthersee (Ktn.)

- Millstätter See (Ktn.)

- Weissensee (Ktn.)

- Grundlsee (Stmk.)

- Achensee (Tirol) (rfr)