Wien

"Es ist schrecklich" – Teichtmeister jammert vor Gerich

Schauspieler Florian Teichtmeister hat sich vor Gericht schuldig bekannt, alle Vorwürfe seien richtig. Er legte ein umfassendes Geständnis ab.

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    Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister musste sich am Dienstag wegen Besitzes und Herstellung von insgesamt 76.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen am Wiener Landesgericht verantworten.
    Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister musste sich am Dienstag wegen Besitzes und Herstellung von insgesamt 76.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen am Wiener Landesgericht verantworten.
    Denise Auer

    Der Prozess gegen Schauspieler Florian Teichtmeister hat am Dienstag am Wiener Landesgericht begonnen. Ihm wird der Besitz und die Herstellung von insgesamt 76.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen vorgeworfen. Der Ex-Burgstar bekannte sich schuldig!

    "Alles, was Ihnen vorgeworfen wird, stimmt so?", fragt Richter Stefan Apostol den Angeklagten Florian Teichtmeister. "Ja", flüstert der Schauspieler – und beginnt mit seinem Geständnis.

    "Ich hab Anfang der 2000er Jahre eine Pornografie-Sucht entwickelt, die über die Jahre schlimmer wurde." Dadurch kam es zum Kontakt zu Abbildungen nicht volljähriger Menschen. "Das Unrechtbewusstsein wurde durch meinen Drogenkonsum immer weniger. Das Problem ist seit 2008 virulent und eskalierte durch den enormen Suchtgiftkonsum bis es schließlich in Gewaltphantasien mündete", führt Teichtmeister ruhig aus. Er spricht deutlich, seine Schauspielausbildung kommt ihm im Gerichtsaal zu Gute. Man versteht jedes Wort, trotz mäßiger Tonqualität der Mikrofone.

    "Kinder wurden immer jünger"

    "Es gab Phasen der Selbsterkenntnis, dass das falsch ist. Doch die habe ich verdrängt. Ich hätte mir viel eher Hilfe suchen sollen", so Teichtmeister, der "problematische Erfahrungen" in der eigenen Kindheit andeutet. "Zum Zeitpunkt der Eskalation war es eine Mischung aus Suchtverhalten und dem Versuch, dem Gefühl der eigenen Machtlosigkeit durch diese Gewaltphantasien zu kompensieren. Es war eine Aufregung." Die Bilder betreffen fast nur Mädchen, so Teichtmeister. "Die Kinder wurden mit der Zeit und über die Jahre immer und immer jünger."

    Teichtmeister spricht vor Gericht auch über die Gründe, wie es zu der enormen Ansammlung an Missbrauchsdarstellungen kam. "Ich suche keine Ausreden, aber es korreliert mit einer Rolle in einem Film, wo meine Figur selbst Kinderpornografisches Material sammelte. In der Corona-Zzeit war ich dann beruflich nicht gebraucht und nicht gewollt und konsumierte täglich und über Monate 3 Gramm Kokain. Das ist sehr viel. Ich betäubte mich mit dem ständigen Rausch des Suchtgifts und der verbotenen Bilder."

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      Teichtmeister mit seinem prominenten Anwalt Rudolf Mayer
      Teichtmeister mit seinem prominenten Anwalt Rudolf Mayer
      ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

      "Unendliches Leid"

      Der Schauspieler erklärt: "Auf dem Handy hatte ich eine App, die mir Zugang zum Darkweb gaben. Dann lud ich die Dateien herunter, löschte Bilder, die mir zu weit gingen und behielt die Bilder, die mich befriedigt haben. Es gibt ein zu jung für mich", sagte er. Auch gewalttätige will er wieder gelöscht haben. "Heute weiß ich welches unendliche Leid Kinder erfahren, die auf diesen Abbildungen drauf sind - früher war mir das in diesem Ausmaß nicht bewusst."

      Im Jahr 2019 bzw. 2020 verlor er dann die Restkontrolle und begann auch Bilder zu bearbeiten. 110 Dateien, 95 Videodateien und 15 Bilddateien, ergänzt der Richter. "Die Texte, die ich damals verfasst habe... es ist einfach schrecklich!", jammert Teichtmeister. Es war eine "Verdichtung der Grauslichkeiten in diesen Texten", so der Ex-Burgschauspieler.

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        <a data-li-document-ref="100289939" href="https://www.heute.at/s/florian-teichtmeister-prozess-wien-kinder-pornografie-100289939">Florian Teichtmeister</a> wird am Dienstag in Wien der Prozess gemacht. Vor dem Landesgericht haben sich bereits zahlreiche Demonstranten versammelt.
        Florian Teichtmeister wird am Dienstag in Wien der Prozess gemacht. Vor dem Landesgericht haben sich bereits zahlreiche Demonstranten versammelt.
        Denise Auer

        "Das war mein Versuch, hier meine Schuld wettzumachen", meint Florian Teichtmeister zu einer Lesung im Parlament gegen Kindesmissbrauch, die der Richter aufs Tableau brachte. Bezahlt habe Teichtmeister für Bilder jedoch nie. "Ich unterstütze dieses System nicht und wollte nicht dazu beitragen. Das war wohl mein Restanstand, den ich mir behielt", meinte er.

        "Ich stopf dir das Maul"

        "Damit Sie eine Vorstellung davon haben", so der Richter und spricht eine Warnung vor dem aus, was nun kommt. "Sie müssen nicht hinschauen.". Dann werden die Texte verlesen. "Du kleine Schl****, ich stopf dir das Maul". Bitte f**** mich böser Onkel. Bitte bitte Onkel, ich darf mir dann was kaufen dann", schrieb der Schauspieler einer 10-Jährigen beim Oralverkehr in eine Sprechblase.

        Die Texte wirken extrem verstörend. Im Saal ist es mucksmäuschenstill. "Ich habe nie mit jemanden darüber gesprochen", so der Schauspieler, der sich selbst auch zu den Bildern dazuschnitt. "Das hat mich erregt", gibt er zu Protokoll.

        Woher das komme, das versuche Florian Teichtmeister nun mithilfe seiner Ärzte herauszubekommen. Erlebte Gewalt in der Kindheit könnte einer der Gründe sein. "Als ich erwischt wurde, war ich erleichtert. Ich war froh, dass es vorbei ist."

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