Ukraine-Krieg

Flugzeug-Absturz bei Belgorod wird zum Todes-Rätsel

Nach dem Crash einer Iljuschin Il-76 hat Russland die Namen der angeblichen Todesopfer veröffentlicht. Doch es gibt zahlreiche Ungereimtheiten.

Newsdesk Heute
Flugzeug-Absturz bei Belgorod wird zum Todes-Rätsel
An Bord der Maschine waren nach russischen Angaben insgesamt 74 Menschen.
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Nach dem Absturz eines russischen Militärflugzeugs vom Typ Il-76 in der Region Belgorod an der ukrainisch-russischen Grenze haben russische Behörden die Namen des getöteten Piloten und weiterer fünf Besatzungsmitglieder veröffentlicht. Demnach seien nebst Kommandant Stanislaw Aleksewitsch auch zwei Co-Piloten, ein Navigator, ein Flugingenieur und ein Funker gestorben.

Sind angeblich tote Ukrainer schon lange frei?

An Bord der Maschine waren nach russischen Angaben insgesamt 74 Menschen, darunter laut dem Verteidigungsministerium in Moskau auch 65 ukrainische Kriegsgefangene. Internationale Beobachter sind allerdings skeptisch bezüglich der russischen Informationen: So hätten einige der angeblich getöteten ukrainischen Kriegsgefangenen bereits bei früheren Austauschen ihre Freiheit wiedererlangt. Auf Bild- und Videoaufnahmen des Absturzes sind zudem fast nur Wrackteile zu erkennen – von den angeblich 74 Personen an Bord fehlt, abgesehen von einzelnen von russischen Medien verpixelten Bildbereichen, jede Spur.

Zudem sollen laut den Kreml-Angaben für die Bewachung der 65 Gefangenen gerade einmal drei Wachmänner mitgeflogen sein. Bei vergangenen Gefangenenaustauschen wurden hingegen jeweils etwa 60 Kriegsgefangene von mindestens 20 Militärpolizisten begleitet, wie ukrainische Soldaten berichten.

Sicherheitsexpertin warnt vor Spekulationen

Die Sicherheitsexpertin Claudia Major warnt denn auch vor voreiligen Schlüssen. Es seien derzeit zwei Fakten bekannt, sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) am Donnerstag im "Morgenmagazin" auf ZDF: "Das Flugzeug ist abgeschossen worden. Und es war ein Gefangenenaustausch geplant, der nicht stattgefunden hat." Dies seien derzeit "die einzigen verlässlichen Informationen".

Alles andere wie etwa Listen zum Gefangenenaustausch seien bislang "Spekulation". Daher sei auch die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski nach einer internationalen Untersuchung zur Absturzursache richtig. Ukrainische Militärquellen berichteten bereits kurz nach dem Absturz des Flugzeugs, dass die Maschine Raketen transportiert habe.

Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington teilten mit, dass weder die die russischen noch die ukrainischen Angaben unabhängig überprüft werden könnten. Russische Stellen behaupten, die Maschine sei auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch abgeschossen worden. In der Ukraine war zwar bestätigt worden, dass für den Tag ein Austausch geplant gewesen war. Kiew hat sich aber nicht zu etwaigen Gefangenen an Bord der Maschine geäußert.

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    Die Ukraine veröffentlichte Bilder, die eine abgeschossene Kinschal-Rakete – diese galt als Putins "Wunderwaffe" – zeigen.
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    Staatliche Notfalldienste der Ukraine

    Ukraine soll westliche Raketen eingesetzt haben

    Nach ISW-Angaben instrumentalisiert die russische Führung den Vorfall, um in der ukrainischen Gesellschaft Misstrauen gegen die Regierung in Kiew zu säen. Besonders die Frage des Austauschs von Kriegsgefangenen gelte für Ukrainer und Russen gleichermaßen als sensibles Thema, das Emotionen auslöse. Zudem wollten russische Funktionäre mit unbewiesenen Behauptungen die militärische Unterstützung des Westens für das Land schwächen, etwa damit, dass die Ukraine für den mutmaßlichen Abschuss deutsche oder US-Raketen eingesetzt habe.

    Das russische Flugzeug stürzte auf den Tag genau 23 Monate nach Beginn des Moskauer Angriffskrieges gegen das Nachbarland ab. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 befohlen. Das Land verteidigt sich mit westlichen Waffen gegen die russische Invasion. Dabei hatten ukrainische Verteidiger zuletzt massiv die Region Belgorod beschossen, von der aus Russland auch seine Truppen versorgt.

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      red
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