Niederösterreich

FPÖ-Politikerin versteht Regeln von Kinderspiel falsch

Vesna Schuster (FPÖ) kritisiert das Brettspiel "Virusalarm in Bleibhausen" als "krank", dürfte aber die Spielregeln falsch verstanden haben.

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Kinder beim Spielen des Brettspiels.
Kinder beim Spielen des Brettspiels.
IST/Anna Stöcher

Vor rund einer Woche stellte die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gemeinsam mit Bundesminister Heinz Faßmann das Brettspiel "Virusalarm in Bleibhausen" vor. Das vom IST (Institute of Science and Technology) Austria und Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie entwickelte Spiel ist für Kinder ab 12 Jahren gedacht und simuliert eine rapide Verbreitungen eines fiktiven Virus in der Ortschaft Bleibhausen - "Heute" berichtete.

Das Spiel soll nach dem Lockdown auch in den heimischen Schulen zum Einsatz kommen. Das schmeckt der niederösterreichischen FPÖ aber offenbar gar nicht. Familiensprecherin Vesna Schuster bezeichnete das von Wissenschaftern entwickelte Spiel am Donnerstag in einer Aussendung als "krank". "Gewonnen hat derjenige, der es als erster schafft alle Bewohner des fiktiven Dorfes Bleibhausen mit dem Covid Virus anzustecken. Das ist krank, zynisch und verschreckt Jugendliche", ist Schuster sicher.

Regeln falsch verstanden

"Umso erstaunlicher, dass Österreichs Schulen dieses Spiel im Unterricht verwenden sollen. Dafür wird eine Doppelstunde empfohlen. Da es keinen Unterrichtsgegenstand gibt, der 'Wir spielen jetzt ein zynisches Brettspiel' heißt, drängt sich die Frage auf, welche zwei Unterrichtseinheiten für diesen Unsinn verplempert werden sollen", legt die Politikerin nach, die auch bereits eine Anfrage an die Landeshauptfrau zum Sachverhalt gestellt hat.

Überraschend kommt die Kritik deshalb, weil die Spielregeln ganz eindeutig vorsehen, dass derjenige, der am Ende des Spiel die meisten Bewohner vor einer Infektion bewahrt hat, der Sieger ist - hier gibt es die genauen Spielregeln zum selbst Nachlesen. Schuster scheint die Regeln also offenbar falsch interpretiert zu haben. Seitens des IST Austria will man die Aussendung der FPÖ auf "Heute"-Nachfrage gar nicht erst groß kommentieren, verweist aber auch darauf, die Anleitung richtig zu lesen. 

Landtagsabgeordnete Vesna Schuster
Landtagsabgeordnete Vesna Schuster
FPNÖ

Bildungslücke entstanden

Die Freiheitliche hinterfragt aber auch generell die Sinnhaftigkeit eines derartigen Spiels im Unterricht. So seien durch die Schulschließungen während des ersten und zweiten Lockdowns massive Bildungslücken entstanden, die es jetzt gelte rasch zu schließen. Vor allem Kinder von sozial schwächeren Familien und Kinder aus bildungsschwachen Bevölkerungsschichten würden unter den Defiziten beim Lernstoff der Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch besonders leiden. „In dieser Situation wertvolle Unterrichtseinheiten mit einem derart sinnlosen Spiel zu blockieren, halte ich für grob fahrlässig“, betonte Schuster.

Recht hat Schuster allerdings wohl mit anderen Kritikpunkten am Spiel. Denn wenn darin eine Person in einem Gebäude infiziert ist, besagen die Regeln, dass es alle anderen auch werden. "Das ist nicht nur inhaltlich Nonsens, sondern dient auch dazu besonders bei jüngeren Kindern zusätzlich Ängste auszulösen", warnte Schuster. Dass das nicht der Corona-Realität entspricht hatte auch schon Mikl-Leitner bei der Präsentation festgestellt, beim Spiel gehe es darum, eine Grundlage für Diskussionen im Unterricht zu schaffen. "Es wäre weit sinnvoller ein Spiel zu spielen, in dem es um gesunde Ernährung, Bewegung und Stärkung des Immunsystem geht, als ein Spiel dessen Ziel es ist, so lange zu spielen bis alle krank sind", meint Schuster aber.

IST Austria Präsident Tom Henzinger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und BM Heinz Faßmann spielen "Virusalarm in Bleibhausen". 
IST Austria Präsident Tom Henzinger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und BM Heinz Faßmann spielen "Virusalarm in Bleibhausen". 
Martin Lusser