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Franca (5): "Ich habe Katzenaugen"

Heute Redaktion
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Bild: ORF Kärnten

Die fünfjährige Franca, die seit Montagnachmittag abgängig war, ist nach einer der größten Suchaktionen des Landes unversehrt gefunden worden. Lesen Sie hier, wie die Kleine sich alleine durchgeschlagen hat, bevor sie zufälig von zwei Radfahrern gefunden wurde.

Die fünfjährige Franca, die über 24 Stunden abgängig war, war am Dienstag Abend nach einer der größten Suchaktionen des Landes unversehrt gefunden worden. Noch immer nicht ist klar, wie Franca die Nacht verbracht hat.

Aufatmen in Kärnten: Nach einer beispiellosen Suchaktion nach der kleinen Franca (5) haben zwei Radfahrer, Werner H. (47) und Stefan L. (23)  die Tochter der akademischen Malerin Helga Druml (40) rund vier Kilometer vom Ort ihres Verschwindens entfernt aufgelesen. Sie fanden sie in der Nähe des Gasthauses "Almwirtschaft" auf dem Gailtalradweg bei Nötsch (Bezirk Villach-Land).

Stefanie Gram, stellvertretende Kommandantin der Polizeiinspektion Bad Bleiberg, war mit einem Kollegen der Inspektion Nötsch als Erste am Auffindungsort von Franca, nachdem zwei Radfahrer Alarm geschlagen hatten. "Die Kleine hat eine ganz starke Persönlichkeit", sagt die Polizistin. "Franca hat erzählt, sie habe Katzenaugen, mit denen sie auch im Dunklen sehen kann", schildert Gram. Deshalb sei das Mädchen die ganze Nacht, ohne zu schlafen, gegangen.

"Ich habe Erde gegessen"

Im Garten erzählte Franca am Dienstag auch, am Schoß ihrer Mutter sitzend, über den glücklichen Ausgang ihres Abenteuers: Sie habe Wasser aus einem Bach getrunken, das ihr aber nicht gut geschmeckt habe.

Fragen zu Opa abgeblockt

Auch habe sie Erde gegessen, als sie auf der Suche nach dem Haus ihrer Großeltern hungrig wurde. "Da hab ich zwei Radfahrer gesehen." Mutter Helga: "Hast du dich gefreut?" Franca: "Ja!" Und: "Jetzt bleibe ich immer bei meiner Mama." Über die Nacht mochte das Mädchen vorerst nicht reden. "Wenn man sie darauf anspricht, fängt sie an zu weinen", betonte die Mutter. Auch Fragen über den Opa blockte sie ab.

Wo sie die Nacht verbracht hatte, war vorerst noch nicht geklärt. Eine Übernachtung im Freien wäre zwar kühl - die Temperaturen gingen auf etwa zwölf Grad herunter - aber durchaus auszuhalten gewesen, und tagsüber war es dann bald wieder recht warm. Franca wird dazu sehr vorsichtig befragt. Eine gewisse Zeit dürfte das Mädchen in der Nähe des Elternhauses eines Kindergartenfreundes verbracht haben. Bemerkbar gemacht hat sich Franca aber nicht. Franca irrte bei Einbruch der Nacht alleine durch den Wald, trank an einigen kleinen Bächen Wasser und war ständig auf den Beinen. Schließlich erreichte sie in den Morgenstunden den Gailradweg. Und suchte dort weiter den Weg nach Hause.

Lesen Sie weiter: So wurde nach Franca gesucht


Mit Spielsachen und Kleidung gesucht

Seit Montag war eine groß angelegte Suchaktion mit zuletzt 250 Einsatzkräften, 50 Freiwilligen und 100 Pionieren des Bundesheeres im Gange. Mama Helga ging durch die Hölle, half bei der Suche nach Kräften mit: Sie brachte Kleidung und Spielsachen, damit die Spürhunde Francas Witterung aufnehmen konnten.

Als die zwei Radfahrer dem Mädchen zufällig begegneten, sprachen sie Franca an. Die Fünfjährige nannte daraufhin ihren Namen. Die Radler verständigten die Nötscher Polizei, die sofort eine Streife vorbeischickte. Die Beamten identifizierten das Mädchen und brachten es sowie die Radfahrer in die Wachstube.

"Möchte bei Mama im Bett schlafen"

Francas erster Satz beim Wiedersehen mit ihrer Mutter: "Ich möchte diese Nacht bei Mama im Bett schlafen." Die Befragung der kleinen Franca hat ergeben, dass das Kind alleine nach Hause gehen wollte, nachdem sich Opa Hermann (78) beim Spazierengehen beim Schloss Wasserleonburg kurz entfernt hatte. Der Opa wollte nach Hause, Franca aber nicht. Um die Enkelin zum Heimkehren zu bewegen, ging er ein paar Schritte voraus. Als sich der Opa umdrehte, war Franca verschwunden.

Schock: Helfer fanden Hose und Sandalen

Knapp bevor zwei Radfahrer das Mädchen am Dienstagabend am Gailradweg etwa vier Kilometer von seinem Elternhaus entfernt fanden, hatte es für die Suchmannschaften noch einen Schock gegeben: Sie stießen nämlich auf die Hose und die Sandalen der Fünfjährigen und befürchteten schon das Schlimmste. Franca erklärte, sie habe in die Hose gemacht und die feuchten Kleidungsstücke daraufhin abgelegt. Für die Polizei sind diese Angaben absolut glaubwürdig, sagte Sprecher Michael Masaniger.

Franca erzählte, dass sie dachte, der Großvater sei schon gegangen. Deshalb machte sie sich selbstständig auf den Heimweg, bog aber falsch ab. Sie war "fest entschlossen, allein zum Haus ihrer Großeltern zurückzukehren", so Masaniger.

Zwei Ärzte haben Franca laut Polizei mittlerweile untersucht. Es liegen keine Verletzungen vor, auch ein Trauma könne ausgeschlossen werden. Das Kind habe am Abend bereits wieder gegessen.