Der Entführer der 15-jährigen Chloe aus Südfrankreich soll in den kommenden Tagen nach Frankreich ausgeliefert werden. Die dortige Justiz ermittle gegen den 32-Jährigen wegen Geiselnahme und Entführung, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. Die deutschen Behörden befürworten die Auslieferung, die Entscheidung liegt beim Oberlandesgericht Karlsruhe.
Der unter anderem wegen eines Sexualdelikts vorbestrafte Mann äußere sich nicht. Er wurde am Freitag festgenommen, im Kofferraum seines Wagens wurde das Mädchen entdeckt, das am 9. November in der Nähe seines Elternhauses entführt worden war.
Der Franzose sitzt seit seiner Festnahme in Offenburg in Untersuchungshaft. Das Mädchen ist seit dem Wochenende wieder bei seinen Eltern im Dorf Barjac. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer. Außer Blutergüssen an den Händen, weil der Entführer sie fesselte, habe Chloe keine sichtbaren Verletzungen. Zur Frage, ob der Täter ihr sexuelle Gewalt angetan hat, wollte sich Schäfer nicht äußern. Als Gründe nannte er den Schutz des Mädchens sowie die laufenden Ermittlungen.
Opfer zufällig ausgewählt
Der Täter habe sich ohne Widerstand festnehmen lassen und danach nur kurz geäußert, sagte Schäfer. "Er sagte, er sei auf der Suche nach einem Opfer ziellos durch die Gegend gefahren. Rein zufällig fand er Chloe. Täter und Opfer kannten sich nicht." Mit dem Mädchen im Auto sei er eine Woche lang quer durch Frankreich, nach Italien und mindestens zweimal nach Deutschland gefahren. Die meiste Zeit musste Chloe im Kofferraum liegen. Übernachtet wurde im Auto. Durch Zufall war der Entführer der Polizei ins Netz gegangen.
Der Mann sei ein Einzeltäter, Komplizen habe er keine gehabt. Er war erst im September aus dem Gefängnis gekommen. Dort hatte er eine fünfjährige Freiheitsstrafe abgesessen. Unter anderem wegen einer Sexualstraftat sowie wegen Gewalt- und Drogendelikten.
"Wir konnten ein Menschenleben retten", sagte der Chef der Offenburger Polizei, Reinhard Renter. Chloe sei noch am Freitagabend vernommen worden. Längere Befragungen - auch in Frankreich - blieben ihr somit erspart. "Ihr sehnlichster Wunsch war, möglichst rasch ihre Eltern und die Familie wieder zu sehen." Die 15-Jährige sei äußerst tapfer gewesen. "Während der Entführung hat sie Todesängste durchlitten", sagte der Leiter der Offenburger Kriminalpolizei Roland Haug. "Sie hat am Ende nicht mehr geglaubt, das der Albtraum glücklich ausgehen kann."
Lesen Sie auf Seite 2 von der Rettung der jungen Französin...
Ein 15-jähriges Mädchen, das in Südfrankreich seit einer Woche vermisst wurde, ist nach Deutschland verschleppt und lebend im Kofferraum eines Autos entdeckt worden. Die aufgefundene Jugendliche sei die verschwundene Chloe R., hieß es am Freitag aus Ermittlerkreisen im südfranzösischen Nimes. Der mutmaßliche Entführer, ein vorbestrafter Sexualtäter, wurde gefasst.
Polizisten hatten das Mädchen bei einer Straßenkontrolle in Offenburg (Baden-Württemberg) nahe der Grenze im Kofferraum eines größeren Wagens gefunden. Der Fahrer wurde festgenommen. Die Jugendliche, der es nach Angaben aus den Ermittlerkreisen "gut" ging, wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht.
Fahrer in Deutschland gesucht
Sie konnte durch ein Foto "offiziell identifiziert" werden, das der deutschen Polizei übermittelt worden war. Den Angaben zufolge sollen in Frankreich nun Ermittlungen wegen Entführung und Freiheitsberaubung eröffnet werden. Der in Frankreich bereits vorbestrafte Fahrer des Wagens, der aus dem südfranzösischen Departement Gard stammt, wurde demnach in Deutschland wegen Diebstahls gesucht.
Nach Angaben der Polizei in Offenburg hatte der Entführer versucht, aus einem anderen Auto ein Laptop zu stehlen. Dessen Besitzer alarmierte die Polizei, die dann die Verfolgung aufnahm. Nach einem Zusammenstoß mit einem anderen Wagen ließ der Franzose sein Auto an der Straße stehen und flüchtete zu Fuß. Wenig später wurde er gefasst.
Chloe verschwand vor einer Woche
Die 15-jährige Chloe wurde seit dem vergangenen Freitag von ihrer Familie im Departement Gard vermisst. Sie hatte gegen 17:30 Uhr das Haus einer Freundin in einem Dorf verlassen, das rund zehn Kilometer von ihrem Elternhaus im Ort Barjac entfernt liegt. Der Motorroller von Chloe wurde gegen 22 Uhr vor ihrem Elternhaus mit kaltem Motor gefunden worden, mit all ihren persönlichen Gegenständen unter dem Sitz. Lediglich der Helm und ihr Handy fehlten. Versuche, das Telefon zu orten, waren fehlgeschlagen.
Taucher und Höhlenforscher auf der Suche
Tagelang suchten hunderte Polizisten und freiwillige Helfer nach dem Mädchen, sogar Taucher und Höhlenforscher kamen zum Einsatz. Die Ermittler hatten zunächst nicht ausgeschlossen, dass die Jugendliche weggelaufen sein könnte. Frankreich will nun die Auslieferung des mutmaßlichen Kidnappers beantragen. Nach Angaben der französischen Justiz wurde der Verdächtige in Fankreich unter anderem wegen einer Sexualstraftat bereits auffällig.
Mädchen wieder zu Hause
Die befreite 15-jährige Chloe ist seit Samstag wieder bei ihrer Familie. Das Mädchen ist am späten Freitagabend in Straßburg ihren angereisten Eltern übergeben worden, teilte die Polizei in Offenburg mit. "Dem Mädchen ging es den Umständen entsprechend gut", hieß es nach Untersuchungen.