In der Quellenstraße 92 im 10. Wiener Bezirk verlangt eine Hauseigentümerin von Lenkern reihenweise 395 Euro. Der Grund: Die Autofahrer sollen dort auf einer unbenutzten Einfahrt mit Manövern eine vermeintliche Besitzstörung begangen haben.
So auch "Heute"-Leserin Ajla* (Name von der Redaktion geändert): Die Wienerin bekam kürzlich Post von Rechtsanwälten. Ihr wird vorgeworfen, Anfang Juli an einem späten Abend die Einfahrt nicht freigehalten zu haben.
Was war passiert: Am 3. Juli soll Ajla mit ihrem Honda Civic gegen 21.30 Uhr die Einfahrt zu dem Gebäude in der Quellenstraße blockiert haben, sie stand mit ihrem Auto für wenige Augenblicke vor dem Mehrparteienhaus.
Im Gespräch mit "Heute" schildert Ajla, dass sie mit ihrem Wagen aufgrund einer Notsituation stehen blieb. "Ich hatte Kreislaufprobleme, wollte mir deshalb kurz etwas zum Essen und Trinken holen." In einem nahegelegenen Geschäft holte sich die Honda-Fahrerin kurz Verstärkung, kurz darauf ging die Fahrt wieder weiter.
Die Pkw-Lenkerin lässt sich jetzt rechtlich beraten, versteht die geforderte Summe in Höhe von 395 Euro überhaupt nicht. "Darüber hinaus war ein Beifahrer immer im Auto, er hätte gegebenenfalls reagieren können", so Ajla gegenüber "Heute".
Für Unmut sorgen die Klagsdrohungen vor allem, weil die Einfahrt seit Jahren unbenutzt sein soll – auch weil sich im Haus keine Autowerkstatt mehr, sondern ein Kindergarten befindet.
Die Klagsdrohungen samt Geldforderungen ärgern nicht nur ahnungslose Verkehrsteilnehmer, auch auf politischer Ebene schlägt die Strafen-Falle hohe Wellen. Die engagierte Kleinpartei SÖZ Favoriten (Soziales Österreich der Zukunft) brachte deshalb bereits Ende Juli durch Bezirksrat Hakan Gördü einen Antrag ein, die Auffahrschräge der besagten Einfahrt schnellstmöglich zu entfernen.
„Die Räumlichkeiten, die zuvor als Garage genutzt wurden, werden nun seit geraumer Zeit als Kindergarten genutzt. Die Einfahrt zur Garage ist somit obsolet und wird nicht mehr als solche verwendet.“Bezirksrat Hakan GördüSÖZ Favoriten
Die verhängten Strafen sollen zudem für "unnötige Konflikte und finanzielle Belastungen für die Betroffenen" sorgen. Außerdem würde "die Aufhebung der Auffahrschräge die Parkplatzsituation in der Umgebung verbessern und den Anwohnern sowie Besuchern des Kindergartens zugutekommen." Zudem könnte der neugewonnene Raum "zur Entspannung der Parkplatzsituation führen". Der Bezirk soll nun prüfen – mehr dazu hier.