Österreich

Frau gab sich für Tochter aus und zockte Männer ab

Heute Redaktion
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Eine 58-jährige Wienerin gaukelte Männern im Internet vor sie sei jung und hübsch, schickte ihnen Fotos ihrer 17-jährigen Tochter und zog ihnen das Geld aus der Tasche. Von einem Oberösterreicher bekam sie so 92.000 Euro - ohne dass er sie je zu Gesicht bekam. Nun steht die Spielsüchtige in Wien vor Gericht.

Eine 58-jährige Wienerin gaukelte Männern im Internet vor sie sei jung und hübsch, schickte ihnen Fotos ihrer 17-jährigen Tochter und zog ihnen das Geld aus der Tasche. Von einem Oberösterreicher bekam sie so 92.000 Euro - ohne dass er sie je zu Gesicht bekam. Die Frau fasste  dreieinhalb Jahre unbedingt aus (nicht rechtskräftig), ihre Tochter kam mit sechs Monaten bedingt davon.

Die Frau bandelte über Singlebösen mit mehreren Männern an und erzählte ihnen "Märchen". So wurde sie tatsächlich beinahe reich. "Ich habe das Geld gebraucht. Ich bin spielsüchtig", erzählte die Frau am Mittwoch einem Schöffensenat.

Fotos der Tochter

Die 58-Jährige hatte offenbar den Dreh heraus, liebeshungrige Männer um den Finger zu entwickeln. Dass sie ihre E-Mails mit Fotos aufheizte, die nicht sie, sondern ihre 17 Jahre alte Tochter zeigten, dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben.

Oberösterreich monatelang ausgenommen

Besonders krass agierte sie mit einem junger Oberösterreicher, der sich offenbar nicht sehnlicher als eine Frau an seiner Seite wünschte. Sie stellte ihm eine Beziehung in Aussicht, doch wann immer der Mann nach Wien reisen wollte, um die vermeintlich feurige Südländerin zu treffen, entzog sich die Schwindlerin, indem sie einen Krankenhaus-Aufenthalt oder einfach Zeitmangel vortäuschte.

Jede Lüge recht: Tote Eltern, Operationen usw.

Dafür tischte sie ihrem Opfer im Verlauf der acht Monate, die sie ihn umgarnte, immer mehr Lügengeschichten auf: Zunächst gab sie vor, ihre Handtasche mit ihrem Monatslohn wäre gestohlen worden. Dann berichtete sie, ihre Eltern wären nacheinander gestorben, sie könne die Begräbniskosten nicht begleichen. Angeblich unaufschiebbare Operationen und ein kostspieliges Grundstücks-Geschäft führte sie eben so ins Treffen. Für all das bat sie ihren Verehrer um Geld.

Schuldbekenntnis unter Tränen

Ohne die Frau je gesehen zu haben, ließ ihr der Oberösterreicher bis zum April 2012 per Postanweisung insgesamt 92.000 Euro zukommen. "Ich bekenne mich schuldig", schluchzte sie nun auf der Anklagebank, "ich bekenne, dass ich den Leuten wehgetan habe". Die sechs weiteren Opfer, die sie neben dem Oberösterreicher hinters Licht führte, hatten ihr jeweils mit ein paar Tausend Euro aus der behaupteten Misere geholfen.

Nicht einmal mehr Geld für Anwalt da

Sie habe das Geld gebraucht, stellte die Angeklagte fest: "Ich habe sogar meine Pension verspielt." "Sie hat wirklich alles verzockt", bemerkte Verteidigerin Astrid Wagner, "ich habe das auch bei meinem Honorar gemerkt."

Auf die Frage, wie es in der Single-Börse, in der sie sich umtrieb, denn zu den Geldflüssen gekommen sei, erwiderte die 58-Jährige: "Wir waren alle Freunde dort. Manche Männer schreiben weniger, manche schreiben mehr. So hat es sich halt ergeben."

Tochter mitschuldig

Die 17 Jahre alte Tochter musste sich als Beitragstäterin mitverantworten. Das Mädchen wusste laut Anklage, wofür die Mutter ihre Fotos benutzte, und wenn die 58-Jährige einmal keine Zeit hatte, kommunizierte die 17-Jährige per SMS oder gar am Telefon mit einigen Männern.

Schwindlerin bekommt 3,5 Jahre

Wiener Straflandesgericht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Verteidigerin Astrid Wagner nahm die Strafe an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig. Die 17 Jahre alte Tochter, die in den Schwindel ihrer Mutter eingeweiht war und mit den Männern kommunizierte, wenn die 58-Jährige keine Zeit hatte, kam als Beitragstäterin mit sechs Monaten bedingt davon. Damit erklärten sich sowohl Anklagebehörde als auch Verteidigung einverstanden.

APA/red.