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Frau rettet alte Briefe und macht Familie überglücklich

Eine junge Französin stößt bei der Arbeit auf einen Karton voller Briefe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der Fund bringt einiges ins Rollen.

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    Die rund 200 Liebesbriefe stammen aus den Jahren 1942 bis 1945 und waren an eine Aimée Randonnet adressiert.
    Die rund 200 Liebesbriefe stammen aus den Jahren 1942 bis 1945 und waren an eine Aimée Randonnet adressiert.
    Twitter/CecileFlpp

    Cécile arbeitet im Südwesten Frankreichs in einem Büro für Umweltfragen. Anfang Dezember half sie für einige Tage in einem Recyclingcenter in Saint-Jean-d'Angély im Département Charente-Maritime aus. Hier tauchte Anfang Dezember ein Mann mit einem Container voller alter Dokumente auf. "Er erklärte uns, dass er ein Haus gekauft und die Dokumente auf dem Estrich entdeckt habe. Er habe sich die Papiere nicht näher angeschaut und wollte sie lediglich so schnell wie möglich loswerden."

    Als Cécile die Sachen durchsah, bemerkte sie darunter eine kleinere Schachtel mit um die 200 Briefen. Sie stammten aus den Jahren 1942 bis 1945 und waren an eine Aimée Randonnet in der westfranzösischen Gemeinde Loubillé im Département Deux-Sèvres adressiert. "Die Handschrift zeigte, dass sie alle aus derselben Feder stammten – und dass es alles wunderschöne Liebesbriefe waren", erzählt Cécile der "Nouvelle Republique".

    Erfolgreiche Suche der Twitter-Gemeinschaft

    Sie habe es nicht übers Herz gebracht, die Briefe wegzuwerfen. "Sie waren voller Erinnerungen, und wenn sie etwa an meine Großmutter gerichtet gewesen wären, hätte ich sie gerne gelesen … vielleicht bin ich auch zu sentimental", so Cécile.

    Die Französin beschloss, einen Aufruf auf Twitter zu posten: "Helft mir, die Kinder und Enkel zu finden. Ich möchte nicht, dass die Sachen im Kübel landen." Der Beitrag wurde innerhalb kurzer Zeit über 15.000-mal geteilt, und bald meldeten sich Stimmen, die von einer Aimée berichteten, die in Loubillé geboren und 2014 in Niort verstorben war.

    So wandte sich Cécile an den Bürgermeister von Loubillé, um sich nach möglichen Kindern von Aimée zu erkundigen. "Man sagte mir, dass es gut gewesen sei, die Briefe nicht wegzuschmeißen und dass man versuche, die Verwandten von Aimée ausfindig zu machen."

    "Ich habe sie kontaktiert, und sie erwartet Ihren Anruf"

    Doch das war gar nicht nötig. Denn bald schon meldete sich auf Twitter ein Jean-Christophe Popinot bei Cécile. Er sei der Großneffe von Aimée Randonnet, und die Briefe stammten von deren Ehemann Pierre, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg von seiner jungen Ehefrau getrennt – und der nach Kriegsende wieder mit seiner großen Liebe vereint worden war. Die beiden hätten zwei Kinder gehabt, wobei eines davon verstarb. "Tochter Claudine aber lebt noch. Ich habe sie kontaktiert, und sie erwartet Ihren Anruf", twitterte er.

    Und so kam es, dass Tochter Claudine (65) die kostbaren Briefe bei Cécile abholen kam. "Es ist fast ein Schock! Ich hätte mir das nie träumen lassen, und es ist wunderbar, die Gefühle meiner Eltern nachlesen zu können", sagte Claudine laut "Paris Match". Jetzt wolle sie gemeinsam mit ihren beiden Söhnen die 200 Briefe lesen: "Das ist ein wahrer Familienschatz, der voller Erinnerungen ist, und von dem ich keine Ahnung hatte, dass er existiert."

    Den Medien kam diese herzerwärmende Geschichte in der Vorweihnachts- und tristen Corona-Zeit gerade recht. Von France Info über "20 Minutes" über "El País" wollten alle mit Cécile, der Liebesbriefe-Retterin, sprechen. Es wurde ein solcher Trubel, dass die Französin schließlich auf Twitter etwas genervt darum bat, sie nach drei Tagen in Ruhe zu lassen.

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