Niederösterreich

Frau sagt: "Wurde von Kopfschuss-Opfer vergewaltigt"

Für einen Teil der Tschetschenen ist er Held, für einen Teil Verräter: Für eine Wienerin (35) ist Mamikhan U. alias Martin B. ein Vergewaltiger.

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Das Mordopfer von Gerasdorf.
Das Mordopfer von Gerasdorf.
privat

Regimekritiker Mamikhan U. alias Martin B. alias Anzor aus Wien (43) war am Abend des 4. Juli auf einem Gewerbeparkplatz in Gerasdorf (Bezirk Kornburg) mit mehreren Schüssen hingerichtet worden. Aktuell ist noch nicht klar, ob es sich um einen Auftragsmord handelt oder nicht. Weiters ist nicht klar, wie viele Hintermänner es tatsächlich gibt.

Zwei Verdächtige in Haft

Fix ist nur: Sar A. (47) und Salman M. (37) sitzen als Verdächtige in der Justizanstalt Korneuburg in U-Haft, der ältere Tschetschene soll geschossen haben. Für seine kritischen Videos in Richtung Präsident Ramsan Kadyrow war der 43-jährige Familienvater teils bewundert, aber auch gehasst worden. Denn Mamikhan U. griff in den knapp 30 Youtube-Videos auch die Familie des Diktators unter der Gürtellinie an - mehr dazu hier und hier. Möglich, dass die Videos das Todesurteil des Exil-Tschetschenen waren.

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    Festnahme des Verdächtigen in Linz
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    kerschi.at

    "Er hat mich ins Auto gezerrt"

    Weder als Regimekritiker noch als Volksverräter hat eine 35-Jährige das Mordopfer in Erinnerung. Denn Mamikan U. soll die damals 25-Jährige im Jahr 2010 vergewaltigt haben. "Am Anfang wusste ich gar nicht, woher er meine Nummer hat, ich kann es nur vermuten. Wir haben zwei bis drei Monate nur telefoniert, wurden dann sowas wie Freunde. Dann entschieden wir, uns in Wien persönlich zu treffen. Und da hat er mich ins Auto gezerrt und vergewaltigt", berichtet die Wienerin.

    "Frau ist in Tschetschenien nichts wert"

    "Anzeige habe ich nicht erstattet, weil er mir genug Angst gemacht hat. Damals sah ich auf der Ablage in seinem Wagen ein Kuvert mit dem österreichischen Namen (Anm.: Martin B.) drauf. Bisher habe ich darüber nur mit meiner Therapeutin gesprochen. Aber ich wollte es jetzt der Öffentlichkeit - anonym zwar - erzählen, weil es gibt so viele Frauen, die nichts sagen dürfen. In Tschetschenien haben Frauen null Rechte. Und die Frau ist immer Schuld, ganz egal was auch passiert. Martin B. wiederum war strikt gegen das Kopftuch. Er hatte einen regelrechten Hass auf Frauen mit Kopftuch", meint die 35-jährige gebürtige Tschetschenin.

    "Dass Martin B. jetzt für einige ein Held ist, verstehe ich nicht. Wenn ein Mensch flüchtet und in einem anderen Land Schutz sucht und dazu noch seinen Namen ändern lässt, sollte er eigentlich still und unauffällig leben", so die 35-Jährige abschließend.