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Frau vergiftet sich mit Glücksbringer-Armband

Die Schweizerin hatte sich Schmuck aus Huayruro-Kernen gekauft. Nachdem sie damit in Berührung gekommen war, ging es ihr zunehmend schlechter.

Heute Redaktion
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Sarah G.* (44) glaubt an die Kraft der Farbe Rot. Sie schütze die Aura und spende Energie, ist die Südamerikanerin überzeugt. Also kaufte sie sich Mitte Dezember am Zürcher Christkindlmarkt ein rotes Armband mit ovalen, schwarz-roten Kügelchen. "Die peruanische Standbesitzerin erklärte mir, dass es sich um Huayruro-Samen handle", erzählt G. gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten". In Peru gelten die Hülsenfrüchte, die hierzulande auch als Paternostererbse (Abrus precatorius) bekannt sind, als Glücksbringer.

Das exotische Schmuckstück brachte G. allerdings weder Glück noch Kraft. "Schon nach zwei Wochen begannen einige Samen zu zerbröckeln und ich entfernte sie aus dem Armbändeli", so G. Beim Ausfädeln sei sie in Berührung mit den gelben Samenkernen gekommen.

Wenige Tage später ging es mit der Gesundheit der Frau bergab. "Ich fühlte mich müde, bekam Magenbrennen und es wurde mir sehr schlecht." Mehrfach habe sie sich stark übergeben müssen und habe Magenkrämpfen erlitten.

Von verstorbenem Vater gerettet

Am Samstag begab sich G. in die Notaufnahme. Dort habe man bei ihr stark erhöhte Leberwerte festgestellt. "Der Arzt fragte mich, ob ich viel trinke oder Drogen nehme", erzählt G. Sie verneinte. Was die Ursachen ihrer Leiden seien, habe man ihr nicht sagen können. "Dass es an den Samen liegen könnte, wäre mir zu diesem Zeitpunkt aber nicht in den Sinn gekommen."

Erst die darauffolgende Nacht brachte Licht ins Dunkel. "Mein verstorbener Vater erschien mir im Traum und sagte: 'La pulsera', was auf Deutsch übersetzt Armband bedeutet", so G. Noch im Schlaf habe sie sich das Band vom Handgelenk gerissen. Die Internetrecherche am nächsten Morgen habe dann ergeben, dass die Huayruro-Samen sehr giftig seien.

"Hautkontakt ist unschädlich"

Dies bestätigt Hugo Kupferschmidt, Direktor der Beratungsstelle "Tox Info Suisse". "Schwere Vergiftungen, etwa nach dem Verschlucken von größeren Mengen offener Huayruro-Samen, können tödlich enden, wenn sie nicht behandelt werden", sagt der Toxikologe. Kupferschmidt betont aber auch: "Hautkontakt ist unschädlich, da das Gift die Haut nicht durchdringen kann."

In der Beratungsdatenbank von "Tox Info" finden sich aktuell rund 40 Fälle, die das Verschlucken von Paternoster-Erbsen betreffen. In einem einzigen Fall sei es zu Durchfall nach Einnahme einer größeren Anzahl zermahlener Samen gekommen, sagt Kupferschmidt. "Bei allen anderen Fällen ist nichts passiert."

"Wir raten von der Verwendung als Schmuck ab"

Zwar sei das Tragen solchen Ethnoschmucks unbedenklich, solange die Samen intakt seien, sagt Kupferschmidt. Allerdings sei zu bedenken, dass die Samen nicht gegessen werden sollen, was vor allem bei kleinen Kindern nicht verhindert werden könne. Auch sei ein Missbrauch im Sinne absichtlicher Vergiftungen nicht ausgeschlossen. "Wegen dieser Risiken raten wir von der Verwendung der Samen als Schmuck ab."

Obschon Sarah G. nach eigenen Angaben keine Samen verschluckt hat und nur Hautkontakt mit den Kernen hatte, ist sie sich sicher, dass ihre Symptome davon herrühren. "Ich bin sonst ein kerngesunder Mensch, es kann nur an den Huayruro-Samen liegen."

*Name der Redaktion bekannt (sul)