Laut einer aktuellen britischen Umfrage unter 2.400 Schülern (11 bis 14 Jahre) sind ein Drittel der Kinder "sehr" oder "ständig" besorgt darüber, wie die Welt in Zukunft aussehen wird. Mädchen zeigten sich dabei deutlich besorgter (44 Prozent) als Buben (27 Prozent).
Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner der MedUni Wien, bestätigt im "Heute"-Klimatalk die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung des Klimawandels. "Frauen sind deutlich interessierter, besorgter und überlegter als Männer", so Hutter. "Dadurch entwickeln Frauen aber auch mehr Ängste."
„Frauen haben eine höhere Sensibilität für Umweltthemen.“Hans-Peter HutterUmweltmediziner der MedUni Wien
"70 Prozent der Frauen interessieren sich für den Klimawandel, bei den Männern sind es nur 30 Prozent", so Hutter. Frauen hätten zudem eine generell "höhere Sensibilität für Umweltthemen".
Frauen seien zudem lösungsorientierter und aktiver. Sie wollen sich im Gegensatz zu Männern auch stärker "einbringen und kümmern", wenn es beispielsweise um Maßnahmen gegen die Klimakrise geht, so Hutter.
Frauen und Mädchen sind auch mehr an Gesundheitsthemen interessiert als Männer: Drei Viertel der Mädchen wollen laut der britischen Studie wissen, wie sich der Klimawandel auf die menschliche Gesundheit auswirkt, im Vergleich zu nur 60 Prozent der Burschen.
"Wir wissen, dass die Angst vor dem Klimawandel bei Mädchen größer ist. Daher kann eine ganzheitlichere Aufklärung über den Klimawandel einschließlich Gesundheit und Wohlbefinden dazu beitragen, die Sorgen junger Menschen zu lindern, erklärt Nicola Walshe vom britischen Zentrum für Klimawandel und Nachhaltigkeits-Bildung.
Frauen stehen zudem durch "geschlechtsspezifische Einkommens- und Vermögensunterschiede" weniger Geld zur Klimavorsorge zur Verfügung als Männern, so der Wiener Gleichstellungsmonitor.
Aufgrund von "Mehrfach-Benachteiligungen, zum Beispiel geringes Einkommen und Migrationshintergrund" ergeben sich häufig "Wohnsituationen mit schlechten energetischen Gebäudestandards und einer größeren Hitzebelastung."
Auch weltweit sind Frauen von den Auswirkungen der Klimakrise stärker betroffen als Männer. Frauen sterben demnach bei Umweltkatastrophen mit 14-mal höherer Wahrscheinlichkeit als Männer - "weil sie später gewarnt werden, seltener schwimmen können und sich auf der Flucht um Angehörige kümmern", erklärt "UN Women Deutschland".
Auf der Flucht vor klimabedingten Katastrophen bestehe für Frauen zudem "ein erhöhtes Risiko für körperliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsprostitution und Ausbeutung. Auch partnerschaftliche Gewalt steigt nach Katastrophen häufig deutlich an", so die deutsche NGO.