Fussball

"Früher wäre Ronaldo für Jubel im Gefängnis gelandet"

Ein Jubel von Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien sorgt für Diskussionen. Drohen dem Superstar deswegen im islamischen Land nun Konsequenzen? 

Heute Redaktion
Droht Fußball-Star Cristiano Ronaldo für seinen Jubel etwa eine Strafe?
Droht Fußball-Star Cristiano Ronaldo für seinen Jubel etwa eine Strafe?
Picturedesk

Vor wenigen Tagen jährte sich der Tag zum zehnten Mal, an dem Cristiano Ronaldo seinen mittlerweile legendären "Siuuu-Jubel" zum ersten Mal aufführte. Kleiner Sprung in die Höhe, Beine auf die Seite – in diesem unvergleichbaren Stil zelebriert der portugiesische Superstar seitdem die meisten seiner vielen Tore. So auch bei seinem aktuellen Klub Al-Nassr in Saudi-Arabien. 

Nach Ronaldos 1:0-Siegtreffer im Halbfinale des Arab Club Champions Cup zeigte der 38-Jährige nun aber eine Geste, die für gehörig Wirbel sorgte. Unmittelbar vor dem "Siuuu-Jubel" machte er das christliche Kreuzzeichen. Dass der mehrfache Weltfußballer bekennender Christ ist, ist nichts Neues. In Saudi-Arabien kann es jedoch rechtlich gesehen heikel sein, andere Glaubensformen als die vorherrschende muslimische zur Schau zu stellen. 

"Hätte im Gefängnis landen können"

Einige westliche Medien berichteten darüber und spekulierten, ob Ronaldo gar eine Festnahme drohe. Dies, da zumal zum Beispiel auch der frühere Al-Nassr-Spieler Juan Pablo Pino wegen eines Jesus-Tattoos am Oberarm einst in einem Einkaufszentrum in der Hauptstadt Riad verhaftet wurde.

1/16
Gehe zur Galerie
    Diese Fußball-Stars wechselten im Sommer 2023 nach Saudi-Arabien.
    Diese Fußball-Stars wechselten im Sommer 2023 nach Saudi-Arabien.
    PIERRE-PHILIPPE MARCOU / AFP / picturedesk.com

    "Wahrscheinlich hätte er vor 2015 im Gefängnis landen können", meinte Elham Manea von der Universität Zürich gegenüber "20min.ch". Damals hätte Ronaldo vor allem im streng religiösen Saudi-Arabien eine Strafe gedroht, wenn er das Kreuz bejubelt hätte. Saudi-Arabien sei diesbezüglich als Besonderheit in der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas zu sehen. 

    Wohl keine Strafe 

    Heute sehe es aber komplett anders aus, da der Wüstenstaat seither einen großen Wandel durchgemacht habe. "Saudi-Arabien ist nicht das Saudi-Arabien von vor zehn Jahren", meinte die Expertin. Ein Hauptgrund dafür sei der Regierungswechsel vor knapp acht Jahren. Unter König Salman und seinem Sohn seien Reformen angestoßen worden, die zwar nicht für mehr politische, aber für mehr individuelle Freiheit gesorgt hätten. Mohammed bin Salman würde die Liberalisierung vorantreiben und die Wirtschaft diversifizieren. "Dafür braucht das Königreich eine Öffnung, auch im sozialen Bereich", hält Manea fest. 

    Daher sei es sehr unwahrscheinlich, dass man nun einen Fußballer für eine religiöse Geste abmahnen würde. "Ich wäre überrascht, wenn er bestraft werden würde, für all das Geld, das man für ihn bezahlt hat", meinte die Expertin. Damit legt sie den Gedanken nahe, dass Ronaldo neben den gelockerten Regelungen auch gewissermaßen von einem Promi-Bonus profitiere. "Natürlich wollen die Saudis sich nicht mit einem Star anlegen", sagt sie weiter. Dazu gelte es auch anzufügen, dass es trotz der Liberalisierung in Saudi-Arabien immer noch große Bedenken bezüglich der politischen Freiheit und der Redefreiheit zu konstatieren gelte. "Es gibt da immer noch einige Probleme", findet Manea. 

    (20min.ch/red)

    Mehr zum Thema