Österreich

Frühjahrsputz mit viel „Wumms" im Kraftwerk

Heute Redaktion
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Na bumm! Mit 7.000 Metern pro Sekunde – so schnell explodiert Nitropenta – wurden gestern die Kessel der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau (Simmering) „freigeblasen".

Wenn hier geputzt wird, dann aber richtig: Beim Frühjahrsputz in der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau in Simmering fährt Wien Energie schwere Geschütze auf. Als "Putzmittel" dient nämlich Sprengstoff. Anfang April rücken die Sprengmeister wieder an und befreien die Kessel von Ablagerungen und Anbackungen – während des laufenden Betriebs.



Asche lagert sich an und verringert Effizienz

Beim Müll-Verbrennungsprozess lagert sich Asche an den Innenflächen der Kessel ab. Darunter leidet die Effizienz der Anlage, also müssen die Kessel regelmäßig gereinigt werden. Früher musste man für diese Zwischenreinigungen die Anlagen insgesamt zehn Tage im Jahr abschalten und die Kessel von innen sandstrahlen. Heute werden die Kessel-Reinigungen bei Wien Energie während des laufenden Betriebs mit Sprengstoff durchgeführt. Das spart wertvolle Energie, Zeit und damit Geld.

Wann es Zeit für eine Reinigung ist, meldet die Kraftwerksanlage automatisch. Sie erkennt den Grad der Verschmutzung an der Temperatur des Rauchgases. Ist diese zu hoch, bedeutet das, dass die Membranwände des Kessels mit zu vielen Ablagerungen bedeckt sind und sie die Wärme des Rauchgases nicht mehr in vollem Ausmaß zur Energieerzeugung weiterleiten können. Dadurch ist für die Strom- und Fernwärmeerzeugung ein deutlich höherer Grund-Energieaufwand notwendig und die Anlage ist weniger effizient. Etwa viermal im Jahr rücken deshalb die Sprengmeister an.

"Heute" war bei den Spreng-Arbeiten live dabei:



Nitropenta explodiert mit 7.000 Metern pro Sekunde




Eine Infrarotkamera hilft den Anlagen-Experten, sämtliche betroffenen Stellen zu finden und die Sprenglanzen mit Nitropenta punktgenau dorthin zu leiten, wo der Dreck sitzt. Die Sprengungen sind Präzisionsarbeit: Wenn ausgebildete Fachleute unter den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen und mit größter Sorgfalt auch schwerste Anbackungen im 600°C heißen Rauchgasstrom entfernen, sitzt jeder Handgriff.



Die Sprengkörper bestehen aus einem Aluminiumrohr, in dem sich einige Gramm Sprengstoffschnur befinden – die Dosis ist dabei natürlich entscheidend, um keine Schäden zu verursachen und trotzdem die gewünschte Reinigungsleistung zu erzielen. Bei der Einführung der Sprengkörper werden die Lanzen zusätzlich mit Löschwasser gekühlt, damit die wärmeempfindlichen Zünder nicht zu früh detonieren und eine kontrollierte Entzündung möglich ist. Die durch die Sprengung entstehenden Druckwellen entfernen selbst kleinste Aschepartikel.

4 Kilogramm Sprengmittel wurden "verblasen"



Bis zu 20 Mal pro Kessel ließen es Sprengmeister Sascha Pauli (36) und seine Kollegen von der Firma "Online Cleaning Technology" mit insgesamt 4 kg Sprengstoff krachen. Jeder Kessel wird so im Lauf eines Tages von bis zu 25 Kubikmetern Flugasche befreit. Das entspricht etwa der Füllmenge von 210 kleinen Restmüllbehältern. Die Flugasche wird im Rinterzelt gemeinsam mit den Schlacken zu Asche-Schlackenbeton stabilisiert und auf der Deponie Rautenweg abgelagert.

Über die MVA Pfaffenau



- Die Müllverbrennungsanlage Pfaffenau in Wien-Simmering ist eine der modernsten Anlagen Europas.

- Bis zu 200 Müllfahrzeuge der MA48 entleeren täglich ihren Inhalt in den Müllbunker. Zwei Müllkräne heben den Müll in die Aufgabetrichter der beiden Verbrennungsroste. Pro Stunde werden 32 Tonnen Restmüll bei einer Mindesttemperatur von 850 Grad verbrannt. So werden hier jährlich ca. 250.000 Tonnen Restmüll aus dem Südosten Wiens verwertet.

- Mit der daraus gewonnenen Energie versorgt Wien Energie rund 25.000 Haushalte mit Strom und rund 50.000 Haushalte mit Fernwärme. (ck)

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