Österreich

Frühling 2020 stellt schon jetzt traurige Rekorde auf

Heute Redaktion
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Das anhaltende Kaiserwetter hat tragische Folgen für Land und Natur: Der bisherige meteorologische Frühling ist einer der wärmsten und trockensten der Messgeschichte.

Der Frühling 2020 war in Österreich und Mitteleuropa bisher geprägt von Hochdruckgebieten. Das Ergebnis: In der Zwischenbilanz ist der Frühling 2020 sehr trocken, sehr warm und sehr sonnig.

In der österreichweiten Auswertung liegt die Niederschlagsmenge derzeit um rund 50 Prozent unter dem Durchschnitt. Stellenweise gab es sogar um mehr als 70 Prozent zu wenig Niederschlag, vor allem in Vorarlberg, in Nordtirol, in Oberösterreich, in Niederösterreich und im Burgenland.

Regionen im Rekordbereich

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"In Linz zum Beispiel regnete es seit 1. März nur 33 Millimeter, im Durchschnitt sind es hier im selben Zeitraum 115 Millimeter", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), "ähnlich trocken war es in Linz im selben Zeitraum nur in den Jahren 1976 mit 35 Millimetern und 2018 mit 39 Millimetern. Die Messreihe reicht bis 1949 zurück."

Ähnliches gilt auch für andere Regionen (Zeitraum jeweils 1. März bis 20. April; Vergleich jeweils mit Durchschnitt der Klimaperiode 1981-2010):

An der ZAMG Wetterstation Wien Hohe Warte brachte der Frühling 2020 bisher 28 Millimeter Niederschlag (66 Prozent weniger als im Durchschnitt). Trockener war es hier seit dem Messbeginn im Jahr 1872 nur acht Mal, zum Beispiel in den Jahren 1974 (11 Millimeter), 1976 (11 Millimeter) und 1981 (21 Millimeter).

In Innsbruck brachte der Frühling 2020 bisher 27 Millimeter Niederschlag (72 Prozent weniger als im Durchschnitt). Trockener war es hier seit dem Messbeginn im Jahr 1877 nur drei Mal: in den Jahren 1879 (12 Millimeter), 1946 (24 Millimeter) und 1976 (24 Millimeter).

Nach aktuellem Stand der Prognosen, ist zumindest bis Anfang nächster Woche kein nennenswerter Regen in Sicht. Das anhaltende Schönwetter macht aber nicht nur den österreichischen Böden zu schaffen. "Berlin trockener als Sahara", titelte der TV-Sender Kabel eins in einem Beitrag vom Dienstag. In der ersten Aprilhälfte kamen in der deutschen Hauptstadt nur rund drei Prozent des üblichen Niederschlags zusammen:

Wärme und frühe Vegetation verschärfen Trockenheit

Viele Böden sind heuer nicht nur wegen des Mangels an Regen sehr trocken. Die hohen Temperaturen und der frühe Beginn der Vegetation verstärken die Trockenheit. "Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet aus dem Boden in die Luft", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik, "der bisherige Frühling verlief fast durchgehend zu mild und ist in der Zwischenbilanz einer der zehn wärmsten der 254-jährigen Messgeschichte." Verschärft wurde die Situation durch die vielerorts zwei bis drei Wochen früher austreibenden Pflanzen. Dementsprechend größer ist heuer auch der Wasserverbrauch der Vegetation.

Apfelblüte um mehr als eine Woche früher

Die Frühblüher, wie Schneeglöckchen, Hasel, Salweide und Marille waren heuer etwa zwei bis drei Wochen früher. Damit lagen die phänologischen Jahreszeiten Vor- und Erstfrühling im Bereich der fünf frühesten Termine in der Messreihe seit 1946.

Die Kaltlufteinbrüche Ende März bis Anfang April haben die phänologische Entwicklung ein wenig eingebremst und den Vorsprung von zwei bis drei Wochen gegenüber dem langjährigen Mittel auf etwa eine Woche bis zehn Tage verringert. Ein beträchtlicher Teil der Marillenblüten dürfte durch die Kälte erfroren sein, wie sich jetzt nach und nach herausstellt.

Die intensivste Zeit der gesamten Vegetationsperiode fällt in den April. Zur Zeit befinden wir uns im Vollfrühling, der an vielen Orten in Österreich mit der Fliederblüte begonnen hat.

Augenblicklich phänologisch aktive Phasen aus dem Beobachtungsprogramm der ZAMG: Lärche, Rosskastanie, Birke, Buche und Stieleiche treiben ihr Laub aus; der Wein treibt aus; Kirsche, Apfel, Zwetschke blühen, die ersten Rosskastanien beginnen zu blühen. Die ersten Schwalben wurden vor mehr als einer Woche beobachtet und der Kuckuck hat sich auch schon hören lassen.

Der Beginn der Apfelblüte war heuer im österreichweiten Mittel am 11. April und damit mehr als eine Woche früher als im Durchschnitt (20. April im Mittel der Klimaperiode 1981-2010). Die Apfelblüte 2020 liegt auf somit Platz 14 der 75-jährigen Messreihe seit 1949. Ähnliches gilt für Bayern wie dieser Nachrichtenbeitrag zeigt:

Sonnenstunden: Soll bald erreicht

Österreich erlebte seit dem Beginn des meteorologischen Frühlings am 1. März auch sehr viele Tage mit Sonnenschein. "Es gab heuer in Österreich um rund 30 bis 70 Prozent mehr Sonnenstunden als in einer durchschnittlichen ersten Hälfte des meteorologischen Frühlings", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik. "Einige Regionen erreichen bereits in den nächsten Tagen die Sonnenscheindauer eines durchschnittlichen gesamten Frühlings, also nach zwei von drei Monaten."

Als Beispiel nennt der Experte Hohenau an der March, in Niederösterreich, hier gab es seit 1. März bereits 460 Stunden Sonnenschein. In einem durchschnittlichen gesamten meteorologischen Frühling sind es hier 540 Stunden. "Nach dem aktuellen Stand der Prognose wird dieser Wert spätestens Mitte nächster Woche erreicht, also noch im April", so Orlik.

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