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Frühlingsmüde? Und wie! Das steckt dahinter

Erschöpfung statt Tatendrang: Mit dem Frühjahr kommt bei vielen das große Gähnen. Warum uns der Frühling müde macht, weiß André Dietziker.

Heute Redaktion
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Müde, schlapp, lustlos. Herr Dietziker, gibt es die Frühjahrsmüdigkeit wirklich?

Selbstverständlich gibt es diese bleierne Schwere am Übergang von Winter zu Frühling. Die längeren und sonnigeren Tage rufen Erinnerungen wach an aktive Tage im letzten Sommer. Wir würden gerne wieder so loslegen, aber der Organismus ist noch gar nicht bereit. Diese Diskrepanz lässt uns die Müdigkeit noch stärker empfinden. Psychologisch gesehen ist die erwachende Natur für manche Menschen weniger Freude als Frust. Wo man sich im Winter daheim verstecken konnte, sieht man sie jetzt alle wieder draußen, die Schöneren, die Schlankeren, die Fitteren und alle diejenigen, die das Glück haben, nicht alleine zu sein. Diese Aussicht macht manche Menschen träge.

Es gibt sie zumindest nicht als international anerkannte medizinische Diagnose. Dennoch: Welche sind die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit?

In erster Linie ist es eine körperlich empfundene Abgeschlagenheit und Energieblockade. Manche Menschen leiden unter Kreislaufproblemen und Schwindel. Emotional erleben viele eine Art unerklärliche Unzufriedenheit und Gereiztheit. Wetterfühlige Menschen, solche die sowieso schon einen tiefen Blutdruck haben und auch ältere leiden stärker unter der Frühjahrsmüdigkeit.

Frühjahrsmüdigkeit, Herbstdepression, Sommerhoch ... Was macht das Wetter mit uns?

Der häufige und krasse Temperaturwechsel ist aktuell eine Belastung für unseren Körper. Zudem führen die wärmeren Temperaturen zu einer Erweiterung der Blutgefäße, weshalb der Blutdruck absinkt. Dies kann subjektiv als Schlaffheit und Antriebslosigkeit empfunden werden. Der Körper braucht etwa einen Monat, um sich an die neue Situation anzupassen. Körperlich den größten Einfluss auf die Energie hat nicht das Wetter, sondern das Sonnenlicht. Allerdings wirken sich wolkenverhangene Wetterlagen natürlich auf die Stimmung aus.

Wie Frühlingsgefühle schieben manche auch Frühjahrsmüdigkeit auf die Hormone ab. Was ist da dran?

Am Ende der dunklen Jahreszeit sind unsere Serotonin-Speicher noch nicht wieder aufgefüllt. Dagegen gibt es reichlich Melatonin in unserem Organismus. Serotonin macht uns aktiv, zuversichtlich und unternehmungslustig, das Schlafhormon Melatonin genau das Gegenteil. Die längeren Tage und das intensivere Tageslicht fördert die Produktion unserer Glückshormone.

Was macht uns denn frühlingsmunter?

Gehen Sie raus und gewöhnen Sie sich an die steigenden Temperaturen. Bewegung und Licht sind natürliche Muntermacher. Idealerweise sollte man sich täglich über die Mittagszeit eine halbe Stunde draußen aufhalten. Maßvolle Bewegung bringt außerdem den Kreislauf in Schwung. Je fitter Sie sind, desto besser kommen Sie mit dem veränderten Klima klar. In der Übergangszeit zwischen den Jahreszeiten sollte man sich aber körperlich nicht überfordern und unbedingt genügend Erholung einbauen. Gemütliche Abende nach anstrengenden Tagen helfen, sich langsam an die neue Frühlingsaktivität heranzutasten.

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