Szene mit Leni Klum

"Fühlte mich ausgenutzt!" Gehörlose über GNTM-Teilnahme

Die Freude war groß, als Maria zu "Germany's next Topmodel" eingeladen wurde. Doch die Teilnahme hinterließ bei ihr einen bitteren Beigeschmack.
Heute Entertainment
08.03.2025, 10:42

Vor vier Jahren wagte Maria Schimanski den großen Schritt - als erste Gehörlose bewarb sich die damals 20-Jährige bei "Germany's next Topmodel" und wollte so richtig durchstarten. Doch es kam alles ganz anders. Bei "deep und deutlich" packte die 24-Jährige über die Zeit bei "GNTM" aus.

Maria ist von Geburt an taub, wuchs in einer gehörlosen Familie auf. Obwohl sie schon immer den Wunsch hegte, einmal ein Star zu werden, begann sie eine Ausbildung zur Buchbinderin. Doch 2021 wollte sie es dann doch noch einmal versuchen. Hals über Kopf bewarb sie sich bei GNTM mit einem Video, indem sich die Gehörlose vorstellte. Zu ihrer Überraschung kam sie direkt eine Runde weiter.

Doch Maria hatte von Anfang an das Gefühl, dass die Produktion sich nicht auf sie eingestellt hatte. In der Vorstellungsrunde beispielsweise konnten sich die Top 30 damals austauschen. Nur Maria war es nicht möglich, daran teilzunehmen, weil sie keinen Dolmetscher zur Verfügung gestellt bekommen hatte.

Produktion stellte keine Dolmetscher zur Verfügung

"Ich musste dann sagen: Stopp! Ich brauche zuerst meine Dolmetscher. Ich möchte auch wissen, wer ihr seid. Ich möchte auch mehr von euch erfahren und euch näherkommen", erzählte sie im Interview.

Zwar wurde ihr mitgeteilt, dass die Übersetzer gleich kommen würden. Doch dem war nicht der Fall: "Sie sind gar nicht gekommen." Nach der zweiten Folge musste Maria GNTM verlassen. Sie denkt allerdings, dass ihr Rauswurf nicht an einer schlechten Performance lag.

"Ganz viele haben geschrieben, dass es nicht wegen meiner Leistung war, sondern wegen den Kosten. Denn Dolmetscher sind teuer. Und dass die Herausforderung einfach zu hoch ist für die Produktion", so Maria.

Unangenehmer Moment mit Leni Klum

Moderatorin Aminata Belli betonte während des Gesprächs, wie wichtig es sei, dass im TV über Themen wie Gehörlosigkeit gesprochen wird und dass diese auch eine bestimmte Aufmerksamkeit bekommen. Laut ihr gäbe es immer noch viel Unwissen - in dem Fall gegenüber tauben Menschen.

Als Beispiel nannte Aminata Belli die Szene mit Maria und Leni Klum. Sie sprach Maria direkt an: "Nach einem Walk von dir versucht Leni Klum, mit dir in einer Gebärdensprache zu sprechen. Obwohl es sicher nett gemeint war, ist es aber eine sehr irritierende Situation. Ich finde es auch sehr unangenehm anzuschauen."

Als Heidi der gehörlosen Teilnehmerin erzählt hatte, dass ihre Tochter auch die Gebärdensprache beherrsche, dachte sich Maria, sie schaut sich das einmal an. Leni Klum wurde dann auf die Bühne geholt. Sie stellte sich vor, nutzte dafür die "Sign Language". Doch bei dieser handelte es sich um die amerikanische Gebärdensprache.

"Habe mich ausgenutzt und benutzt gefühlt"

Auf die Frage hin, wie sich Maria in dieser Situation gefühlt hat, antwortete sie: "Ich will jetzt nichts Doofes sagen, aber in diesem Moment hatte ich das Gefühl, ich werde benutzt, weil das noch nie vorgekommen ist, das Thema Gebärdensprache bei Germany's next Topmodel."

Sie setzte fort: "Ich habe gesagt: Stopp, das ist nicht die deutsche Gebärdensprache, das ist die amerikanische Gebärdensprache. Und dann hat Heidi Klum gesagt, ja, ist ja trotzdem eine Gebärdensprache."

"Ich habe danach (..) gelesen, dass Leni Klum durch mich ein bisschen bekannter geworden ist. Wenn das Thema Gebärdensprache nicht aufgekommen wäre, wäre das vielleicht in der Form nicht passiert. Und deswegen habe ich mich schon ausgenutzt und benutzt gefühlt", so Maria.

"Bin stolz darauf, taub zu sein"

Maria fragte sich damals, warum man sie überhaupt eingeladen habe: "Für Leni Klum oder weil das Interesse an mir bestand?" Nichtsdestotrotz ist die 24-Jährige dankbar, dass sie an der Show teilnehmen durfte. Ihr Leben hat sich durch die Show sehr verändert.

"Es haben sich viele Türen geöffnet, die vorher nicht offenstanden für mich. Ich möchte einfach selbstbewusst zeigen, dass wir taube Personen auch alles können und ich bin stolz darauf, taub zu sein", erzählte Maria. Neben ihrer Tätigkeit als Buchbinderin, die sie nach wie vor ausübt, arbeitet sie heute auch als Model.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.03.2025, 11:21, 08.03.2025, 10:42
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