Am Nachmittag kam der Schöffensenat zu einem Urteil und erklärte die fünf Männer für schuldig. Der einschlägig vorbestrafte Hauptbeschuldigte erhielt sechs Jahre Haft und nahm dieses Urteil an. Seine Mitangeklagten wurden zu eineinhalb, zwei und zweimal drei Monaten Haft verurteilt. Ihre Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Ihnen allen hatten ursprünglich deutlich höhere Strafen von bis zu 15 Jahren gedroht.
Die Gruppe wurde lange observiert und belauscht. Schlussendlich warf ihnen die Staatsanwaltschaft unter anderem organisierten Suchtgifthandel und schwere Körperverletzung vor. Einer der sechs Angeklagten musste zur Einvernahme eines Zeugen vom Hauptprozess ausgeschlossen werden. Die verbliebenen fünf Beschuldigten bekannten sich teilschuldig oder unschuldig.
Alle nun Verurteilten sind gebürtige Tiroler mit teilweise langem Strafregister. Unter ihnen befanden sich ein dreizehnfach vorbestrafter Fliesenleger, ein vierfacher Familienvater, ein bereits neunfach verurteilter Bodenleger und ein ehemaliger Türsteher.
Dreizehn Beschaffungsfahrten nach Italien konnten die Ermittler den ehemaligen Bandidos-Mitgliedern nachweisen. Demnach fuhren sie von Tirol aus in die Lombardei. In einer Wohnung in Parma, später in Monza, erfolgten dann die Drogendeals. Rund 30 Euro hatten sie für ein Gramm Kokain bezahlt, in Tirol verkauften sie es dann um 100 Euro pro Gramm weiter. Zumeist wurden Halb-Kilo-Pakete geschmuggelt. Ende des letzten Jahres erfolgte an der Mautstelle Schönberg der Zugriff der Polizei.
In der Causa spielte offenbar auch eine mögliche, schlussendlich gescheiterte Chapter-Gründung der Motorradgang Bandidos in Wörgl eine Rolle. Außerdem wurden bei den Beschuldigten Schlagringe, Elektroschocker, Stahlruten und Schlagstöcke sichergestellt.
Dem ehemaligen Türsteher schien die Situation nahezugehen. Vor Gericht brach er in Tränen aus und betonte, sich bei seiner Tochter für den Kokainkonsum entschuldigen zu wollen. Mit den Beschaffungsfahrten wollte er allerdings nichts zu tun haben. Ein weiterer Angeklagter sprach von ausuferndem Eigenkonsum, für den er eben Geld brauchte.