Oberösterreich

Fünf Spitäler schicken Krebskranken heim – Mann stirbt

Manfred G. (59) litt seit August an starken Schmerzen. Er suchte in fünf Spitälern Hilfe, wurde aber immer abgewiesen. Vor Kurzem ist er gestorben.

"Er schrie stundenlang, weil er die Schmerzen nicht mehr aushielt und erbrach sich", sagt Petra P. (Symbolbild)
"Er schrie stundenlang, weil er die Schmerzen nicht mehr aushielt und erbrach sich", sagt Petra P. (Symbolbild)
iStock, privat

Es war ein kurzer, aber tragischer Leidensweg. "Heute" zeichnet ihn ausführlich nach.

Es begann 2021 mit einer Krebsdiagnose und endete 2022 mit dem Tod. Es hätte aber auch anders ausgehen können, nämlich dann, "wenn die medizinische Versorgung kompetenter gewesen wäre", sagt Petra P., Tochter der Lebensgefährtin von Manfred G.

Sie hat sein Leiden hautnah miterleben müssen. "Ich bin erschüttert über die notdürftige Versorgung in den Spitälern, die Fließbandabfertigung, die fragwürdige Arzt-Patienten-Kommunikation." Dazu kritisiert sie Fehleinschätzung mehrerer Ärzte, ein Versäumnis, einen akuten Fall zu erkennen, aufzunehmen und zu behandeln, sowie offensichtliche Gleichgültigkeit und das Desinteresse", ist die Frau aufgebracht.

Krebsdiagnose im Februar 2021

Begonnen hat der Leidensweg mit einer ersten Krebsdiagnose im Februar 2021. Damals war der Mastdarm von Manfred G. betroffen. Zwischen März und September bekam er eine Chemotherapie, am 18. Oktober wurde er in einem Krankenhaus in Oberösterreich operiert. Seither galt er als krebsfrei, schildert Petra P gegenüber "Heute".

Mitte August 2022 bekam der Mann plötzlich wieder starke Schmerzen – diesmal in der Lendenwirbelsäule. Zwei Wochen später hatte er bereits Lähmungserscheinungen im linken Fuß und stürzte aus der Badewanne.

Die Schmerzen ließen nicht nach

Er wandte sich an das Spital, in dem er 2021 wegen des Mastdarmkrebses operiert wurde. Dort habe man ihn aber abgewiesen, schließlich galt er nach Chemo und OP als krebsfrei, erzählt die Frau. Der Mann sei nicht einmal untersucht worden. 

Da die starken Schmerzen nicht nachließen, wandte sich Manfred G. an ein anderes oberösterreichisches Spital. "Dort wurde wenigstens ein CT gemacht", so Petra P. Die Diagnose: Bandscheibenvorfall, Hüftprellung, Leistenzerrung und eine sogenannte Raumforderung in der Hüfte.

Später sollte sich herausstellen, dass es sich dabei offenbar bereits um einen Tumor handelte. Anstatt den Mann sofort stationär aufzunehmen, wurde ihm damals nur ein Termin für die darauffolgende Woche zugewiesen.

Zu diesem Zeitpunkt war er bereits so schwach, dass er nicht einmal mehr die Rettung rufen konnte, um zum MRT-Termin zu kommen.

Der Mann war bereits auf einen Rollstuhl angewiesen

Gehen war seither nur noch mit Krücken und unter starken Schmerzen möglich. Manfred G. war mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen. "Langes Sitzen oder Liegen war nicht mehr möglich. Er hatte innerhalb von drei bis vier Wochen auch zwölf Kilo abgenommen", so Petra P.

Die Situation des Mannes verschlechterte sich immer weiter. Er konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten und litt unter starkem Durchfall. Aufgrund seines miserablen Allgemeinzustandes fuhr Petra P. den 59-Jährigen am 7. Oktober in ein Krankenhaus in Niederösterreich. Dort hatte er einen Zweitwohnsitz.

Petra G. auf Erholung im Ausland
Petra G. auf Erholung im Ausland
privat
"Vor Ort erlebten wir katastrophale Zustände, unfreundliches Personal, Überlastung sowie Überforderung", so die Frau.

Auch dieses Spital soll dem Mann laut Petra P. nicht geholfen haben und ihn auf Revers nach Hause geschickt haben. Zwei Tage später konnte er nicht mehr essen, trinken oder schlafen. "Er schrie stundenlang, weil er die Schmerzen nicht mehr aushielt und erbrach sich", so Petra P.

Am 10. Oktober wurde es der Lebensgefährtin des Mannes dann zu viel und sie rief in einem Krankenhaus in Wien an und ließ ihn dort einliefern. Ein paar Stunden später sei er aber auch dort wieder entlassen worden – mit der Zusatzdiagnose Corona.

Er wirkte aber verwirrt, hatte Gedächtnislücken und war orientierungslos. Zwei Tage später wandte sich seine Lebensgefährtin schließlich an die Covid-Hotline 1450. Danach wurde Manfred G. wieder in ein weiteres Krankenhaus in Wien gebracht.

"Dank einer engagierten, kompetenten und empathischen Ärztin wurde er endlich auf der Covid-Station aufgenommen", erzählte Petra P.

Bereits Metastasen im ganzen Körper

Die Ärztin veranlasste schließlich ausführliche Untersuchungen, um der Ursache der Schmerzen des Mannes auf den Grund zu gehen. Am 15. Oktober kam dann die niederschmetternde Diagnose: Manfred G. hatte bereits Tumore in den Nieren und Wirbelsäulenmetastasen. Bald war klar: Er wird sterben.

Trotz der höchstmöglichen Morphiumdosis litt Manfred G. weiterhin Schmerzen. "Als ich ihm sagte, dass es mir leid tut, dass er unter so tragischen und unvorhergesehenen Umständen gehen muss, liefen ihm Tränen aus den geschlossenen Augen", so Petra P.

Kurze Zeit später starb der 59-Jährige am 22. Oktober in seinem Krankenzimmer. "Ich habe ihm kurz vor seinem Ableben versprochen, dass ich nichts unversucht lasse, um ihm zumindest nach seinem Tod ein bisschen Gerechtigkeit zu verschaffen", berichtet die Frau.

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