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Führt der Corona-Kurs der Türkei in die Katastrophe?

Heute Redaktion
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Die Türkei hat – offiziell – nur wenige tausend Infizierte mehr als Österreich. Es gibt jedoch keine Ausgangssperren, deshalb steigen die Infiziertenzahlen rasant.

Auch in der Türkei ist das öffentliche Leben aufgrund der weltweiten Coronavirus-Pandemie weitgehend lahmgelegt. Jedoch gibt es, anders als in anderen Ländern, keine verordnete Ausgangssperre. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst betonte am Mittwoch gegenüber dem TV-Sender CNN Türk, eine "freiwillige Quarantäne" sei sehr wichtig.

Das allein werde allerdings nicht reichen und könnte geradewegs in eine Katastrophe führen, warnen Experten. Indiz dafür ist auch die Vervierfachung der Zahl der Corona-Toten innerhalb kürzester Zeit. Generelle Ausgangsbeschränkungen will Präsident Erdogan nicht, um die türkische Wirtschaft nicht noch weiter zu schwächen. Diese hatte schon vor der Coronavirus-Krise mit Problemen gekämpft. Produktion und Export müssten weiterlaufen, sagte Erdogan. Der wichtige Tourismus-Sektor leidet bereits sehr stark unter dem Einbruch bei Fernreisen.

Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte Mittwochabend die neuesten Zahlen zur Epidemie veröffentlicht. Mit diesem Letztstand gab es laut seinen Angaben 15.679 mit dem Coronavirus infizierte Menschen im Land, 277 seien an der Infektion verstorben.

Mangelnde Transparenz bei Infiziertenzahlen

In der ARD-"Tagesschau" kritisierte ein Mediziner mangelnde Transparenz. Die Regierung würde keine Detaildaten herausgeben, man wisse etwa nicht, wie sich die Zahlen im Land geografisch verteilten. Es gebe keine Informationen darüber, wo es wie viele Infektionen gibt. Diese Intransparenz könne die Bevölkerung in falscher Sicherheit wiegen und dadurch die Verbreitung des Virus befeuern.

Die auflagenstarke Tageszeitung "Hürriyet" berichtete inzwischen über mögliche weitere Einschränkungen der Mobilität. Vor allem solle der Reiseverkehr zwischen den Großstädten Istanbul, Ankara und Izmir weiter eingeschränkt werden. Damit solle ein Verschleppen aus den bevölkerungsreichen Großstadtregionen in andere Landesteile unterbunden werden. Derzeit braucht man für entsprechende Reisen spezielle Genehmigungen.