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Für Premier haben Brände nichts mit Klima zu tun

Heute Redaktion
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Die Buschbrände in Australien nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Über den Zusammenhang mit dem Klimawandel will die konservative Regierung nichts hören.

Die Buschbrände in Australien wüten bereits seit Oktober. Allein im Bundesstaat South Wales zerstörten sie eine Fläche so groß wie Belgien. Ein Ende des Infernos ist nicht in Sicht.

Nicht wenige Australier werfen der liberal-konservativen Regierung unter Premierminister Scott Morrison vor, nichts gegen den Klimawandel zu unternehmen. Mitte Dezember gingen um die 20'000 Demonstranten in Sydney auf die Straße, auf Schildern war zu lesen: "Tut verdammt noch mal endlich etwas!" Forderungen, die auf taube Ohren stoßen – oder auf Ablehnung.

"Will nichts hören von kreischenden Skandinaviern"

So schimpfte Premier Morrison gegen "rücksichtslose Klimaziele, die Arbeitsplätze zerstören", und der frühere stellvertretende Ministerpräsident Barnaby Joyce mokierte sich mit Blick auf Aussagen der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg: "Ich will nicht von kreischenden Skandinaviern hören, wie ich mit Buschfeuern umgehen soll. Das ist so, als würde ich Norwegen mit einem Bericht über Eisberge versorgen."

Greta hatte zuvor zu den Bränden in Australien getwittert: "Nicht einmal Katastrophen wie diese scheinen irgendein politisches Handeln hervorzubringen. Wie ist das möglich?"

Mächtige Kohleindustrie

Die konservative Regierung unter Scott Morrison ist fest verankert in der Kohlelobby, Australiens zweitgrößter Exportindustrie. Kohle schafft Umsätze und Arbeitsplätze und wird stark auch für die eigene Energieerzeugung eingesetzt. An verschärften Klimagesetzen und der Förderung alternativer Energien hat die australische Regierung deshalb wenig Interesse.

Der australische Premier Morrison räumte zwar ein, dass es einen Bedarf an "echten Maßnahmen gegen den Klimawandel" gebe. Doch er beharrt darauf: Höhere Klimaziele hätten die derzeit tobenden Buschfeuer oder extreme Wetterereignisse nicht verhindert, das sei "einfach falsch".

Unumstrittene, klar belegbare Zusammenhänge

In der Wissenschaft ist jedoch klar belegt und unumstritten: Die globale Erwärmung erhöht die Waldbrandrisiken deutlich. Schon unterhalb von einem Grad Erwärmung dehnt sich die Waldbrandsaison aus, das belegt erneut auch der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC.

Der Klimawandel bringt zwei Effekte mit sich, die die Waldbrandgefahr erheblich erhöhen: ausbleibender Regen und Dürreperioden, in denen die Vegetation austrocknet. Dennoch will die australische Regierung diese Zusammenhänge am liebsten totschweigen.

Zum Schweigen aufgefordert

So wurden Behördenmitarbeiter, die an einem Workshop zur Klimaanpassung in New South Wales teilnahmen, angewiesen, die Verbindung zwischen Klima und Buschfeuern nicht zu diskutieren, wie "Spiegel.de" schreibt.

"Morrison hört einfach nicht zu", beklagte sich der Oppositionsführer Anthony Albanese laut "FAZ". "Er hört nicht auf die Chefs der Feuerwehren, er hört nicht auf Wissenschaftler, wenn es um den Klimawandel geht." Mittlerweile sehen auch Teile der Industrie den Kurs der Regierung kritisch: "Im vergangenen Jahrzehnt hat Australiens Energiepolitik Klarheit und Konsistenz vermissen lassen", kritisierte der Landeschef der UBS, Anthony Sweetman.