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"Furchteinflößend" – Porno-Prävention geht in die Hose

Mit einem Video sollen Kinder für Pornos sensibilisiert werden. Eine Stimme warnt, dass bei Vergehen bald die Polizei im Schulzimmer warten könnte.

Ein Video soll Kinder für die Gefahren von Pornografie sensibilisieren – nach der Meinung einer Expertin verfehlt der Clip sein Ziel aber deutlich und ist auf "diversen Ebenen höchst problematisch".
Ein Video soll Kinder für die Gefahren von Pornografie sensibilisieren – nach der Meinung einer Expertin verfehlt der Clip sein Ziel aber deutlich und ist auf "diversen Ebenen höchst problematisch".
Youtube/SKPPSC

"Hey, du! Ich beobachte dich und ich weiß, was du gestern getan hast. Du hast einen Porno geschaut. Oh Mann, das ist nicht okay." So beginnt ein Video, dass die Kantonspolizei Wallis in Kooperation mit der Schweizerischen Kriminalprävention ausgearbeitet hat. Der knapp dreiminütige Clip soll Kinder und Jugendliche vor Gefahren durch legale sowie illegale Pornografie und dem Teilen von Nacktbildern warnen.

Das Video kommt aber in einer speziellen Form daher. Denn legale und illegale Pornografie und Sexting, die für Jugendliche unter 16 Jahren als Kinderpornografie gelten, können in dem Clip jedoch nicht direkt dargestellt werden, da es verboten ist, pornografisches Material an Minderjährige weiterzugeben. Doch die bedrohlich wirkende Präsentationsform kommt nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei Experten gar nicht gut an.

"Video höchst problematisch"

So hat etwa Agota Lavoyer, die Expertin für sexualisierte Gewalt und Opferberatung ist, einen Post zum Video auf Linkedin abgesetzt. Darin beschreibt sie das Video als "furchteinflößend und auf diversen Ebenen höchst problematisch." Weiter gibt sie Tipps, was Kinder und Jugendliche stattdessen über Pornos wissen sollten – so sei es völlig normal, dass sich Jugendliche für Sex und nackte Haut interessieren und neugierig sind. Auch sei zu beachten, dass Pornos Filme sind, die sexuell stimulieren, aber nicht die sexuelle Realität abbilden. Im Klartext: Das erste Mal wird nicht viel mit dem zu tun haben, was in gängigen Pornos gezeigt wird.

Ausserdem warnt sie vor dem Umstand, dass in pornografischen Inhalten das Wort "Nein" nicht vorkomme oder als "part of the game" absichtlich übergangen werde, während Sexualität in der Realität auf Gegenseitigkeit, Konsens und Respekt beruhe. Auch seien die meistens kostenlos verfügbaren Pornos von Männern für Männer gemacht und daher sehr einseitig. "Eins ist klar: Wir müssen mit Kindern und Jugendlichen über Pornos reden und dürfen sie mit dem Thema nicht allein lassen", so Lavoyer.

"Absoluter Schrott"

Auch online gibt es praktisch keine positive Stimmen für das Video. "Ich lach mich kaputt – und wie viel Steuergelder wurden für den Schrott wieder verschwendet?", schreibt jemand. Eine weitere Nutzerin finde das Video in ihrer Rolle als Mutter "gelinde gesagt absoluter Schrott". Sie wolle ihren Sohn nicht einschüchtern, sondern aufklären.

Statt mit der Polizei zu drohen, versuche sie, ihm verständlich zu machen, warum Pornos für Jugendliche ein Problem sind. "Eltern, übernehmt Verantwortung", schließt sie ihren Appell. Im Großen und Ganzen ist der Tenor unter dem Video klar: "Das ist nicht Prävention, das ist Einschüchterung und Traumatisierung."

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