Wien

Gaal: Wien bekommt Frauenhaus speziell für Mädchen

Was die Frauen- und Wohnbau-Stadträtin (SPÖ) sonst so plant und warum sie jetzt schärfer essen kann, verrät die Neo-Vizestadtchefin im "Heute"-Talk.

Claus Kramsl
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Vize-Bürgermeisterin, Frauen- und Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaal im "Heute"-Interview.
Vize-Bürgermeisterin, Frauen- und Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaal im "Heute"-Interview.
Stadt Wien

Am 24. November wurde Kathrin Gaal als Stadträtin für Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen bestätigt, zusätzlich ist die Favoritenerin und Mutter einer Tochter (15) seither auch Vize-Bürgermeisterin. "Heute" sprach mit ihr über die Corona-Krise und ihre Pläne für die nächsten fünf Jahre rot-pinke Koalition.

"Heute": Besonders Frauen sind derzeit in der Corona-Pandemie besonders gefordert. Der Spagat zwischen KInderbetreuung und Beruf verlangt vielen alles ab.

Kathrin Gaal: ""Das ist völlig richtig. Noch immer ist es so, dass die Hauptlast der Kindererziehung und der unbezahlten Arbeiten im Haushalt auf den Schultern der Frauen liegt. Die Doppelbelastung durch Home Office und Home Schooling trifft Frauen stärker als Männer. Und man erkennt durch diese Pandemie jetzt sehr klar, wie viele der sogenannten systemrelevanten Berufe zum Großteil von Frauen ausgeübt werden – etwa in Kindergärten, Supermärkten, Krankenhäusern. Wie Frauen das Land in der Krise am Laufen halten. Wir müssen hier sehr aufpassen, dass Frauen nicht zwischen Familie und im Beruf zerrieben und so die wahren Verliererinnen der Krise werden."

"Frauen dürfen nicht die wahren Verliererinnen der Krise werden".

"Vor diesem Hintergrund ist auch die Gratis-Ganztagesschule (Anm.: diesen Herbst wurden wienweit 70 kostenlose Ganztagesschulen etabliert, weitere sollen folgen) für Frauen sehr, sehr wichtig. Ebenso wichtig ist die Aus- und Weiterbildung. Die Stadt hat deshalb 2021 das Budget für die waff-Frauenförderprogramme um ganze 1,3 Millionen Euro – auf 10 Millionen Euro – aufgestockt. Eine wichtige Unterstützung– gerade in der Corona-Krise. Diese wichtige Initiative habe ich gemeinsam mit Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke auf den Weg gebracht. Besonders wichtig ist, dass nach der Krise nicht in Vergessenheit gerät, was Frauen als Heldinnen der Krise in sozialen Berufen, im Handel und Co Tag für Tag leisten. Sie verdienen reale Anerkennung."

"Heute": Die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen führen auch zu mehr häuslicher Gewalt. Wie steuert die Stadt gegen?

Kathrin Gaal: "Ja, das ist leider ein Problem und die Stadt tut hier viel, um Betroffenen zu helfen. Zum einen gibt es den 24-Stunden-Frauennotruf (01/71719), der wirklich rund um die Uhr besetzt ist seit kurzem auch Video-Beratung anbietet. Weiters haben wir in Wien vier Frauenhäuser und den Frauenhaus-Notruf (057722)die immer für Frauen in Gewaltsituationen da sind. In der Pandemie wurden die Frauenhäuser gleich zu Beginn der Ausnahmesituation mit Lockdown und Co. in Alarmzustand versetzt. Glücklicherweise haben die vorhandenen Plätze aber gereicht.“

"Ab 2022 wird ein Frauenhaus speziell für Mädchen und junge Frauen umgebaut"

"Wir ruhen uns aber nicht auf den Erfolgen aus. Bis 2022 wird Wien ein fünftes Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen haben. Die Gesamtzahl der Plätze steigt dann auf 225. Sobald diese Einrichtung fertiggestellt ist, wird eines der bestehenden Frauenhäuser zu einer Gewaltschutzeinrichtung speziell für Mädchen und junge Frauen umgebaut. Das Frauenhaus wird insgesamt 14 Plätze – zwölf reguläre und zwei Notplätze – haben und ist für gewaltbetroffene junge Frauen von 16 bis 22 Jahre bestimmt. Der Fokus hier wird besonders auf dem Thema Arbeitswelt liegen, dazu wird es eine Kooperation mit dem waff geben. So soll es gelingen, die jungen Frauen nicht nur vor Gewalt zu schützen, sondern auch für die Arbeitswelt und ein selbstbestimmtes Leben fit zu machen. Wir wollen hier junge Frauen und Mädchen, die Hilfe brauchen, auffangen. Wir wollen ihnen Schutz und ein neues Zuhause bieten. Wir wollen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, Hoffnung und Zukunft geben. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant."

"Heute": Ist es nicht nötig, beim Thema Gewalt gegen Frauen schon frühzeitig anzusetzen. Also bereits im Jugendalter – Stichwort Frauenbild?

Kathrin Gaal: "Absolut richtig. Daher habe ich gemeinsam mit dem damaligen Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky heuer in fünf Schulen das Projekt „Respekt: Gemeinsam stärker“ gestartet, das sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Ziel des Programms ist es, die Schulen umfassend bei ihren Herausforderungen zu unterstützen – von Vorurteilen, Abwertungen und Mobbing über soziale und kulturelle Spannungen im Klassenzimmer bis hin zu Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft. Ein Schwerpunkt ist das Stärken von Mädchen. Im Herbst hätte es an fünf weiteren Standorten ausgerollt werden sollen. Hier kam uns leider Corona in die Quere. Sobald es möglich ist, werden wir das Projekt wieder intensivieren und auch an Volksschulen zum Einsatz bringen.“

"Heute": Bleiben wir noch kurz bei Corona. Sie waren ja eine der ersten Spitzenpolitiker in Österreich, die sich infiziert haben. Wie geht es ihnen jetzt neun Monate danach? Haben sie Spätfolgen?

"Corona? Ich hatte zum Glück einen leichten Verlauf. Ich kann jetzt schärfer essen, mein Parfüm rieche ich aber bis heute nicht".

Kathrin Gaal: "Ich hatte zum Glück einen leichten Verlauf. Bis auf Mattheit, starke Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und die typischen Beeinträchtigungen des Geschmacks- und Geruchssinns hatte ich eigentlich kaum Symptome. Die letzten beiden Dinge sind mir leider geblieben. Ich kann zum Beispiel mein Parfüm nicht mehr riechen. ich verwende es aber trotzdem weiter. Und ich kann jetzt viel schärfer essen, als vor der Erkrankung. Das ist natürlich alles kein Weltuntergang. Aber wurscht ist es dir nicht, wenn du Blumen geschenkt bekommst, an ihnen riechst und – nix!“

"Heute": Also sind Maske und Abstandsregeln kein Thema für sie? Was ist mit der Impfung? Gehen sie hin?

Kathrin Gaal: "Doch, doch - ich halte mich an alle Maßnahmen. Zum einen weiß man ja nicht, wie lange man nach einer Erkrankung wirklich immun ist. Zum zweiten habe ich als Politikerin eine Vorbildfunktion. Ich trage also Maske, halte mich an Abstandsregeln, schüttle keine Hände. Ich werde mich auch impfen lassen, wenn die Impfung regulär für die Wienerinnen und Wiener verfügbar ist."

"Heute": Kommen wir noch zum Wohn-Thema. Nachdem offenbar immer öfter Gemeindebauwohnungen untervermietet oder nicht genutzt wurden, hat die Stadt ein Testprojekt gestartet, bei dem Detektive die Nutzung der Wohnungen überprüft haben. Wie läuft der Test?

Kathrin Gaal: "Die Detektive kamen zum Einsatz, wenn Wiener Wohnen sehr klare und einschlägige Indizien dafür gehabt hat, dass eine Gemeindewohnung nicht (mehr) als Hauptwohnsitz des Mieters genutzt wird, es bei Einbringung der Kündigung wegen Nicht-Nutzung (oder illegaler Untervermietung) vor dem Bezirksgericht aber zu Aussage gegen Aussage gekommen wäre. Das Projekt verlief sehr erfolgreich; die Detektive konnten zB. belegen, dass betroffene Mieter längst in anderen Bundesländern gelebt und die Gemeindewohnung quasi nur als Ferienwohnung genutzt haben. Aktuell läuft daher gerade der Prozess, dass Wiener Wohnen eine Kanzlei als fixen Partner für eine dauerhafte Zusammenarbeit sucht. Bislang haben wir 2020 mehr als 40 Missbräuche aufgedeckt."

"Heute": Bei der SPÖ-Klubtagung haben sie heuer "Alleinerziehend" als Anspruchsgrund für eine Gemeindewohnung angekündigt. Wie schaut es hier aus?

Kathrin Gaal: "Gerade für die wachsende Gruppe der Alleinerziehenden ist leistbarer Wohnraum besonders wichtig. Derzeit wird das komplette Wohnticket einer genauen Prüfung unterzogen. Die Evaluierung läuft. Wiener Wohnen arbeitet an einem groben Konzept, das sollte noch im ersten Halbjahr des kommenden Jahres vorliegen. Ich möchte dem nicht vorgreifen, halte auch nichts von Schnellschüssen. Ziel ist, aufbauend auf den ersten Grobkonzept ein gutes Gesamtkonzept zu entwickeln. Und das braucht Zeit. Fix ist jedenfalls, dass es nicht zur Koppelung der Miete an das Einkommen kommen wird. Darauf haben wir uns mit den Neos im Regierungsprogramm geeinigt."

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    Mike Wolf
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