Spitalskrise

"Kahlschlag" Geburtenstation schließt, Wogen gehen hoch

Die Schließung der Geburtenstation Bludenz sorgt für Kritik und weckt Sorgen um die medizinische Versorgung im ländlichen Gebiet.
Österreich Heute
11.09.2025, 12:04
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Die geplante Schließung der Geburtenstation im Landeskrankenhaus Bludenz ab 2026 sorgt in Vorarlberg für ordentlich Wirbel. Viele sehen darin schon einen Vorgeschmack auf die große Spitalsreform, die im Land bevorsteht. Wie sn.at berichtet, schlägt vor allem der Stand Montafon Alarm: Dort spricht man von einem "Kahlschlag" und macht sich Sorgen um die medizinische Versorgung am Land. Auch der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann (ÖVP) und die Ärztekammer Vorarlberg nehmen die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) ins Visier.

Der Präsident der Ärztekammer, Burkhard Walla, zeigte in einer Aussendung zwar Verständnis für die geplante Verlegung nach Feldkirch. Die KHBG begründet das Ganze mit zu wenigen Geburten und verweist auf ein eigenes Gutachten. Für Walla ist klar: "Die Sicherheit von Müttern und Kindern muss an erster Stelle stehen." Im selben Gutachten wird aber auch die Organisation und Kommunikation innerhalb der KHBG sowie Versäumnisse im Spitalsmanagement kritisiert. Walla stellt dazu klar: "Dieses Urteil wirft die Frage auf, ob die KHBG imstande sein wird, weit größere und umfassendere Zusammenlegungen und Verschiebungen von Abteilungen im Zuge der Spitalreform zu stemmen." Er betont, man werde Reformen unterstützen, "sofern die Rahmenbedingungen passen - dazu gehört auch ein funktionierendes Spitalsmanagement".

Das Land plant derzeit eine große Strukturreform im Spitalsbereich. Wegen steigender Abgänge beim Personal sollen zwar alle sieben Standorte erhalten bleiben, aber jedes Fach wird es künftig nur noch einmal pro Region – also im Norden und im Süden – geben. Eine "wohnortnahe Spitalsbehandlung" steht laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) nicht mehr im Mittelpunkt. Wie die Zusammenlegungen genau ablaufen, soll im Spätherbst feststehen. Rüscher kündigte gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" an: "Das wird richtig viel Wirbel geben, aber wir werden das durchziehen." Die Bürgermeister der betroffenen Städte wollen sich mit dem Ganzen aber nicht so einfach abfinden und haben bereits Widerstand angekündigt.

Die Geburtenstation in Bludenz war schon länger ein Thema. Immer wieder gab es Gerüchte über eine Schließung und im Sommer wurde die Station sogar zeitweise dichtgemacht. Das hat laut Bürgermeister Tschann nachhaltigen Schaden angerichtet und die Suche nach Personal erschwert. Er zeigt sich enttäuscht und verärgert über die Entscheidung ab 2026. Außerdem sei das betroffene Personal bisher nicht einbezogen worden – für ihn ein "klares Führungsversagen der KHBG". Tschann fordert verlässliche Strukturen für die regionale Gesundheitsversorgung in Bludenz.

Auch Daniel Sandrell (ÖVP), Bürgermeister von Gaschurn und Vertreter des Stand Montafon, spricht von einem "schweren Schlag für die gesamte Region". Er meint: "Schritt für Schritt werden zentrale Einrichtungen im ländlichen Raum geschlossen." Mit Blick auf die bereits geschlossene Nachsorgestation "Maria Rast" ortet er ein "alarmierendes Muster". Für das Montafon müsse zumindest ein anderer Weg der medizinischen Versorgung gesichert werden. Das Spital in Bludenz ist gerade für den Süden des Landes wichtig, vor allem für die Täler rundherum. Von Gaschurn nach Bludenz brauchst du rund 30 Minuten, nach Feldkirch bist du mindestens 45 Minuten unterwegs.

Die NEOS stellen sich hinter die Schließung. Für Sprecherin Claudia Gamon zählt die beste Versorgung und nicht der Standort. Die SPÖ sieht das ganz anders und spricht von einem "schwarzen Tag für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Bludenz". 4.400 Menschen haben laut SPÖ eine Petition zum Erhalt der Geburtenstation unterschrieben. Die VP-Gesundheitssprecherin Julia Berchtold nennt das Ganze einen "schmerzhaften Einschnitt für die Region", hält ihn aber aus medizinischer Sicht für unumgänglich.

{title && {title} } red, {title && {title} } 11.09.2025, 12:04
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